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Erziehung - Ascoli Piceno
Eine Schule für die Person
Adolfo Leoni

Am 15. Dezember wurde die erste staatliche Schule nach Don Giussani benannt, «einer außergewöhnlichen Persönlichkeit des öffentlichen und religiösen Lebens unserer Zeit».

Monticelli ist ein großes Stadtviertel von Ascoli Piceno. In der Ebene stehen Wohnblöcke und an den Hügeln kauern sich Einfamilienhäuser. Fast auf der Mitte zwischen beiden befindet sich seit 25 Jahren ein großes, grünes Gebäude, das sich trefflich in die Umgebung einfügt. Es ist eine staatliche Schule mit 600 Schülern, die wie vergleichbare Bildungseinrichtungen allen offen steht und weltanschaulich neutral ist. Dennoch ist sie einzigartig und zwar wegen ihres Namens: Sie heißt nämlich seit kurzem «Kinder- und Grundschule Don Luigi Giussani». Damit ist sie die erste Schule in Italien, die nach der «außergewöhnlichen Persönlichkeit des öffentlichen und religiösen Lebens unserer Zeit» benannt ist, wie es der Bürgermeister der Stadt, Pietro Celani, ausdrückte. Und Bischof Silvano Montevecchi nannte Giussani einen «bedeutenden geistlichen Erzieher».
Bei der Einweihung am 15. Dezember enthüllten zwei Schüler das neue Namensschild. Vor dem Eingangstor hatte sich eine große Menschenmenge versammelt: Neben Eltern, Schülern und Lehrern waren natürlich die Direktorin Agnese Ivana Sandrìn, aber auch der Bürgermeister, der Bischof und der Polizeipräfekt Alberto Cifelli zugegen, sowie der Landrat Giuseppe Dimastrogiovanni, der Carabinieri-Oberst Sante de Pasquale und der Präsident der Stiftung Carisap Vincenzo Marini Marini – sowie weitere Amtsträger. Viele hatten sich dafür eingesetzt, die Schule nach Don Luigi Giussanis zu benennen, zumal sich nach ihm auch die Lehrmethode an der Schule richtet.

Erzieherische Kraft
Bis es endlich soweit war, galt es allerdings einen Wust an Bürokratie zu bewältigen. Die Schuldirektorin brachte die Initiative auf den Weg und die Gemeinde machte sich das Projekt unter dem Motto «Gib deiner Schule einen Namen» zueigen. Die Präfektur gab schließlich eine Ausnahmegenehmigung. Denn normalerweise muss man eine Frist von zehn Jahren seit dem Tod des Namensgebers abwarten. So setzte sich eine Schule, eine Stadt ja eine ganze Gegend dafür ein, durch den Namen auch die erzieherische Kraft Giussanis zu würdigen. Sandrìn betont, dass es nicht um ein Gedenken gegangen sei, sondern um ein Vorbild, das dem Handeln Richtung und eine Perspektive für die Zukunft gebe.
Die Idee, das Schulzentrum von Monticelli nach einer Persönlichkeit zu benennen, kam bereits vor zwei Jahren auf. Während der landesweiten Initiative italienischer Intellektueller unter dem Motto «Appell zur Erziehung» im Jahre 2005 kam dann der Name Giussanis ins Spiel, auf den man sich schließlich einigte. «Die Zeit hierfür war gewissermaßen reif in meiner Schule», betont Sandrìn. «Es kamen viele Erfahrungen zusammen. Ja, es war fast wie in einem Drehbuch, wo feine Beziehungen und unterschiedliche Ideen durch einen einzigen Leitfaden zusammenfinden und schließlich in einer vollständigen, umfassenden Sinngebung münden. Auf diese Weise kamen wir beim Namen Don Luigi Giussanis an.»

Leidenschaft für das Leben
Zur Einweihung war auch jene Person anwesend, die dazu berufen ist, das Erbe Giussanis fortzuführen: der Präsident der Fraternität von Comunione e Liberazione, Don Julián Carrón. Er sprach in der Aula vor dichtgedrängtem Publikum über die Erziehung als Vorschlag an die Vernunft und Freiheit des Menschen. Dabei zeigte er sich von dem Ereignis, «das ein Zeichen der Leidenschaft für das Leben der Kinder ist», tief bewegt. Diese Leidenschaft wurde auch im Logo der Schule deutlich: «Eine Schule für die Person» sowie in dem Motto «Erziehung ist die Einführung in die Gesamtwirklichkeit». Im Atrium des Gebäudes hängt nun das bekannte Bild des Ikarus, der nach dem Unendlichen sucht, von Matisse und ein großes Foto von Giussani. Schließlich zeigte sich die Leidenschaft auch beim Knabenchor der Schule, der – unter der Leitung von Mario Giorgi – Carrón mit dem Lied Povera voce empfing und der ihn mit einem andalusischen Wiegenlied verabschiedete.
Carrón erinnerte daran, dass Giussani oft ein Grammophon und Schallplatten ins Berchet-Gymnasium mitbrachte. «Er tat dies, weil die Musik eine Einführung in die Schönheit ist. Und die Schönheit reißt den Menschen mit sich und vermittelt einen tieferen Sinn», so Carrón. Als Vertreterin des Oberschulamtes betonte die Schulinspektorin Teresa Mircoli die Dringlichkeit eines deutlichen erzieherischen Vorschlages, so wie jener Don Giussanis. Nur so könne eine Antwort auf die wachsende «Unsicherheit unserer Tage» gegeben werden – ein Vorschlag, der Vernunft und Erfahrung verbindet.