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Beiheft
Erziehen: Eine Mitteilung seiner Selbst, also der eigenen Art und Weise sich gegenüber der Wirklichkeit zu verhalten
Julián Carrón

Treffen von Don Julián Carrón mit den Lehrern von Comunione e Liberazione Mailand, 14. Oktober 2007

Franco Nembrini
Guten Morgen und ein herzliches Willkommen euch allen, die ihr von nah und fern hierher gekommen seid. Der ein oder andere wird schon um drei Uhr heute Morgen aufgestanden sein, um jetzt hier sein zu können.
Wie ihr wisst, trägt unser Treffen den Titel: «Viterbo 1977 – Mailand 2007: 30 Jahre Gegenwart an der Schule». Es soll aber keine Erinnerungsveranstaltung sein, ebenso wenig ein Treffen von Aktivisten, Heimkehrern, oder jenen, die von sich sagen «Ich war dabei». Es ist also kein Treffen von Nostalgikern, die sich nach den Zeiten des Berchet-Gymnasiums und nach Vergangenem zurücksehnen; Zeiten, die zwar bedeutend waren, aber doch vergangen sind. Wir leben bereits in einem Land, in dem ständig die «großen Gestalten der Vergangenheit» heraufbeschworen werden, Leute, die sich nie zurückziehen können, weil sie von sich sagen: «Ich war dabei» – ich war im Widerstand, ich war bei der Verfassungsgebung dabei ... alles Väter des Vaterlandes. Bei uns soll es anders sein! Wir sagen nicht «Ich war dabei», sondern «Ich bin da.»
Als wir soeben gesungen haben, sah ich Stefano, der seit vielen Jahren dabei ist. Dann schaute ich auf Pavel und Francesco an der Gitarre und dachte, dass beide 1977 noch nicht einmal geboren waren! Man ist gerührt beim Gedanken an die dreißig Jahre intensiver und fruchtbarer Geschichte, in denen uns das Charisma Don Giussanis begleitet hat und uns heute erlaubt zu sagen: «Ich bin da.» Vielleicht habt ihr schon dreißig oder vierzig Jahre Erfahrung in der Bewegung hinter euch, oder seid erst gestern dazu gestoßen, noch im ersten Jahr des Unterrichtens. Aber wir alle wissen sehr wohl, dass unter uns das «Ich bin da» ein 25-Jähriger mit einer solchen Frische, Tiefe und Entschlossenheit aussprechen kann, dass wir davon beeindruckt sind und diese Art gerne lernen und nachahmen würden. Denn bei uns wirkt Gott selbst die Dinge, und Gott kann einen jungen Mann ergreifen und ihn zum König über das ganze Synedrium erheben; ihn dabei die Stufen überspringen lassen. Gott wirkt die Dinge. Es ist an uns, auf die Erhabenheit dieser Gegenwart, dieses Ereignisses zu schauen und ihm zu folgen.
Es handelt sich um eine Geschichte, die uns seit dreißig Jahren begleitet. Ich denke, dass nur wenige von uns 1977 dabei waren. Mit Sicherheit waren es nicht die vielen, die heute aus aller Welt mit uns verbunden sind. Ich sage das, weil man sie alle einzeln grüßen müsste. Über Internet sind heute mit uns verbunden die Freunde aus Argentinien, Kanada, Chile, Kolumbien, Ecuador, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Russland, Slowenien, Spanien, Uganda, Ungarn, USA und Venezuela.
Mir scheint, dass in diesem «Ich bin dabei» das ganze Drama des Lebens steckt, der ganze Inhalt des heutigen Treffens, der Hilfe, die wir uns von Julián erbeten haben. Ihm danken wir aufrichtig für die Fürsorge und Vaterschaft, mit der er jeden Einzelnen von uns begleitet. Dieses Drama erscheint mir das Kernproblem der Gegenwart. Es ist nicht selbstverständlich «Ich» sagen zu können, das heißt ein Bewusstsein von sich selbst zu haben, das all den Faktoren, die uns bestimmen, entspricht. Es ist nicht selbstverständlich, ein Bewusstsein seiner selbst zu haben, so wie uns Gott geschaffen hat. Und ebenso wenig ist es selbstverständlich, da zu sein, also sich mit der Wirklichkeit in alle ihren Dimensionen, gemäß der Gesamtheit ihrer Faktoren auseinander zu setzen.
