Logo Tracce


Editorial
Was bringt mir Jesus?


«Was bringt mir Jesus?» Wie oft hat man uns diese Frage schon gestellt? Und wie oft haben wir selbst sie uns schon gestellt! Echte Neugier kann sich darin ausdrücken, aber auch Zynismus: «Sieh doch, in was für einer Welt wir leben. Was bringt da dein Jesus?» Eine scheinbar unausweichliche Frage, in schmerzhaften Prüfungen, wenn wir unseren Augen «nicht trauen wollen» oder im Alltag, bei der Arbeit, wo uns bestimmte Leistungen abverlangt werden und wir danach beurteilt werden, ob wir sie erbringen oder nicht.
Wie uns erging es auch den ersten Freunden Jesu. Die Jünger von Emmaus sagten enttäuscht: «Wir hatten gehofft, dass er derjenige sei, der Israel befreien würde (...)». Selbst wer Ihm begegnet ist, wer Ihm gefolgt ist, denkt früher oder später einmal: «Nichts bringt er mir».
Wer sicher nichts bringt, ist der Jesus der Intellektuellen, der verkürzte Jesus, der Prophet eines utopischen Sozialismus oder einfach nur der Gutmensch. Der mag der Sehnsucht der Menschen nach einem Mythos, einem Helden entgegenkommen. Aber den Menschen mit ihrer inneren Unruhe, die sie umtreibt an ihrem Arbeitsplatz, in der Schule, in der Familie, in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft, hat er nichts zu sagen. Bleibt nur der Versuch, alle Kräfte auf die eigene Selbstbehauptung zu lenken. Und dabei auf Geld, Unabhängigkeit und eine gewisse Portion Glück zu setzen.
Ganz anders das Zeugnis von Menschen, deren Lebensfreude nichts zu tun hat mit Geld, Erfolg oder Unabhängigkeit, sondern aus dem Bekenntnis erwächst: «Jesus, du mein Herr!» Dass Jesus das Leben bringt, können viele Menschen bezeugen. Einer von Ihnen ist heute Papst. Joseph Ratzinger schreibt, was er von Jesus von Nazareth verstanden hat, was er von Ihm entdeckt hat, wer Jesus ist: «Was hat Jesus eigentlich gebracht, wenn er nicht den Weltfrieden, nicht den Wohlstand für alle, nicht die bessere Welt gebracht hat? Die Antwort lautet ganz einfach: Gott. (...) Er hat Gott gebracht: Nun kennen wir sein Antlitz, nun können wir ihn anrufen. Nun kennen wir den Weg, den wir als Menschen in dieser Welt zu nehmen haben. Jesus hat Gott gebracht und damit die Wahrheit über unser Wohin und Woher; den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Nur unserer Herzenshärte wegen meinen wir, das sei wenig».
Unsere Herzenshärte ist unser Feind, sie kann uns Jesus unnütz erscheinen lassen. Zum Glück aber sind Heilige unter uns und auch weniger heilige Menschen, die jedoch kein verhärtetes Herz haben. Sie machen im Namen Jesu das Leben menschlicher – mit unübersehbaren und unscheinbaren Werken, sichtbaren und unsichtbaren Taten. Mit ihrem Verständnis und ihrem Einsatz für das Leben geben sie Gott, was Gottes ist, ihm, dem letzten Sinn von allem. Auf diese Menschen muss man schauen, um Sein wahres Antlitz zu sehen, um die Herzenshärte zu besiegen. Denn das geht nicht von allein. Da muss uns jemand entgegenkommen, uns umarmen, unser Weggefährte werden. So wie es für die Emmausjünger war, die bereits skeptisch den Heimweg eingeschlagen hatten.