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AVSI - Sierra Leone
Ein Ort für die Studenten im Kolleg


Land: Sierra Leone
Stadt: Freetown,
Projekt: In der Hauptstadt von Sierra Leone, unterstützt Avsi ein Zentrum für Jugendliche im Rahmen des Margai Kollegs.
Die Avsi baut eine Kapelle im Milton Margai Kolleg, um Aktivitäten der christlichen Studenten zu fördern. Und zugleich unterstützt sie eine christliche Einrichtung als Verbindungsglied zwischen der Holy Family School und der Hochschule.

Das Milton Margai Kolleg für Pädagogik und Technologie ist eine Einrichtung, die in Freetown in den ersten Jahren der Unabhängigkeit durch eine Initiative von Sir Milton Margai gegründet wurde. Margai war Anhänger der unabhängigen Nationalpartei, überzeugter Christ und erster Premierminister von Sierra Leone. Das Kolleg ist im Moment Teil der Universität von Freetown und ermöglicht die Ausbildung zum Lehramt. Etwa 3.500 Studenten besuchen das Kolleg, davon sind 1.300 Katholiken. Die Statuten sehen vor, dass es in der Einrichtung auch Orte für religiöse und soziale Aktivitäten geben kann.
Bislang ist ein islamisches Zentrum entstanden und protestantische Kirchen haben Projekte einer ständigen Präsenz im Kolleg entwickelt, um ihre Anhänger zu unterrichten. Obwohl es auch einen katholischen Kaplan gibt, der auch die Hochschulseelsorge koordiniert, war es bislang nicht möglich, Räumlichkeiten für Aktivitäten der katholischen Studentenschaft im ökumenischen Geiste zu errichten.
Ein Projekt von Pater Berton liegt aber schon vor. Es sieht eine Kappelle vor sowie eine Bibliothek, die katholischen und nicht katholischen Studenten des Kollegs offen stehen soll. Das Projekt fügt sich in das große Werk Pater Bertons vor und während des Bürgerkrieges ein. So ermöglicht die Family Homes Movement-Stiftung vielen Straßenkindern und Kindersoldaten ein neues Leben entweder in der Ursprungsfamilie oder als Adoptivkind. Das Zentrum Saint Michael führt diese Initiative als erstes Projekt der Avsi in Sierra Leone durch. Sie ist zugleich die wichtigste Herausforderung beim Wiederaufbau dieser geprüften aber hoffnungsvollen Nation.

Vom erzieherischen Abenteuer zum «erzieherischen Wagnis»
Pater Bepi Berton
Ein Missionar, der seit vielen Jahren in Sierra Leone ist, erzählt, wie die Idee eines Zentrums für Jugendliche entstanden ist

Es ist nicht einfach, seelsorgerische Entscheidungen zu fällen, die allgemein verstanden werden, besonders für uns Missionare, die wir in einer kulturellen Umgebung leben, die nicht immer ausreichend verinnerlicht wird. Die oberflächlichen und äußeren Aspekte einer fremden Kultur kann man natürlich imitieren, aber eine Kultur so zu verinnerlichen und sie sich so zu eigen zu machen, dass sie dich in den seelsorgerischen Entscheidungen leiten kann, ist eine sehr schwierige Sache, wenn nicht gar unmöglich. Sicher sollte die Ortskirche möglichst schnell entstehen. Allerdings sollte man in der Zwischenzeit Fehler vermeiden, die sich negativ auf die Zukunft auswirken.