Wir wissen nur zu gut, dass Julián uns seit nunmehr zwei Jahren zu dieser Beziehung zwischen Ich und Wirklichkeit anhält. Das gilt, wie ich meine, ganz besonders für die diesjährigen Exerzitien der Fraternität.
Heute bitten wir ihn, dass er uns hilft, «Ich bin da» sagen zu können, und zwar gemäß der ganzen Fülle unserer Freiheit und der ganzen Fülle der Verantwortung, zu der Gott uns beruft.
Aus den zahlreichen Beiträgen, die uns erreicht haben – es waren über 200, und ich danke wirklich allen für den Einsatz, mit dem ihr an der Vorbereitung dieses Treffens teilgenommen habt –, erlaube ich mir, schlicht jene Punkte zusammenzufassen, die immer wieder angesprochen wurden und offenbar den Nerv der Fragen treffen, die wir in euren Zeugnissen und Überlegungen meinen, entdeckt zu haben.
Erstens geht es um die Notwendigkeit der Einsicht. Deshalb möchte ich Julián bitten, dass er uns hilft, unsere Situation besser zu begreifen, das, was um uns herum und in uns selbst geschieht; so dass er auch die Gründe für eine verbreitete Müdigkeit klärt, die einige von uns in die Worte fassen: «Ich halte es nicht mehr aus. Sagt mir den Grund, für den es sich lohnt, mit dem Beruf weiterzumachen nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren. Es ändert sich nichts, die Jugendlichen werden immer schlimmer und ich erhalte einen schlechten Lohn. Sagt mir also, warum es sich lohnt, fortzufahren.»
Zweitens, möchte ich ihn bitten, uns mit neuer Klarheit verständlich zu machen, was unserem Ich und somit jedem Versuch einer Präsenz Bestand gibt, um so frei zu sein vom Druck des Erfolgs oder der Erpressung durch die Umstände. Er soll uns also verstehen helfen, wo der Bestand unserer Person begründet liegt, so dass wir diese Erpressung vermeiden und dem allgegenwärtigen Druck entkommen – derentwegen wir die Frage anstatt auf uns selbst zu beziehen immer wieder auf die anderen verschieben, etwa auf die Schüler: was muss ich tun, wie muss ich es anstellen, wie sie überzeugen, wie sie sammeln, wie sie hinter mir herziehen? Als Folge einer solchen Haltung herrscht oft eine Atmosphäre der Beschwerde, der Klage vor, weil die Dinge nie so sind, wie sie sein sollten oder nie so geschehen, wie wir es uns vorgestellt haben.
Schlussendlich möchte ich ihn bitten, uns die Dynamik der Beziehung zwischen Autorität und Freiheit zu erläutern. Was bedeutet es, dass uns eine persönliche Verantwortung vor Gott und vor den Menschen anvertraut ist, dieser persönliche Einsatz (der vielleicht ausgehend von heute wieder gefunden wird) aber gleichzeitig das Ziel hat, zum gemeinsamen Aufbau beizutragen? Welche Beziehung besteht zwischen der eigenen Verantwortung und einer anerkannten Autorität, zwischen dem kreativen Einsatz des Ich und dem Bewusstsein, einer geleiteten Gemeinschaft anzugehören?

Julián Carrón
Ich danke euch für diese Einladung, hier heute über eine Frage zu reden, die mir sehr am Herzen liegt, nicht zuletzt deshalb, weil ich selbst viele Jahre lang unterrichtet habe.

