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Thema-Europa
Aufmacher zur Debatte


Richtet sich Europa gegen die Kirche, also gegen uns? Das Christentum erscheint nicht wenigen auf europäischer Ebene als politischer Gegner, den man geradezu selbstverständlich bekämpft. Denn die Kirche ist eine Wirklichkeit, die mit dem Dogma der Vernunft als dem Maß aller Dinge unvereinbar ist. So wirft man ihr vor, die Freiheit der Individuen und ihren Anspruch, die eigenen Wünsche zu erfüllen – gleich worum es sich handelt – einzuschränken. Deshalb wird sie, mehr als Kuba und China, wegen Verletzung der Menschenrechte verurteilt.
Zu dieser Frage veröffentlicht Spuren einen Beitrag von Mario Mauro, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, der mit einer Gruppe von Kollegen in den vergangenen Monaten den Versuch vereitelt hat, den Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) mit falschen Anschuldigungen an den Pranger zu stellen. Ferner ein Interview mit dem Rechtswissenschaftler Joseph Weiler, einem der scharfsinnigsten Experten für die europäische Verfassung.

Weshalb sollte der Mensch die Kirche denn lieben?
Weshalb sollte er ihre Satzungen lieben?
Die ihm Leben und Tod weist und all das, was er gern vergäße.
Die mild ist, wo er hart wäre, und hart, wo ihn Weichheit ankäme.
Die ihm das Böse weist, die Sünde und andere Unliebsamkeiten.
Er, der ständig entgehn will
Der Finsternis Innen und Außen
Indem er Systeme von solcher Vollendung ersinnt,
dass niemand mehr gut zu sein braucht.

Der Mensch ist von Gott abgefallen, nicht um andern Göttern zu dienen,
sondern, so meint er, um keinen Göttern zu dienen,
und das ist noch nicht da gewesen.
Dass der Mensch Göttern sowohl abschwört, wie sie verehrt,
indem er sich erst zur Vernunft bekennt.
Dann zu Geld und Gewalt, dem was er Leben nennt,
zur Rasse, zur Dialektik.
Die Kirche verleugnet, der Turm gefällt, die Glocken auf den Kopf gestellt,
was bleibt uns
Als mit leeren Händen dazustehen und die Handteller aufzurecken
In einer Zeit, deren Fortschritt immer mehr zurückfällt?
(T.S. Eliot, Chöre aus «The Rock», in: Gedichte, Frankfurt 1964, 201-203 und 207.)