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Thema - Gehorsam und....
Berufung
Paola Bergamini

«Gehorsam ist das von Zuneigung geprägte Festhalten an Christus in der Form, die mir die Wirklichkeit zeigt».
Der Benediktinermönch Pater Sergio Massalongo spricht über ein Schlüsselwort der Regel des heiligen Benedikt.

Pater Sergio lebt seit 30 Jahren im Benediktinerkonvent La Cascinazza vor den Toren Mailands. Jeder Augenblick seines Tages ist von der Regel bestimmt, die der heilige Benedikt vor 1500 Jahren für seine Mönche aufschrieb. Was bedeutet es, in Gehorsam zu leben?
Die Vorstellung, die hinter dem Wort Gehorsam steht, ist das Leben als Berufung. Das heißt, jeder Mensch ist auf der Suche nach der eigenen menschlichen Erfüllung. Wofür bist du berufen zu leben. Auch für mich war das so. Auf vielerlei Weisen suchte ich eine Antwort auf die Frage, was mich als Mensch zufrieden macht, bis sich an einem bestimmten Punkt eine besondere Begegnung ereignete, die Begegnung mit der Bewegung, und folglich mit Jesus. Innerhalb dieses Ereignisses offenbarte sich meine Berufung durch einige Zeichen, die mir die Wirklichkeit vor Augen geführt hatten. Ich bin gefolgt, habe gehorcht. Aber so ist das für jeden.

Inwiefern?
Für mich war das Erlebnis der Bewegung eine faszinierende Begegnung. Niemand hat mir je gesagt: «Du musst etwas Schönem folgen», sondern ich dachte: «Das hier will ich nicht verlieren». Seit jenem Tag und während all der 30 Jahre klösterlichen Lebens ist Gehorsam gleichbedeutend damit gewesen, die Dinge und die Menschen als Teil jener Beziehung zu sehen, durch die ich existiere. Das heißt, den Willen des Herrn zu erfüllen, durch die Zeichen, in denen er sich zeigt. Für mich war es das Kloster, für einen anderen die Ehe. Man kann in einem Kloster 50 Jahre lang ein ganz und gar formelles Leben führen, so wie man sich in einer Ehe ertragen kann. Im Grunde ist das eine Frage des Gefühls, der Neigung.

Kannst du das noch besser erklären?
Die Beziehung zu Christus verlangt als erstes die Preisgabe, sich selbst loszulassen in die Hände eines Anderen. Diese Preisgabe bringt das Opfer meiner Instinktivität (Triebhaftigkeit) mit sich. Aber dieses Opfer ist ein Akt der Liebe, weil ich in dem, was ich tue, letztlich den Anderen bejahe, nicht mich selbst. Gehorsam wird zum Moment größter Liebe zur Wirklichkeit. Besser noch: Gehorsam ist das von Zuneigung geprägte Festhalten an Christus in der Form, die mir die Wirklichkeit zeigt. Dadurch wird Kreativität und ein Einwirken auf die Wirklichkeit möglich. Man braucht nur daran zu denken, welch geniale Werke der Benediktinerorden in seiner Geschichte hervorgebracht hat. Und wenn ich an meine Erfahrung denke, kommt mir die Ausstellung in den Sinn, die wir für das Meeting erstellt haben. Aus Gehorsam haben wir beschlossen, sie zu erstellen. Und sie war für uns und die Besucher eine konkrete Möglichkeit, wieder zu bestätigen, wofür es sich zu leben lohnt. Du siehst, man endet immer wieder bei der Berufung!