I. Die aktuelle Herausforderung
Wenn es ein Schlagwort gibt, um das zu bezeichnen, was uns alle betrifft, dann können wir das zusammenfassend mit dem Ausdruck «Erziehungsnotstand» bezeichnen; alle sprechen mittlerweile davon, angefangen bei Papst Benedikt XVI. (während des Diözesantreffens in Rom) bis hin zur Unesco – um nur zwei herausragende Instanzen zu nennen. Wir sind uns alle einig, dass wir vor einer Notlage stehen, denn wir sehen die Mühe unserer Gesellschaft – unsere Gesellschaft sind wir selbst, seid ihr Lehrer, sind die Eltern –, die Gründe des Lebens zu vermitteln, das heißt alle neuen Mitglieder unseres Volkes wahrhaft in die Wirklichkeit einzuführen.
Welches sind – grob gefasst – die unmissverständlichen Zeichen für diese Notlage?
Was die Schüler betrifft, so würde ich die heutige Situation mit dem Wort Desinteresse beschreiben. Wer auch immer in der Schule unterrichtet, findet Personen, Jugendliche vor sich, die nicht darauf ausgerichtet und bereit sind, lernen zu wollen. Sie bringen also kein Interesse für das auf, was sie lernen müssen. Das erste Problem jedes Lehrers ist demnach, das Interesse für das, was er unterrichtet, zu wecken. Wir können daher heute das lernbegierige Subjekt nicht voraussetzen. Es kann Tausende exzellenter Lehrer geben, die engagiert sind und denen daran liegt, ihre Fähigkeiten zu vermitteln. Aber das Problem ist, dass es keine Schüler gibt, die sich danach sehnen, etwas zu lernen.
Wie also das Interesse neu erwecken, wie ein Subjekt hervorbringen? Wie müssen wir uns den Schülern und den Lerninhalten stellen, um den Prozess zu beginnen, der es unseren Schülern und Kindern erlaubt, in die Wirklichkeit einzudringen? Die Konsequenz dieses Desinteresses, das sie daran hindert, sich ergreifen zu lassen und alle Fähigkeiten in Bewegung zu setzen, ist die Passivität. Wir sehen viele Jugendliche gewissermaßen «abgestellt» in der Schule oder anderen Lebensumfeldern. Pietro Citati schrieb bereits vor Jahren in einem Artikel in La Repubblica, die Jugendlichen «bleiben lieber passiv […] sie leben eingehüllt in eine geheimnisvolle Trägheit» .
Aber wir Erwachsenen sind oft nicht anders. Wie Franco eben sagte, was die Lehrer betrifft, so sehen wir in vielen die Müdigkeit oder die Einsamkeit angesichts der verschiedenartigen Herausforderungen, vor die sie sich gestellt sehen.
Ich erinnere mich noch an einen meiner Lehrer, den ich einmal am Eingang des Priesterseminars traf, in dem ich wohnte. Er schien durcheinander und so fragte ich ihn: «Was ist los?». Er antwortete mir: «Schau, ich habe gerade eben meinen Schülern mitgeteilt, dass mich meine Aufgabe weniger befriedigt als die eines Mechanikers. Denn wenn sich ein Mechaniker etwas anstrengt, kann er ein Auto wieder in Gang bringen. Aber obwohl ich mich abmühe, muss die Hälfte meiner Schüler das Jahr wiederholen.» Um ihn herauszufordern fragte ich: «Aber ist das allgemein so? Was machen die anderen Kollegen?». Er sagte: «Sie ändern die Methode: einmal, zwei Mal, drei Mal, … bis sie dann irgendwann aufgeben.».
