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Kirche - Pater Pantaleo
Ein Leben, ein Werk, eine Begegnung
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Sein Leben verbrachte Pater Mario Pantaleo größtenteils in Argentinien. 1970 entdeckte er, dass Gott ihm Heilkräfte verliehen hatte. Fortan sollte er sein ganzes Leben dem Dienst an den Kranken widmen. In der Provinz von Buenos Aires gründete er ein Hilfswerk. Nach seinem Tod kam es zur Begegnung zwischen seinen Freunden und der Bewegung von CL. Heute wird das Hilfswerk von CL und der Hilfsorganisation Avsi weitergeführt.

Mario Pantaleo pflegte um 3 Uhr morgens aufzustehen und täglich Hunderte von Personen zu empfangen. In einem der ärmsten Städtchen der Provinz von Buenos Aires schuf er fast 25 Jahre lang, im Rahmen seines Werkes, Jahr für Jahr eine zusätzliche Einrichtung - heute werden diese Strukturen von etwa 50.000 Leuten genutzt. Pater Mario Pantaleo, ein impulsiver Italiener, der sich 1948 auf eine Anfrage nach Priestern hin nach Argentinien begeben hatte, entdeckte in sich die außerordentliche Gabe, Krankheiten zu diagnostizieren und zu heilen und stellte diese Gabe in den Dienst der Bedürftigsten.
Am 19.August 2002, 10 Jahre nach seinem Tod, besuchten mehr als 5.000 Personen die Kapelle, in der Pater Mario bestattet ist, und hielten dabei die Photos kranker Angehöriger in den Händen, um Pater Marios Fürsprache zu erbitten. Die Außenwände des Häuschens, in dem er lebte - und das nun als Museum fungiert - sind mit Ex Voti für erlangte Gnaden tapeziert.
Ein Haus, eine kleine Kapelle und eine Kirche stellen den Kern des Obra del Padre Mario (Werk des Pater Mario) dar, das sich dreißig Kilometer südöstlich von Buenos Aires befindet, in einem Viertel namens Villa del Carmen in dem Städtchen Gonzàlez Catàn. Zahlreiche Einrichtungen und Dienstleistungszentren sind um diesen Kern herum angesiedelt, dicht nebeneinander, auf ca. 20.000 qm.
Als Pater Mario gegen Ende der 1960er Jahre dort ein kleines Grundstück erstand, sah alles noch ganz anders aus: es gab nicht mehr als ein paar ärmliche Häuser, umgeben von Schilf und Schlamm, unter denen er auch sein eigenes errichtete. Er, der 1915 im toskanischen Pistoia geboren und dort bis zum Alter von 12 Jahren im herrschaftlichen Haus seiner wohlhabenden Familie gelebt hatte, wählte ein bescheidenes Haus unter den Ärmsten. "Das gesamte Evangelium ist eine Parabel der Nächstenliebe - sagte Pater Pantaleo einmal in einer Predigt -: Christus gehorcht seinem Vater und verlässt die Ewigkeit des Himmels, um jede einzelne Kreatur zu umarmen. Und das, damit jede von ihnen einen eigenen Himmel, die Verzeihung, die Barmherzigkeit und die warmen Hände eines Bruders erfahre. Die Nächstenliebe verwandelt sich irgendwie in die größte Gnade, die Gott uns gewährt hat. Sie auszuüben verwandelt uns, an der Seite Christi, in Erlöser unserer Brüder."

Werkzeug des Willens Gottes
Als Mario Pantaleo als Missionar nach Argentinien kam, kannte und liebte er dieses Land bereits. Er hatte dort bereits im Alter von 12 bis 19 Jahren gelebt. Seine Eltern waren 1927 mit ihren 4 Kindern dorthin ausgewandert, um sich die Existenz, die sie im ersten Weltkrieg verloren hatten, wieder aufzubauen und durch den Klimawechsel den Gesundheitszustand des asthmakranken Sohnes Mario zu verbessern. Der Aufenthalt in Argentinien war jedoch für ihre Geschäftstätigkeit nicht besonders einträglich. Daher kehrten die Eltern wieder nach Italien zurück und vertrauten ihre Kinder vier Jahre lang einem von Salesianern geführten Internat in Cordoba an. Bei seiner Rückkehr nach Italien trat Mario in das Priesterseminar von Arezzo ein und wurde 1944 zum Priester geweiht.
Dieser kleine Mann - er maß ganze 1,51 Meter, der philosophische Artikel schrieb und sich nie von der Arbeit abhalten ließ, arbeitete zunächst als Seelsorger in zwei Krankenhäusern in der Provinz von Santa Fé. Dort nahm er sein Philosophiestudium auf und beschloss 1960, nach Buenos Aires zu ziehen, um es dort fortzusetzen (11 Jahre später sollte er das Studium abschließen); in der Hauptstadt wurde er zum Seelsorger des Eisenbahnerkrankenhauses ernannt. Anfang der 70er Jahre, als Pater Pantaleo einen Kranken besuchte, um ihm die Krankensalbung zu geben, entdeckte er, über Heilkräfte zu verfügen. Zur Überraschung aller Umstehenden und seiner selbst, zeigte sich nämlich im Gesundheitszustand des Sterbenden eine Besserung, sobald der Priester ihm die Hände auflegte. Die Nachricht verbreitete sich in kürzester Zeit und Pantaleo wurde zum Gegenstand aller möglichen Presseartikel, die die Bischöfe zunächst irritierten. "Ich bin nichts weiter als ein Werkzeug der Entscheidung Gottes, seiner heilenden Kraft auf Erden", erklärte Pater Mario. Anfangs empfing er die Kranken in den Häusern wohlhabender Familien und weigerte sich, für seinen Dienst Geld anzunehmen.
