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Don Giussani - Monumentale
Täglich besuchen Hunderte Personen das Grab von Don Giussani
Gian Guido Vecchi

«Entschuldigung, wissen Sie zufällig, wo Don ?.?» «In diese Richtung». Man braucht nicht einmal den Namen zu nennen, der Friedhofwärter weiß schon, wer gemeint ist. «Seit er hier ist, ist es jeden Tag so. Am Wochenende kommen mehr als 500 Leute und jetzt, an Allerseelen, sind es natürlich noch mehr.» Ununterbrochen pilgern die Menschen zum Grab von Don Giussani und am Grabstein hängen bereits drei Ex-Voto-Herzen.
Der Friedhofwärter weist die Richtung: «Sehen Sie die Arkaden da hinten? Sie gehen nach rechts und nach etwa 20 Metern sehen Sie das Grab.» Eigentlich wäre Nachfragen überflüssig. Auf dem Friedhof sind auf dem Fußboden verschiedene Wegzeichen: gelbe Margeriten führen zum Beispiel zum oberen Stockwerk des «Famedio», zu den Gräbern berühmter Persönlichkeiten. Da sieht man einen Strauß Feldblumen am Grabmal von Alessandro Manzoni, Rosen für Carlo Cattaneo, Chrysanthemen vor der Büste von Giuseppe Verdi. Aber die meisten Besucher befinden sich im Erdgeschoss des «Famedio», in der Krypta, wo weitere berühmte Mailänder bestattet wurden, wie etwa Giorgio Gaber, Peppino Meazza, Aldo Aniasi oder Ambrogio Fogar. Vor den Grabsteinen sind Blumen von Freunden, Verwandten und Verehrern zu sehen.
Einige Meter weiter ist der Durchgang von einer Menschenmenge fast versperrt: ganze Familien, Jugendliche, jede Menge Kinder stehen auf dem Weg. Mit der Zeit bedecken Dutzende Blumen sowie weiße und rote Kerzen den Fußboden vor dem schlichten Grabstein mit der Inschrift: Don Luigi Giussani, 15-10-1922, 22-1-2005. Oberhalb steht der Satz «Oh, Gottesmutter, du gibst unserer Hoffnung Gewissheit!» Der Gründer von Comunione und Liberazione hatte ihn als Grußwort für die Wallfahrt nach Loreto am 16. Oktober 2004 geschrieben, anlässlich des 50jährigen Bestehens der Bewegung. «Dieser Satz ist für die ganze Kirchengeschichte von größter Bedeutung. In ihm kommt das Christentum in seiner Fülle zum Ausdruck. "Oh, Gottesmutter, du gibst unserer Hoffnung Gewissheit!" Dieser Satz weist auf die Blüte der Dinge hin ...».
Man spürt an diesem Ort eine Stille ohne Schwermut. Manche beten leise, andere stehen einfach mit geschlossenen Augen da. Ein Mann mit einem auffälligen Schnurbart, in ledernem Motorrad-Anzug und Schutzhelm drängt sich ziemlich entschieden nach vorne, um eine angezündete Kerze vor den Grabstein zu stellen. «Ich bin mit dem Motorrad von der Schweiz hierher gekommen ...» Drei silberne Ex-Voto-Herzen hängen am Grabstein, namenlos. Eine blonde junge Frau, mit einem Kind in den Armen, lächelt dabei: «Ich bin da, um Don Giussani zu besuchen.»
Auch die Leute, die zufällig vorbeikommen, bleiben erstaunt stehen. Manche beobachten das Ganze und machen ein Kreuzzeichen. Mailand wird nie diesen Priester vergessen, der im Oktober 1954 in die 9. Klasse des Berchet-Gymnasiums eintrat und dabei «das Wagnis der Erziehung» eingehen wollte. Damals brachte er einen Plattenspieler mit in den Unterricht, um die Existenz Gottes zu beweisen. «Ich spielte den Schülern Platten von Chopin, Beethoven vor ...» Vielleicht strahlen die Anwesenden deswegen eine gelassene Heiterkeit aus. Das ist die Schönheit des Glaubens, von der der damalige Kardinal Ratzinger in der Predigt bei der Beerdigung Don Giussanis im Dom zu Mailand sprach: «Dies war seine große Kraft, zu wissen: Du bist bei mir.»