Das betrifft uns Lehrer nicht weniger als die Schüler. Denn wenn man aufhört zu prüfen und zu suchen, was macht man dann? Man verhält sich wie die Schüler: Man erträgt die vielen Stunden der drückenden Last des Lebens. Und ihr könnt euch denken, was für ein Interesse so ein Lehrer in den Schülern wecken kann! Das Desinteresse für die Wirklichkeit, das unausweichlich zu einer Passivität führt, lässt uns die Natur der Krise, in der wir uns befinden, verstehen: Es geht nicht einfach um ein Problem der Schule, sondern um eine Krise des Menschlichen. Diese Krise zeigt sich in der Passivität vieler Jugendlicher, die geradezu unfähig sind, sich für irgend etwas dauerhaft zu interessieren und in der Müdigkeit, der Einsamkeit und dem Skeptizismus vieler Erwachsener, die kein Interesse an etwas finden, für das es sich wirklich lohnen würde, die eigene Menschlichkeit bis ins Letzte auszuloten und einzusetzen. Und daher sind sie auch nicht in der Lage, die Jugendlichen einzubeziehen, sie dazu zu bringen, sich für das, was sie vor sich haben, zu interessieren. Wie unsere spanischen Freunde mit einem Zitat von Péguy in einem Flugblatt zum Schulanfang geschrieben haben: «Die Bildungskrise ist keine Krise des Lehrens, sondern des Lebens». Die Situation, in der wir leben, ist zu allererst eine Herausforderung an uns selbst. Ihr gegenüber waren schon viele Bemühungen zum Scheitern verurteilt, etwa als man sagte: «Da wir ihr Interesse nicht gewinnen können, geben wir ihnen wenigstens Regeln, damit der Strom nicht über die Ufer tritt. Wir appellieren an die moralischen Kräfte der Personen, der Jugendlichen». Aber wir alle wissen, dass das nicht dazu führt, das Interesse zu wecken. Wenn wir ständig an diese Art eines äußerlichen Moralismus appellieren, bedeutet dies bereits, die Niederlage einzugestehen. Aber das gilt auch für andere Vorschläge, wie beispielsweise jenen, den Galimberti in La Repubblica unter dem Titel «Die Generation des Nichts» machte. Nachdem er festgestellt hatte, dass die aufgeklärte Vernunft nicht in der Lage ist, dieses Interesse zu wecken, schlug er vor, zu den Griechen zurückzukehren. Er meinte, dass die Sehnsucht manchmal grenzenlos sei, und man deshalb ein Maß einführen müsse, um sich schließlich mit der griechischen Lebenskunst zu begnügen. Aber genau dieses Maßhalten erweist sich als Niederlage in der Wirklichkeit. Denn es ist nicht in der Lage, das Interesse wieder neu zu wecken. Darum nehmen Desinteresse und Passivität zu.
Als Erstes stellt sich also die Frage, ob wir bereit sind, dieser Situation ins Auge zu blicken, diese Herausforderung anzupacken, uns der Wirklichkeit, so wie sie ist, zu stellen; oder ob wir lieber nach einem Weg suchen, um uns irgendwie heil aus der Affäre zu ziehen, ohne dass wir die wahre Herausforderung anschauen, in der wir uns befinden. Angesichts dieser Herausforderung kommt mir der Satz von Augustinus in den Sinn, den Papst Benedikt XVI. uns in Erinnerung gerufen hat und den wir alle als angemessene Beschreibung der aktuellen Situation sehen: «Aber was bewegt den Menschen im Innersten?» . Was kann in dieser Situation, in der wir uns befinden, den Menschen im Zentrum seines Ichs bewegen?
Beim Versuch darauf zu antworten, schauen wir auf das, was in einem Kind vorgeht, wenn man ihm ein Spielzeug gibt: Es weckt sein Interesse. Ich habe dieses Beispiel schon oft gemacht: Stellt euch vor, ihr steht vor einer Klasse und habt einen Apparat mitgebracht, den viele der Jugendlichen nicht kennen, aber ihr habt das Stromkabel vergessen und sagt deshalb: «Einen Augenblick, ich hole noch das Kabel». Wie lange meint ihr werden die Schüler warten, nachdem ihr die Klasse verlassen habt, bis sie aufstehen und sich auf den Tisch stürzen, um zu sehen, worum es sich handelt?