"Ich litt seit fünf Jahren an einem hämorrhagischen Unterleibskrebs. Man hatte mir gesagt, ich hätte noch 3 Monate Lebenserwartung. Eines Tages erzählte mir mein Mann, der Arzt war, von einem Priester, der Heilkräfte besäße," so Frau Perla, die heute dem Werk von Pater Mario vorsteht. "Ich gebe zu, dem gegenüber sehr skeptisch und etwas irritiert gewesen zu sein, weil ich eine gläubige Katholikin bin und es mich störte, dass ein Priester sich mit derlei Sachen abgab. Auf die Bitte eines meiner Kinder suchte ich ihn jedoch im Haus einer in Buenos Aires bekannten Familie von Großgrundbesitzern auf, wo er die Kranken zu empfangen pflegte. In einem unmöblierten Zimmer standen die Leute an die Wände gelehnt. Ich schaute ihm zu, wie er mit der Hand über einige Körperteile fuhr, ohne diese zu berühren. Mit einer Zigarette in der Hand näherte er sich mir, ohne zu sprechen und hielt seine Hand vor meinen Unterleib. Woher wusste er, dass der Krebs dort war? Heute noch staune ich darüber, wenn ich daran denke. Ich spürte sofort, dass die Blutung aufgehört hatte". Frau Perla hat nicht mehr an Blutungen gelitten und hat sich auch nicht mehr von Pater Mario getrennt. Sie wurde seine Assistentin und wichtigste Mitarbeiterin in der Errichtung des Werkes in Gonzàlez Catàn, wohin sich Pantaleo, sooft er konnte, begab, bis er schließlich 1976 von der Kirche die Erlaubnis erhielt, dort zu leben und zu arbeiten.
Zwischenzeitlich stellte sich Pater Mario in einem ihm geschenkten Haus in der Innenstadt von Buenos Aires gänzlich in den Dienst der Kranken, von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags, unterbrochen nur von einer Mittagspause und einer kurzen "Siesta". Er gönnte sich nicht mehr als 7-8 Tage Erholung im Jahr, die darin bestand, Freunde in verschiedenen Ländern aufzusuchen, die ihn ebenfalls mit Scharen heilungsbedürftiger Kranken erwarteten. Die Polizei und einige Kassenärzte ließen ihn verfolgen, man bezichtigte ihn, medizinische Behandlungen vorzunehmen, ohne über die entsprechende Ausbildung zu verfügen. Mit einer kämpferischen Entschlossenheit, wie man sie selten findet, immatrikulierte er sich daraufhin im Alter von 63 Jahren wieder an der Universität und hatte nach 2 Jahren seinen Abschluss in Psychologie in der Tasche. Im gleichen Haus, in dem er die Kranken empfing, lernte er Sonntags mit seinen jungen Kommilitonen.
Wer ihn kennen gelernt hat, versichert, dass er nur schwerlich zum Aufgeben bereit war, selbst wenn seine Vorhaben scheinbar unmöglich erschienen. Das bezeugt auch sein Zusammentreffen mit Johannes Paul II. Zutiefst bewegt von der Genehmigung des Heiligen Stuhls, die Kirche in Gonzàlez Catàn dem Cristo caminante (Christus unterwegs) weihen zu dürfen - und ihr somit einen nicht im liturgischen Kalender enthaltenen Namen zu geben, wollte er dem Papst persönlich danken und begab sich 1979 nach Rom. Inmitten der Menschenmenge auf dem Petersplatz bat er eine Wache der Schweizer Garde, ihm zu erlauben, dem Papst persönlich ein aus Argentinien mitgebrachtes Geschenk zu übergeben, wenn der Papst an dem Platz, wo er sich befand, vorüberfahren würde. Die Wache entgegnete ihm, aus Sicherheitsgründen könne sie diesem Ansinnen unmöglich stattgeben. Als Pater Marion den Mann ansah, fragte er ihn nach dem Knieleiden, das ihm große Schmerzen verursache, das der Mann jedoch mit keinem Wort erwähnt hatte. Pantaleo legte ihm die Hände auf und erleichterte sein Leiden. Dann erneuerte er seine Bitte und als das Papamobil an jenem Vormittag heranrückte, blieb es neben Pater Mario stehen und man erlaubte ihm sogar, es für die kurze Zeit zu besteigen, die er brauchte, um den Heiligen Vater zu umarmen und ihm sein Geschenk zu übergeben.

