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Briefe
Briefe Dezember 2007
Zusammengestellt von Paola Bergamini

Das Weihnachtsplakat
Das Bild, das dieses Jahr als Weihnachtsplakat ausgewählt wurde, ist eines der berühmtesten Werke von Gregorio Fernandez, einem spanischen Bildhauer aus Galizien. Er kam um 1600 zur Welt und starb 1656. Sein Werk Die Geburt Christi ist Teil eines großen Altars, den er für die Erzengel-Michael-Kirche in Vitoria im Baskenland schuf. Fernandez erstellte dieses Werk auf der Höhe seiner Schaffenszeit, von 1624 bis 1632. Er gehörte zu einer bedeutenden Schule, die sich in Spanien nach den Erfahrungen von Alonso Berruguete entwickelt hatte. Dieser Bildhauer brachte nach einem Aufenthalt in Italien, bei dem er auch direkten Kontakt zu Michelangelo aufnahm, einen neuen Stil nach Spanien, der in der Überfülle des Barock doch von einem Realismus gekennzeichnet blieb. Die Skulptur Fernandez´ kann man parallel zur großen Schule der «Sacri Monti» in Italien sehen, die sich um die gleiche Zeit entwickelte. Diese Skulptur entspringt unmittelbar dem Ansinnen der katholischen Kirche, auf die protestantische Propaganda zu antworten: Sie verbindet Anbetung und Verkündigung. Einerseits bleibt sie der Geschichte des Evangeliums treu, zeigt aber gleichzeitig auch eine große Unmittelbarkeit. Die Wucht des Barock verbindet sich mit dem Wunsch, dem Geschehenen so nah wie möglich beizuwohnen. Fernandez griff auch immer wieder auf unterschiedliche Materialien zurück, um diese Dimension der Wahrscheinlichkeit zu unterstreichen. So benutzte er beispielsweise in anderen Werken Elfenbein für Zähne oder Steine für Augen. Aus einer ähnlichen Intuition heraus fügten die Bildhauer des Sacro Monte ihren Werken Stoffe für Kleider hinzu oder vollendeten sie mit Haaren aus Pferdemähnen. Das Ergebnis zeigt dann eine menschliche Nähe, die jeden überrascht. Es kommt bei Gregorio Fernandez der Wunsch zum Ausdruck, die Distanz zwischen dem Geschehen und dem Alltag zu überbrücken. Es ist eine einfache und aufrichtige Begeisterung, die sich in der Wahrheit der Darstellung mitteilt und sich auf den Betrachter überträgt. Das gilt nicht zuletzt für den wunderschönen Hirten, der sich über die Krippe beugt und das Lämmchen zeigt, das er als Geschenk mitgebracht hat.
Giuseppe Frangi

Das Bedürfnis des anderen
Lieber Don Carrón
Ich bin vor zwei Monaten nach Lima in Peru gezogen, um dort ein neues «Arbeitsabenteuer» in einem Projekt der AVSI zu beginnen. Ich kam eine Woche nach dem schrecklichen Erdbeben an, das die Städte im Süden Limas erschüttert hatte. Mit Daniele und Riccardo besuchten wir die Orte des Erdbebens. Dabei kam uns sofort der Wunsch, den Erdbebenopfern mit einem Projekt zu helfen. Ich bin täglich von Menschen umgeben, die alles verloren haben und ich frage mich oft, was ich konkret für sie tun kann. Ich erzähle das, weil die Bewegung mich gelehrt hat, den anderen mit einem Blick anzuschauen, der alles durchdringt und den Wunsch nach Glück aufscheinen lässt. Das erste, was mir in den Sinn kam, war die Erfahrung, die ich zu Zeiten des CLU in Turin gemacht habe, mit der Hausaufgabenbetreuung bei den Schwestern. Jetzt, angesichts dieser Menschen, durch ihre Bitte um Hilfe hindurch, meldet sich erneut die Bitte um Glück in meinem Leben. Das Bedürfnis des anderen ist das meine geworden. Ich möchte vor allem von einer Erfahrung vor etwa zwei Wochen berichten. Unser Freund Don Michele kam mit 25 Helfern nach Grocio Prado, um beim Wegräumen des Schutts und beim Abreißen der halbzerstörten Häuser zu helfen. Wir feierten die Messe in dem Viertel, wo wir arbeiteten. Plötzlich hielt ich inne und fragte mich, was hier eigentlich geschehe. Ich möchte damit sagen, dass der Gestus der Messe an diesem Ort in den Augen eines Passanten als ein völlig unangemessener erscheinen könnte. Doch beim Gang zur Kommunion begriff ich die Größe dieses Gestus. Denn Gott erreicht uns überall. Wir müssen vor allem verfügbar sein, um Ihn zu empfangen, wir müssen die Türen des Herzens für Christus offen halten. Sicher, es baut keine Häuser wieder auf, es lässt kein Brot vom Himmel regnen; nein es geht weit darüber hinaus: Es lässt uns begreifen, dass die ganze Wirklichkeit von der Größe Christi durchdrungen ist. Dazu brauchen wir aber eine Person, die uns aus unserer Zerstreuung weckt. Noch nie hat sich mir so deutlich die Notwendigkeit gezeigt, meine Arbeit mit den Freunden des Seminars zu beurteilen, wie in diesem Augenblick.