Die Wirklichkeit selbst ruft das Interesse erneut wach. Aber dem Kind genügt es nicht, ein Spielzeug vor sich zu haben, um sich weiterhin dafür zu interessieren. Ihm reicht es nicht, dass wir ihm die Chemie des Spielzeuges erklären, die Physik des Spielzeuges, die englischen Schriftzüge oder seine Dimensionen. Wenn es nicht versteht, welchen Sinn das Spielzeug hat, dann finden wir das Spielzeug irgendwann vergessen in einer Zimmerecke wieder, weil dem Kind die partiellen Erklärungen und Daten nicht genügen. Die Vernunft ist angesichts der Wirklichkeit Bedürfnis nach Ganzheit, nach umfassender Bedeutung. Ohne diese Einführung in die Ganzheit an Bedeutung kann es auch keine Einführung in das Spielzeug geben. Darum haben wir uns immer wieder daran erinnert, dass die Erziehung eine Einführung in die Gesamtwirklichkeit ist. Und das, was mit dem Spielzeug geschieht, geschieht mit allem: Wenn jemand den ganzen Tag über stundenlang arbeitet oder vor der geliebten Person steht oder einen Sonnenuntergang sieht, dann tut sich ihm irgendwann unvermeidlich die Frage auf: «Aber was für einen Sinn hat das?».
Wenn es so einfach ist, dass die Wirklichkeit das Interesse wachruft, warum gibt es dann das Desinteresse? Weil genau dies in der Krise steckt, wie uns die schon bekannte und oft zitierte Maria Zambrano sagt: «Das, was in der Krise ist […] ist diese geheimnisvoll Beziehung, die unser Sein mit der Wirklichkeit verbindet, eine Beziehung, die so tief und grundlegend ist, dass sie unsere innerste Stütze ist» . Wenn also die Wirklichkeit die Stütze und Nahrung des Lebens ist, der Antrieb des Interesses beim Jugendlichen oder bei uns, um einen Tag zu leben oder eine Situation zu meistern – in der Tat wird jemandem, der keinerlei Interesse hat, das Leben zur totalen Langeweile –, wenn also unsere Beziehung zur Wirklichkeit, und nicht etwa zu einem Aspekt davon, in der Krise ist, können wir sofort die Tragweite dieser Krise erkennen. Sie betrifft nicht das eine oder andere Detail, sie betrifft unsere Beziehung zur Wirklichkeit.
Was bedeutet es, dass die Beziehung zur Wirklichkeit in der Krise steckt? Es bedeutet nicht etwa, dass diese Beziehung nicht vorhanden wäre. Wir können die Beziehung zur Wirklichkeit nicht umgehen. Wir stehen immer in Beziehung zu ihr. Es gibt keinen Menschen, ob jugendlich oder nicht, der sich auf der Bühne der Welt bewegt, und in dem die Wirklichkeit nicht Fragen wachruft.
Ich erinnere mich immer an das, was ein französischer Wissenschaftler, Olivier Clément, erzählte. Sein Vater war nicht gläubig, und er hatte den Sohn gemäß der eigenen Grundhaltung in die Wirklichkeit eingeführt. Das aber konnte nicht verhindern, dass die Wirklichkeit den Sohn berührte. So berichtet Clément in seiner Autobiographie, dass ein Freund von ihm starb, als er acht Jahre alt war. Er hieß Antoine. Vor der Bahre des Kindes schaut er den Vater an und fragt ihn: «Papa, wo ist Antoine?». Und der Vater antwortete seiner atheistischen Überzeugung gemäß: «Antoine ist nirgendwo, er ist gestorben.». Man könnte meinen, dass die Angelegenheit damit beendet war. Aber als er im Alter von zwölf Jahren mit seinem Vater nachts einen Spaziergang unterm Sternenhimmel machte, fragte er nochmals: «Papa, was ist hinter den Sternen?» – «Hinter den Sternen ist nichts».