Im Dienste der Bedürftigen
Als Dank für die durch ihn bewirkten Heilungen erhielt Pater Mario die verschiedensten Geschenke (Kunstwerke, Bekleidung, Lebensmittel), die er verkaufte oder den Armen schenkte, bis seine Freunde ihn überzeugen konnten, Geld für den Bau der Kirche und der Hilfswerke entgegen zu nehmen, die er so sehr aufzubauen wünschte. Auf diese Weise hatte er binnen dreier Monate das Geld für den Kauf eines Grundstücks für die Kirche zusammen. Kurze Zeit später konnten weitere Gebäude errichtet werden: eine Kinderkrippe, ein Kindergarten, eine Grund- und Mittelschule, eine Behindertenwerkstätte, ein Ärztehaus, eine Tagesstätte für Senioren sowie ein Sportzentrum.
Im Viertel Villa Carmen wohnen etwa 120.000 Personen, mehr als die Hälfte ist arbeitslos. Die für Wasser, Gas und Licht benötigten Infrastrukturen fehlen, und die Leute können nur unter großen Schwierigkeiten ihre notwendigsten Bedürfnisse erfüllen. Die Dienstleistungen des Werks von Pater Mario haben die Gestalt dieses Viertels jedoch grundlegend verändert. Das erzieherische Angebot (von der Kinderkrippe bis zur Fachhochschule) erreicht 2.600 Schüler, das Ärztehaus behandelt jährlich mehr als 30.000 Patienten; annähernd 200 Behinderte und 70 Senioren finden in den jeweiligen Tagesstätten Aufnahme, und mehr als 7.000 Jugendliche und junge Leute üben hier die verschiedensten Sportarten aus. "Pater Mario sorgte sich wenig um sich selbst, er hat seine ganze Zeit dem Werk und den Leuten gewidmet, die sich um Hilfe für Leib und Seele an ihn wendeten", erzählt Perla, die ihm in seinem letzten und größten Anliegen zur Seite stand: der Suche nach Unterstützung in der Fortführung seines Werkes, wenn er einst nicht mehr da sein würde. Gemeinsam suchten sie argentinische und ausländische Orden und Stiftungen auf. Sie flogen sogar zu Mutter Teresa von Kalkutta, die Interesse für das Werk zeigte, jedoch auf die Schwierigkeit aufmerksam machte, dass das Werk von Pater Marion einen wichtigen Akzent auf die Erziehung lege: "Meine Schwestern sind großteils Analphabetinnen", entschuldigte sie sich.

Geleitet von der `Anziehungskraft'
Pantaleo starb 1992, ohne die Unterstützung gefunden zu haben, die er suchte. Er setzte Frau Perla als Vorsitzende seines Werkes ein und sie, die geglaubt hatte, durch den Tod des Paters `den Kompass und das Alphabet' verloren zu haben, ließ zwei Jahre verstreichen, ohne recht zu wissen, was sie tun sollte. Dann machte sie sich wieder auf die Suche nach jemandem, der das Ideal, das Pater Marios Werk hatte aufleuchten lassen, aufrechtzuerhalten vermochte.
"Um diese meine Sorge wissend, lud mich Eleonora von der Bewegung Comunione e Liberazione zur Vorstellung eines Buches von Monsignore Giussani zu einem Treffen in Buenos Aires ein, an dem auch der Erzbischof teilnahm", erzählt Frau Perla. Zutiefst von dem über diese Bewegung Gehörten beeindruckt, wandte sie sich am Ende der Buchvorstellung unverzüglich an den Erzbischof, Kardinal Bergoglio, und teilte ihm ihre Absicht mit, mit der Bewegung Kontakt aufzunehmen. Der Kardinal ermutigte sie darin, und so fing sie an, "auszukundschaften, was CL war". Im Juni hatte sie eine Audienz bei Johannes Paul II., und auch diesem tat sie ihre Absicht kund. So begannen eine Reihe von Begegnungen, die in zwei Projekte der Hilfsorganisation Avsi mündeten, die die Armutsbekämpfung bei Familien und Jugend sowie Patenschaften zum Ziel haben und bereits angelaufen sind.
Perla hatte sodann den Wunsch, Don Giussani persönlich kennen zu lernen. Im vergangenen Oktober wurde sie von der Interamerikanischen Bank für Entwicklung eingeladen, in Mailand einen Vortrag zu halten. Sie reiste hin, obwohl ihr die Ärzte davon abrieten, weil sie dachte, dass sie bei dieser Gelegenheit Don Giussani kennen lernen könnte. Und so war es dann auch: "Es war ein bewegendes Zusammentreffen, das mich an meine erste Begegnung mit Don Mario erinnert hat", sagte Perla, die mit ihren 76 Jahren gesteht: "Ich hatte Gelegenheit, mich in CL zu verlieben. Und hier bin ich nun, bis über die Ohren verliebt in euch alle, verliebt in das Leben, weil ich nach dieser schrecklichen Suche in den vergangenen Jahren endlich zur Ruhe gekommen bin."
Seine Fortsetzung findet das Werk von Pater Pantaleo nun, indem es einer außergewöhnlichen Attraktivität nachfolgt, die Menschen untereinander zu Freunden macht.
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