Simone, Bellonio (Lima)

Am Morgen
Lieber Julian, ich danke dir für das, was geschehen ist und was wir gemeinsam gelebt haben, und dafür, dass du uns so gern hast. Für mich ist es ein neues, unerwartetes Leben! Heute Morgen, als ich aufgewacht bin, habe ich meine Frau und meine Kinder im Bett angeschaut, die noch schliefen, und ich habe mir gedacht: «Er ist auch hier!». Und so bin ich froh zur Arbeit gegangen und habe an euch alle gedacht (an einen nach dem anderen mit Namen). Ich bin Jesus dankbar für diese Gnade, für das, was geschieht, und ich sehne mich danach, die Wirklichkeit von heute so zu leben wie er es will, aber gewiss, werde ich von hier nicht wieder umkehren! Als ich ins Büro kam, habe ich zu mir gesagt: «Jesus, ich will, dass Du mir fehlst, dass ich Dich auch heute vermisse !»
Dario

Ein vernünftiger und zärtlicher Blick
Vor ein paar Tagen kam unsere Freundin Nancy zu uns zum Abendessen und teilte uns eine wunderbare Entscheidung mit: Ihren Wunsch, sich zum Katholizismus zu bekehren. Als sie uns von davon erzählte, habe ich ergriffen an den Weg gedacht, den wir in diesen zwei Jahren gemeinsam gegangen sind. Ein Weg, dessen Spur gezeichnet war von der Beziehung zu Don Giussani, durch das Seminar der Gemeinschaft und unser Miteinander. Sie sprach immer wieder davon, wie die tägliche Arbeit über das Seminar der Gemeinschaft Vernunft und Zärtlichkeit in die Art und Weise sich selbst und die Wirklichkeit zu sehen, gebracht hat. Sie erzählte uns vom Angelus und wie dieses Gebet, diese Mitteilung des Engels, all das beschreibt, was sie immer schon gesucht hat. Dieses Wunder, dass das geschehen ist, ist ein großes Zeichen für mein Leben, ein Zeichen dafür, dass ich Freund und Begleiter bin, weil ich gehorche. Ich sage Ja zur Berufung, die Gott durch diese Geschichte in mir geweckt hat. Wie oft habe ich an «neue» Formen gedacht, um die Bewegung einzuführen. Es ist die Entscheidung und die Liebe zu dem, was sie ist, so wie sie ist. Und das entspricht dem Ausbruch an Kreativität, der Sehnsucht nach Fülle, die mein Leben kennzeichnet. So wie der Herr es mir mit diesem Wunder zeigt, ist die Fülle meines Lebens nicht die Form, wie ich sie mir vorstelle, sondern die Liebe zu dem Weg, den er uns weist.