Niemand, keine Macht der Welt kann dieses Dynamik anhalten, diesen Zusammenprall des Ich mit der Wirklichkeit, der ständig neu die Fragen wachruft. Es gibt nichts, keine Macht, die verhindern kann, dass der Sternenhimmel immer wieder neu die Frage nach dem Sinn eröffnet. Und das, was angesichts der Sterne geschieht, passiert auch angesichts der Arbeit, der Zuneigung, der Zeit, es geschieht angesichts von allem, was sich ereignet. Die Wirklichkeit wirft fortwährend Fragen auf, auch in der Situation, in der wir jetzt leben: Hat es einen Sinn, weiterhin zu arbeiten, nach zehn oder zwanzig Jahren, mit dem ganzen Chaos, das jetzt in der Schule herrscht? Es ist so, als gestatte uns das Geheimnis kein Anhalten, als klopfe es immer, an unsere Türen, um das Bedürfnis nach Bedeutung neu wachzurufen. Keine Macht kann es stoppen, keine Situation kann es aufhalten! Die Tatsache, dass die Beziehung mit der Wirklichkeit in einer Krise ist, bedeutet daher nicht, dass dies nicht weiterhin geschieht. Es geschieht unvermeidlich. Die Sehnsucht, eine Antwort zu finden, die den Augenblick, in dem wir leben, eine vernünftige Bedeutung gibt, wird unablässig in jedem Umstand neu in uns wachgerufen. Das gilt nicht nur in schönen Augenblicken, sondern auch unter widrigen Umständen; dann sogar noch eindringlicher: Was für einen Sinn hat es, unter diesen Umständen zu unterrichten? Genau deshalb ist diese Sehnsucht – die Spanier drücken dies in ihrem Flugblatt sehr treffend aus –, die erste Ressource jeder erzieherischen Bemühung. Denn sie weckt die Neugier und stellt die Fragen nach allen Problemen des Lebens. Darum muss man die Frage, ob es in dieser Situation möglich ist, zu unterrichten, sofort bejahen, weil diese Sehnsucht fortwährend wachgerufen wird.
Wo aber liegt das Problem unserer Beziehung zur Wirklichkeit? Don Giussani sieht es in folgendem Punkt: Angesichts dieser Sehnsucht, dieser Fragen, die die Wirklichkeit in uns wachruft, verfallen wir in eine Haltung, «die der menschlichen Seele ständig möglich ist, […] es ist bedrückende Möglichkeit eines Mangels an aufrichtigem Einsatz, an Interesse und Neugier gegenüber der Gesamtwirklichkeit.»
Die Fragen sind unvermeidlich, wir aber können durchaus die Sehnsucht, eine Antwort zu finden, umgehen. Wir können sie außer Betracht lassen, uns ihrer Anziehung verweigern und so die Neugier blockieren. Es ist unsere Freiheit, dem von der Wirklichkeit geweckten Interesse, der Neugier, die die Wirklichkeit in uns wachruft, nicht Folge zu leisten. Was aber passiert, wenn uns bei dieser Möglichkeit des menschlichen Geistes, im Einsatz gegenüber der Wirklichkeit nachzulassen, niemand unterstützend zu Hilfe eilt? Ihre Bedeutung bleibt uns verborgen. Und wenn wir ihre Bedeutung nicht anerkennen können, verlieren wir das Interesse an der Wirklichkeit. Wenn das Kind nicht weiß, wie es das Spielzeug benutzen soll, dann vergisst es das Spielzeug schnell in der Zimmerecke, weil es nicht weiß, was es damit anfangen soll.