Missionarische Wahl
Leider kritisierten selbst Missionare in verantwortlicher Position, die Erziehung als das Wichtigste zu erachten. Oft wird diese Entscheidung nicht grundsätzlich kritisiert, sondern verwässert, wenn nicht sogar zur Seite geschoben. Unter Erziehung verstehe ich hier nicht, Schulen aufzubauen, wiewohl auch das nötig ist. Besser würde ich es mit einem Satz von Giorgio Paolucci von der italienischen katholischen Tageszeitung Avvenire ausdrücken: «Die Entwicklung fördern, bedeutet nicht nur die Finanzlage im Süden der Welt zu verbessern. Die Hilfen dienen nicht selten dazu, die Oligarchien und lokalen Bürokratien zu bereichern, wie es zahlreiche Fälle in diesen Jahren beweisen. Die Unterstützung erreicht nicht die Bevölkerung und verschärft damit bereits die bestehenden Verhältnisse. Das Herz der Entwicklung ist der erzogene und angeleitete Mensch, der sich seiner Würde und der Bedeutung seiner Existenz bewusst ist, der auf ein Ziel zugeht und die wesentliche Bedeutung der Caritas wiederentdeckt: Das bewegende Geschenk seiner selbst an den Nächsten, die Liebe für die Bestimmung des Nächsten, die einen anhält, sich seiner geistigen und materiellen Bedürfnisse anzunehmen.»

Auf der Suche nach einer Kapelle
Ich habe einen Freund, der Kaplan im Kolleg der Universität von Freetown ist, wo die Lehrer sich darauf vorbereiten, die künftige Generationen zu unterrichten: das Milton Margai Kolleg für Erziehung und Technologie. Ursprünglich ist es ein christliches Kolleg. Ich besuchte meinen Freund, um ihm für seine wichtige Rolle als «Erzieher der Erzieher» zu gratulieren. Die Straße vermittelte nicht wirklich den Eindruck, als ob sie zu einer Universität führen würde und ich begann mich zu fragen, ob die Institution wirklich so wichtig sei. Mein Gesicht wurde noch länger, als ich am Eingang bemerkte, dass dort das islamische Zentrum dominierte. Schönes islamisches Zentrum, dachte ich mir. Aber Du wirst sehen, so sprach ich mir Mut zu, welche Kirche, welche Kapelle du dort finden wirst. Die Augen ein wenig schließend, um mich nicht von der überall herrschenden Achtlosigkeit ablenken zu lassen, konnte ich die gewaltigen Ausmaße und Anordnung der Gebäude wertschätzen, das ungezwungene Betragen so vieler junger Leute, die würdevoll die Alleen bevölkerten, leider auch die Überfüllung in den Schlafsälen. Im Ganzen war ich jedoch beeindruckt, wenn auch nur deswegen, weil ich ein Leben beobachten konnte. Und ich suchte die Kapelle, doch vergebens.

Das Haus des Kaplans
«Der Kaplan wohnt dort», wies mir ein Student den Weg. Um es kurz zu machen, er wohnte quasi zur Miete in einer der vielen Häuschen, die die Universität für die Lehrer errichtet hat. Die Messe zelebriert er in der Aula, wo auch Religion gelehrt wird: die Bibel, der Koran, der Hinduismus und alles andere. Ich fragte ihn, warum niemals ein Ort, mit dem sich unsere Christen und Katholiken identifizieren könnten, errichtet wurde. Er antwortete: «Die Universität hat mir zwar das Terrain für die Kapelle gegeben, aber bald wird der Druck von außen den Direktor zwingen, es mir wieder wegzunehmen. Allein schaffe ich es nicht, ein christliches Zentrum zu errichten, das unseren Studenten hilft, sich mit ihrem Glauben zu identifizieren.» Ich kam mir wie ein Mensch vor, der allmählich von Mutlosigkeit befallen wird. So begann mich die Idee zu verfolgen, dass ich etwas tun müsse. Ich las von neuem den Satz aus dem Artikel des Avvenire. Bis ich diesen Sommer darüber mit Don Carrón sprach. Nun endlich kommt das Projekt der Avsi, um dort eine Kapelle zu bauen. Und damit setzt sich das große erzieherische Abenteuer, das große erzieherische Wagnis in Sierra Leone fort, oder besser, es geht seiner Krönung entgegen.