Guido, Los Angeles

Der Ehrengast
Hätte mein Religionslehrer der Klasse nicht vorgeschlagen, am Treffen von der Lehrerin Frau Morra teilzunehmen, und wären wir nicht hingegangen (um eine bessere Note für unsere bloße Anwesenheit zu bekommen), und hätten wir am Ende des Kurses nicht gemeinsam zu Abend gegessen, dann hätte die Lehrerin nie die Gelegenheit gehabt, mich zum Sommerlager einzuladen. Und warum habe ich gesagt, dass ich mitkomme? Wegen der Gegend, sicher eine sehr schöne Gegend, weil es nicht allzu viel kostete, weil ich wie immer neugierig war. Das alles hat dazu beigetragen, und auch etwas, das nicht in der Einladung stand, ein Gefühl, das mich gedrängt hat, die Koffer zu packen und loszufahren, ohne jemanden zu kennen. Ich spürte, dass in meinem Leben etwas fehlte, ich fühlte mich einsam. Denn ich hatte gerade eine schlimme Erfahrung durchgemacht, die mir eine sehr schmerzhaft Wunde zugefügt hatte. Du gehst am Abend mit «Freunden» aus: Du tanzt und überschreitest auch die Grenzen und am Anfang ist es schön, du glaubst das Leben zu leben. Du glaubst, dass dich nichts aufhalten kann. Dann beginnen die Abende sich zu wiederholen und du willst mehr: Du willst mehr von den Leuten, von den Abenden. Plötzlich bemerkst du, dass du dich unter Unbekannten befindest, und im Pub, vor einem Glas Bier und neben dem x-ten Jungen, der dich haben will, nur um eine weitere Trophäe für seine Vitrine zu sammeln, fragst du dich: «Was mache ich hier überhaupt?». Ich fühlte mich einsam. Um mich zu trösten versuchte ich, stark zu sein, eisig, undurchdringlich. Es macht Angst, sich zerbrechlich zu fühlen, und auf einen Schlag fühlte ich mich verwaist, unabhängig (. Dieses Bedürfnis, diese Sehnsucht, mich nicht mehr so zu fühlen, hat mich dazu gebracht, mitzukommen. In jener Woche hat sich mein Leben verändert. Ein ganzer Tag würde nicht genügen um von allen Personen zu erzählen, die ich kennen gelernt habe, die mir entgegen gekommen sind, um mich kennen zu lernen. Das war sehr bewegend, denn ich glaubte an nichts mehr, am allerwenigsten an Beziehungen. Und dort auf einmal war ich nicht einen Moment allein, so dass ich mich fragte: «Aber wie machen sie das? Woher kommt diese ganze Fröhlichkeit, diese Art und Weise zusammen zu sein?». Ich fühlte mich wie der Ehrengast auf einem Fest, so als ob diese Leute mich gern hatten, obwohl sie nichts über mein Leben wussten. Manchmal frage ich mich: «Aber warum gerade ich?». Ich, die ich mit allem abgeschlossen hatte; immer bereit, allem zu misstrauen. Das ist Begegnung: Wenn eine Person, die du erst seit Kurzem kennst, zu dir sagt, dass sie betet, um dich gern zu haben, damit diese Zuneigung nicht von ihr kommt, sondern direkt von Seiner Liebe. Und wenn man sich wieder allein fühlt, ein Adressbuch mit mehr als hundert Nummern bei dir zu haben. Während den Sommerferien in Bologna zu bleiben und immer jemanden zu haben, der dich anruft. Die Begegnung ist für mich, auf etwas Unvorhergesehenes zu stoßen, gelenkt von «jenem scheinbaren Zufall», in einer lebendigen Wirklichkeit. Wie kann ich mir so sicher sein, dass das eine wahre Realität ist, und nicht ein weiterer Fehler von mir? Weil ich es nicht schaffe diese Leute anzulügen, weil meine ganzen Unsicherheiten, Ängste und meine ganze Zerbrechlichkeit Trost in jenem freundschaftlichen Blick finden, weil nur das, was wirklich wichtig ist, mich immer wieder zurückruft zu dem, was ich bin, zu meinem Leben, zu dem, was ich fühle.