Deshalb ist die Unfähigkeit zur Einführung in die Gesamtwirklichkeit nicht gleichgültig für unsere Beziehung zu Wirklichkeit: Denn wenn wir die Bedeutung der Wirklichkeit nicht erfassen, verlieren wir früher oder später das Interesse an ihr. Und so werden auch wir wie unsere Schüler in der Schule passiv. Hier liegt der Ursprung des Desinteresse, das in Langeweile endet, weil uns nichts mehr interessiert. Wir dachten, dass die Wirklichkeit auch ohne Bedeutung weiterhin anziehend sein könnte. Wir dachten, die Bedeutung sei etwas Hinzugefügtes, von dem wir absehen können. Wir dachten, wir könnten den Jugendlichen Physik oder Chemie erklären, ohne dass es dazu einer Bedeutung bedürfe. Wir dachten, wir könnten die Erziehung auf die Vermittlung von Kenntnissen und Daten reduzieren. Aber das reichte nicht aus, um die Jugendlichen für das, was sie vor sich haben, zu interessieren. Und wenn das Interesse nicht geweckt wird, wird auch die neu erwachte Sehnsucht auf Dauer abnehmen. Dann breitet sich jener Nihilismus aus, auf den bereits vor längerer Zeit der italienische Philosoph Augusto Del Noce aufmerksam gemacht hat: «Der heute geläufige Nihilismus ist der heitere Nihilismus, ohne Unruhe (vielleicht könnte man ihn sogar als Unterdrückung jenes augustinianischen inquietum cor meum definieren)» . Es handelt sich dabei um eine Unterdrückung unserer Sehnsucht, aber nicht weil die Wirklichkeit sie uns nicht fortwährend wieder aufrichten würde, sondern weil das Bedürfnis nach Bedeutung, wenn es keine Antwort auf seine Forderung nach Ganzheit findet, selbst immer weiter abnimmt, wie es beim Kind gegenüber dem Spielzeug der Fall ist. Allerdings hängt dies von unserer Entscheidung ab, von einem mangelnden Einsatz, von einer letzten Immoralität gegenüber diesem Grundbedürfnis nach Bedeutung, das uns ausmacht.
Aber Vorsicht: Wir stehen hier vor einem Problem, für das nicht jedwede Antwort ausreicht. Genau das ist die Lüge des Relativismus. Wir wissen, dass er lügnerisch ist, weil nicht alle Antworten wirklich auf die Frage antworten, die wir haben. Nicht jede Antwort verleiht der täglichen Arbeit, dem Schmerz oder dem Wunsch, die Umstände so zu leben, dass sie uns nicht ersticken, einen Sinn. Das Problem der Erziehung besteht darin, ob wir eine Antwort auf dieses Bedürfnis des Lebens haben, so dass wir sie lebendig mitteilen können. Deshalb ist es kein Problem der Jugendlichen, sondern ein Problem der Erwachsenen. Es ist unser Problem. Nur wenn wir Erwachsenen es nicht an diesem Einsatz gegenüber der Wirklichkeit gemäß der Gesamtheit ihrer Faktoren fehlen lassen, können wir einen Sinn mitteilen.
Das begeistert mich, denn es gibt wirklich keinen Schlupfwinkel, keinen Umstand, der uns diesen Einsatz erspart. Wir meinen, dass wir uns mit Gebrauchsanweisungen aus der Affäre ziehen könnten! Hier liegt die Gnade, es wie in unserem Fall mit Jugendlichen zu tun zu haben: So können wir uns nicht entziehen, und es genügt nicht, irgendeine Antwort hinzuwerfen. Wir erkennen dies in den Zeichen der Passivität oder der Müdigkeit.
Darum muss man beginnen, der Situation ins Auge zu sehen. Wollen wir uns dieser Herausforderung stellen oder wollen wir etwas nebenher machen, neben dem Leben und den Problemen? Gibt es in diesem Zusammenhang eine Hoffnung, etwas, das den Menschen im Innersten bewegen kann? Es ist dieselbe Frage, die Franco am Anfang gestellt hat: Wie können wir da sein? Wie kann ich sagen: «Ich bin da», ich bin mit meinem ganzen Selbst in der Wirklichkeit, vor den Jugendlichen, vor der Schule von heute, vor meinen Kindern, vor mir selbst?

II. Wie es geschehen konnte
Um auf diese Frage zu antworten, nützen keine überflüssigen Gedanken. Wir müssen wieder hinschauen. Schauen wir auf unsere Erfahrung: Ist etwas geschehen, das unser Interesse geweckt hat, das uns in Bewegung gesetzt hat? Was hat uns in unserem Einsatz wieder bestärkt? Was hat uns wieder in Bewegung gesetzt? Können wir uns hier auf etwas Konkretes beziehen? Ja. Wir nennen es «Begegnung». Wir sind einer überwältigenden Anziehungskraft begegnet, die die Hypothese einer Bedeutung in sich trug und uns mitgerissen hat. Es war eine so reale Sache, die uns geholfen hat, uns mit unserem ganzen Ich in Bewegung zu setzen. Wir können ihr viele Namen geben: Eine Vorliebe, etwas, das wir anerkennen mussten, das sich in uns niedergelassen hat und das alle unsere Bedürfnisse wieder wachgerufen hat.
