Editorial
«Christus ist auferstanden. Ganz ohne mein Zutun!»
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Auch Kardinal Ratzinger hat sich
mittlerweile besorgt über die Zukunft dieser unserer Gesellschaft
geäußert, die historisch aus der Anerkennung des
unendlichen Wertes jeder menschlichen Person hervorgegangen ist. Und eine ganze
Reihe liberaler, nicht unbedingt gläubiger Politiker teilt - aus ihrer
eigenen Sicht heraus - seine Sorge. Die Probleme, die derzeit von innen und
außen auf die europäische und überhaupt auf die westliche
Gesellschaft zukommen, drohen einen Schlussstrich unter eine Epoche zu ziehen,
die über Jahrhunderte an dem Ideal festgehalten hat, die Person als das zu
achten, was sie ist: Beziehung zum Unendlichen. Mit diesem Schlussstrich
würden jedoch auch all die großen Errungenschaften, die Freiheit und
die Toleranz wieder verloren gehen, die diese Gesellschaft – trotz allen
Verrats an ihrem Ideal – in die Welt gebracht hat.
Die Entdeckung der Personwürde
verdanken wir dem Wirken Christi. Er war es, der dem Aussätzigen die
Würde eines Königs zuerkannte, dem Sklaven die Würde eines
Freien, der Frau die gleiche Würde wie dem Mann. Er hat der Geschichte
einen Wert zugewiesen, ja mit Ihm kam dieser Wert selbst in die Geschichte.
Deswegen geht die gegenwärtige Krise
in besonderer Weise die Christen an, fordert gerade sie heraus.
In einem an Spuren gerichteten Brief fragt
sich David Jones, ein Major des amerikanischen Heeres, der für die
Ausbildung von Rekruten zuständig ist, wie man als Christ durch die
‘Hölle’ des Krieges gehen könne. Er schreibt:
«Christus hat uns nicht
versprochen, dass alles einfach, schmerzfrei und ohne Opfer von der Bühne
ginge». Und einige Zeilen zuvor: «Christus ist auferstanden! Ganz
ohne mein Zutun! ... Die vielbeschworene neue Zivilisation der Liebe ereignet
sich, wenn man der Weggemeinschaft Christi folgt, inmitten des Chaos, der
Verwirrung und des Massakers dieser Welt. Hier und jetzt!».
Die Medien und die von ihnen um den
Äther gesandten Bilder haben uns alle gewissermaßen an die Front
geschickt, wo das Grauen greifbar und die Sinnfrage unausweichlich werden.
«Diese Woche», so fährt Major Jones in seinem Brief fort,
«wurde mir der Tod einer meiner Rekruten gemeldet. Ich hatte die Familie
zu verständigen, begegnete der aufgelösten Mutter. Wie schnell
verfällt man doch dem Nihilismus …».
Weltweit bestimmen Konflikte das Bild, und
doch ist da das Ereignis von Ostern, das seit 2000 Jahren die provokante
Botschaft in alle Welt trägt: «Der Sieg von Ostern ist der Sieg der
Unsterblichkeit. Und der Sieg von Ostern ist somit das christliche Volk. Dies ist
der Sieg Christi über jeglichen ‘Sieg’ des Nichts». Don
Giussani hob dies auf den letzten Exerzitien der Fraternität von CL
hervor. Und Major Jones schreibt, er trage diese Worte im Herzen und erfahre
ihren Sinn im Hier und Jetzt seiner christlichen Berufung im amerikanischen
Heer.
Das zeigt: Hoffnung braucht keine
großen Worte und macht sich nichts aus Utopien. Hoffnung hat nur, wer
bereits jetzt Zeuge des Anbrechens einer neuartigen Welt wird, in der ein Volk
lebt, das alles als etwas anzunehmen weiß, das unserem Wohl dient.
Menschenunmöglich, ein solcher Sieg. Aber eben deshalb hat sich ja Gott
unter uns begeben.
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