Rachele, Bologna

Das Seminar
Lieber Don Julián! Ich schreibe dir, weil ich dir von ganzem Herzen danken will. Gestern bin ich zu deinem Seminar gegangen, in der Hoffnung, es würde etwas Neues geschehen. Ich bin 43 Jahre alt, erfolgreich im Beruf und Ehemann und Vater zweier wunderbarer Kinder, aber in letzter Zeit war es, als fehlte mir die Luft. Ich konnte Seine Gegenwart nicht erkennen und bewusst leben und die «Schuld» dafür schrieb ich der Tatsache zu, dass wir die Gemeinschaft immer hauptsächlich als «Organisation» sehen und das gibt mir das Gefühl, eingeengt zu sein und keine Luft zu bekommen. Gestern habe ich dann die Gegenwart des Herrn endlich wieder erfahren und bin erfüllt von ihm nach Hause gegangen. Zum ersten Mal seit langer Zeit bin ich nicht voller Leere – und wie seit kurzem auch mit einem Gefühl der Einsamkeit – nach Hause gekommen, so wie es auch immer nach schönen Abenden mit Freunden der Fall war, aber eben ohne der neuen Erfahrung seiner wahrhaftigen Gegenwart. Das Seminar hat mir eine neue eindringliche Erfahrung erschlossen, und zwar als du sagtest, dass der Kern der Frage das ist, was Don Giussani auf der ersten Seite des Kapitels über die Gemeinschaft schreibt. Ich hatte das immer nur für eine Einleitung gehalten zu dem Thema, das mir wirklich wichtig erschien, nämlich das, was er danach über unsere Gemeinschaft und über die Beziehung mit ihr schreibt – und ich glaube, da ging es mir wie vielen anderen. Ich habe bemerkt, dass ich letzten Endes immer nur die „soziale“ Komponente der Gemeinschaft gesehen habe, die Beziehungen unter uns, wenn's hochkommt auch mit einer kleinen moralischen Komponente (weil wir uns sorgten, dass unsere Beziehungen konstruktiv, gut und richtig waren). Ich habe dabei aber nicht bemerkt, dass ich so das Neue des Ereignisses Jesu ausklammerte. Normalerweise – ich will das aber nicht verallgemeinern – ist es wirklich oft so: Unsere Hauptsorge ist, uns daran zu messen, inwieweit wir uns an den Initiativen der Gemeinschaft beteiligen, inwieweit wir unsere Hilfe anbieten (als ob es genügen würde, passiv zu sein, um gegenwärtig zu sein!), inwieweit wir bei der Organisation solcher Initiativen mitmachen und wohlwollend im Miteinander sind. Das alles ist gut und richtig, aber das alleine macht nicht froh. Und nach einer gewissen Zeit verliert man das Interesse. Als du gestern von der Gemeinschaft als Beziehung zu Christus sprachst; als etwas, das nicht wir schaffen, sondern das uns auffordert, zu erkennen, um Zeugen von dem zu werden was Er zwischen uns geschehen lässt, war es, als hätten sich mir die Augen geöffnet. Ich war blind und wurde plötzlich sehend. Diese ganze Menschenmenge, die da zum Seminar gekommen war, viele zu Fuß, alle ein bisschen gestresst und auch müde, alle diese Leute waren nicht nur da, weil du auch da warst, sondern weil sie Christus suchten (auch ohne es zu wissen, so wie ich). Und Er war gegenwärtig und ließ das Wunder der Gemeinschaft in so eindrucksvoller Weise zwischen uns geschehen. Alle diese Menschen waren in so gespannter Erwartung und ich war zuerst traurig, dann, nach den ersten Beiträgen, neugierig und schließlich wie neugeboren von der Erkenntnis seiner Gegenwart, die in mir geschah, während du es mir
mit deinen Worten gezeigt hast. Und als du uns dazu aufgefordert hast, uns auf unsere Herkunft zu besinnen und uns bewusst zu machen, dass Er uns zusammengeführt hat, um uns an seinem Leben teilhaben zu lassen, das der Grund aller Dinge ist; und dass die Gemeinschaft eben Sein Leben ist, das Er uns nahe bringen will und dass Sein Leben, wenn wir das entdecken, alles erfüllt und man beginnt, die Freude am Leben voll zu erfahren, bin ich von Freude und Staunen ergriffen worden. Da habe ich plötzlich verstanden, dass mich da ein Anderer wollte, dass Er wollte, dass ich das erkenne, dass Er mir seit jeher diesen Lebensüberschuss schenken wollte, der aus dieser Beziehung mit Ihm entsteht, und dass Er