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USA - Die Benediktiner und die Bewegung
Der Mönch und der Offizier
Maurizio Maniscalco

«Nicht abstrakte Überlegungen weiten den Geist, sondern die Entdeckung von Momenten einer erlangten und zum Ausdruck gebrachten Wahrheit» (Don Luigi Giussani)
Die unvorhergesehene Begegnung mit den Benediktinern von Atchison/Kansas. Sie wurden 1855 von einem zum Katholizismus konvertierten Lutheraner gegründet. Die Geschichte von Begegnungen, die scheinbar aus dem Nichts entstanden, aber so außergewöhnlich sind, dass sie auf die Größe Gottes verweisen: Das Benedictine-College, die Entstehung der Gemeinschaft von CL und das Haus der Memores Domini.

Atchison liegt im US-Bundesstaat Kansas am Ufer des Missouri und zählt 10.000 Seelen. Die Geschichte des Ortes war und ist durch die Benediktiner geprägt. Im College gibt es die jüngste Gemeinschaft von Comunione e Liberazione in den USA – und sie ist ausgesprochen lebendig. Ich erinnere mich noch, als ich Don Giussani jenen winzig kleinen Punkt auf der Landkarte zeigte, den ersten Vorposten der Bewegung in Kansas, jenem landwirtschaftlich geprägten Bundesstaat mit seinen Bisons. Schon die enormen Silos am Rande der Bahn wiesen auf den Getreideanbau hin. Bisons findet man hingegen nur noch selten. Die Benediktiner kamen 1855 im Gefolge von Pater Henry Lemcke, einem lutherischen Pastor aus Deutschland, der zum Katholizismus konvertiert war, an diesen Ort. Zwei Jahre später, als in den Staaten die politische Auseinandersetzung aufbrach, die schließlich zum Bürgerkrieg führte, gründeten die Mönche ihr Kloster. Nach einer Schenkung kam schon zwei Jahre später eine Gemeinde und eine Schule hinzu. Es war eine harte Zeit, die unter dem Begriff «bleeding Kansas / blutendes Kansas» in die Geschichte einging. Doch die Mönche bauten auch in dieser Zeit ihre eigene Zivilisation auf.
Heute gibt es hier rund 2000 Studenten, unter ihnen auch eine Gemeinschaft von CL. Doch wie kam es dazu? Die Wege des Herrn sind unergründlich und unsere bescheidene Anwesenheit in Atchison zeigt dies einmal mehr. Alles begann mit einer eher eigenartigen Kombination: Ein in Missouri stationierter Militäroffizier, ein Beamter, der in Kalifornien lebt, und ein Benediktinermönch, der nach seinem Studium an der Hochschule seine Berufung entdeckte.

Der Offizier Jones brachte mich 2002 nach Atchison, und machte mich mit Bruder Meinrad und anderen Mönchen bekannt. Er war davon überzeugt, dass die Benediktiner die Erfahrung der Bewegung zwangsläufig lieben mussten. Aber eine der beeindruckendsten Entdeckungen der Reise bestand darin, dass Bruder Meinrad während der Studienjahre ein Zimmerkamerad von B.J. Adamson war, einem lieben Freund, der jetzt in der Gemeinschaft von San Diego ist. Angesichts dieses Wirkens der Vorsehung schlug ich das vor, was ich eben vorschlagen kann, nämlich die Präsentation des Der Religiöse Sinn von Don Giussani. Es war auch der Text, über den wir gerade arbeiteten. So stellte Monsignore Lorenzo Albacete die Schrift im September im großen Hörsaal des College vor, wobei Bruder Meinrad bereits vollkommen von diesem neuen Weg eingenommen war. Von da an nahm auch Kansas an der wunderbaren Geschichte der Bewegung in den Vereinigten Staaten teil. Ja Kansas und nicht nur Atchison. Denn zu jener Veranstaltung kamen auch Jerry Brungardt und John Traffas aus Wichita, einer Stadt drei Autostunden südöstlich von Atchison. Jerry, Arzt und Vater von zehn Kindern, hatte die Ankündigung der Vorstellung im Internet entdeckt. So nahm er sich einen Tag frei, um zum Benedictine-College zu kommen. Er hatte dort seinen Universitätsabschluss gemacht und war ihm weiterhin eng verbunden. John hatte hingegen seinen Sohn begleitet, der nach dem Gymnasium auf der Suche nach einer Universität war und den Campus anschauen wollte. Heute sind John und Jerry die tragenden Säulen der Gemeinschaft von Wichita.
Und in Benedictine wurde inzwischen der gesamte Grundkurs des Glaubens von Giussani vorgestellt. Ganz in der Nähe des Campus gibt es auch ein Haus der Memores Domini mit drei Freunden, die alle am College arbeiten: Salvatore als Professor für Wirtschaftswissenschaften und Direktor des International Education Centers, Steve als Direktor der Bibliothek und Daniele als Verantwortlicher für die Auslandsstudiengänge.
Und inzwischen sind an dem College auch die ersten beiden Erstsemestler, die aus Familien der Bewegung in den Vereinigten Staaten stammen.