nur von mir verlangt, dass ich das erkenne. Dann hast du gesagt, dass wir immer alles für selbstverständlich nehmen und uns so Seiner Gegenwart nicht bewusst sind, wenn wir zusammen sind und dass wir die Gegenwart von Ihm, der uns hier will, nicht erkennen. Es war, als wären mir plötzlich die Augen geöffnet worden. Ich habe bemerkt, dass ein Anderer mir diesen Wink gab: Wir waren alle da, weil Er uns zusammengerufen hatte (auch wenn einige das nicht wussten) und in unserem Herzen flackerte die Sehnsucht nach Ihm – in manchen mehr, in manchen weniger – und Seine Gegenwart erfüllte mein Herz mit Freude während ich dir zuhörte, als du von Ihm sprachst! Ich bin voller Freude über diese Erkenntnis nach Hause gegangen und habe daran gedacht, was für eine wunderbare Neuigkeit da in mein Leben gekommen ist: Das Wunder, das alle Dinge schafft, Er nach dem sich bewusst oder unbewusst täglich mein Herz verzehrt, Er begleitet mich auf meinem Lebensweg und Er wollte, dass ich das erkannte, dass ich Ihn erkannte! Es ist wirklich wahr, dass man Zeuge wird von diesem Neuen und dass man das in den Augen sieht. Am Morgen darauf wartete ich ganz ungeduldig, dass meine Frau aufwachte, um ihr von dem zu erzählen, was du gesagt hast, und wie mich das bewegt hat, als ich durch deine Worte diese Gegenwart erkannt habe, die so sehr der Sehnsucht des Herzens entspricht, und die der Frage, mit der ich gekommen war, entsprach. Und Er teilte sich mir auf so unerwartete Weise meinem Leben mit. Ich nahm keinen auswendig zu lernenden Vortrag oder eine Gebrauchsanweisung mit nach Hause, sondern den großen Schatz, Ihn erkannt zu haben, und ich habe ihr gesagt, dass jeder Tag eine solche Erfahrung bringen konnte, dass wir Ihn bei jeder Gelegenheit, in allem, was wir tun, erkennen hätten können. Ich bemerkte, wie sich auf dem Gesicht meiner Frau ein leichtes Staunen und eine leichte Freude abzeichneten und dass in unsere Beziehung etwas Neues kam, während ich sprach. Und der ganze Tag war ein göttliches Ereignis mit diesem Leuchten in den Augen. Ich habe mehreren Freunden am Telefon oder in der Arbeit von dem Seminar am Mittwochabend erzählt und ich versichere dir, dass ich nie, oder zumindest fast nie, mit Freunden über das Seminar am Vortag geredet habe. Und wenn, dann nur: Wie war's? Und der andere darauf: Gut. Aber nur sehr schwer vermitteln wir uns eine wirkliche, neue Erfahrung. Ich wollte dir auch noch sagen, dass ich das zu leben versucht habe, was du auf den Exerzitien gesagt hast, dass es nicht ausreicht, passiv zu leben, um das Neue seiner Gegenwart zu erleben. Ich habe auch versucht, mit der Hilfe einer Gruppe von Freunden den Glauben zu leben, indem wir uns im Seminar engagierten, indem wir lasen, was du bei den großen Treffen zur Gemeinschaft gesagt hast, indem wir die Spuren lasen und indem wir beteten. Wie weit war ich doch vom Gebet entfernt! Ich habe versucht, das ernst zu nehmen, was du auf den Exerzitien gesagt hast. Du hast gesagt, dass in Jesus die Vertrautheit und der Dialog mit Ihm, der uns jeden Augenblick schafft, nicht bloß erleuchtende Klarheit sind, sondern auch eine Begleitung durch die ganze Geschichte und dass wir das Gebet nicht nur als solches brauchen, sondern auch das Beten selbst, als notwendige Übung, um seine Gegenwart erkennen zu können. Ich bat also einige Freunde, mir im Glauben zu helfen, mit mir bewusst zu beten, um danken zu lernen und wir haben begonnen, am Samstag in der Früh um 8.30 Uhr zum Rosenkranzbeten und danach zur Messe in die Kirche zu gehen, nachdem wir unsere Kinder in die Schule gebracht hatten und bevor wir unseren Tagesbeschäftigungen nachgingen. Und ich bin davon überzeugt, dass das eine sehr große Hilfe ist, um sich der Gegenwart des Geheimnisses bewusst zu werden. Ich danke dir für alles, was du uns zeigst und dafür, dass du uns eine so wertvolle und unersetzliche Hilfe auf unserem Lebensweg bist. Liebe Grüße auch von meiner ganzen Familie.
Antonio