«Die Begegnung», das haben wir im Seminar der Gemeinschaft über Der Weg zur Wahrheit ist eine Erfahrung gelernt, «hat die Charakteristik einer Neuheit und eines Wertes ohnegleichen. Aber durch einen Satz, ein Wort oder eine Gebärde vollzieht sich in der gegenwärtigen Wirklichkeit die Begegnung mit einer Tradition, die ihre Wurzeln in den Jahrhunderten hat. In der Begegnung mit dieser Gemeinschaft oder diesem Freund teilt sich uns eine Botschaft mit, die aus einem jahrhundertelangen Leben hervorgeht, die also aus der Tradition stammt .» Und weshalb setzt sie uns in Bewegung? Weil sie uns so sehr entspricht, dass sie alle unsere Bedürfnisse anregt, alle unsere Bedürfnisse in Bewegung setzt. Sie weckt in uns wieder die Lust, uns ins Gewühl zu stürzen und macht uns frei dazu.
«So wie die Begegnung nicht von uns vorbereitet wird, so ist auch unser Handeln nicht von unseren Erfolgen bedingt.» Weshalb kann ich also in dieser ganzen Situation der Müdigkeit und der Verwirrung wieder loslegen? Weil etwas geschehen ist, das mein Handeln frei macht; und es macht mich frei, weil es nicht von der Verwirrung abhängt, von den Schwierigkeiten der Schule, vom Umfeld, von den Kollegen, von den Jugendlichen – es hängt nicht davon ab. «Das Motiv, das uns bewegt und unsere Ausbreitung rechtfertigt, liegt nicht in uns, sondern im Grunde unserer selbst, dort, wo ein Anderer ist, Der, den wir anbeten. Wir wollen weder eine Partei gründen, noch eigene Pläne verfolgen, sondern etwas Anderes, Reines, Klares, das nicht von uns abhängt, sondern von Dem, der uns geschaffen hat. Deshalb gibt uns die Begegnung, wenn sie in Einfachheit angenommen wird, eine große Freiheit des Geistes, die uns nie stehen bleiben lässt, sondern unabhängig von unserer Bildung und unserer Klugheit, ja sogar unabhängig von unserem Herzen handeln lässt. Diesen Glauben und diese Gewissheit haben wir, weil ein Anderer in uns handelt. Unsere Freiheit ist jene Einfachheit und Unbefangenheit, die uns niemals müde werden lässt, uns an jeden zu wenden, jedem gegenüber die Einladung zu dieser Begegnung zu wiederholen, zu dieser Begegnung, die im Leben des Menschen von letzter Gültigkeit ist .» Niemand kann dies verhindern, weil es ein Ereignis ist, welches das Ich beständig aufweckt; und dies nur dann, wenn dies weiterhin passiert, wenn es bleibt, wenn es bestehen bleibt als grundlegende Quelle meines Ichs, so dass ich frei bin, mich auf jeden beliebigen Umstand einzulassen, deshalb auf die Gesamtheit des Wirklichen und auf dieses Bedürfnis nach Bedeutung zu antworten, auf meine Müdigkeit oder auf meine Einsamkeit. Dann versteht man, weshalb alles von neuem mein Interesse weckt. « In der Erfahrung einer großen Liebe […] wird alles, was geschieht, zu einem Ereignis in seinem Umfeld » .
Was ist nach der Begegnung passiert? Wir sind alle hier aufgrund einer Begegnung. Aber was ist danach geschehen? Lasst uns auf das achten, was Don Giussani schon vor dreißig Jahren gesagt hatte: «Für viele von uns ist die Tatsache, dass das Heil [in dieser Begegnung] in Jesus Christus liegt und die Befreiung des Lebens und des Menschen, hier und im Jenseits, ständig an die Begegnung gebunden ist, zu einem rein \\\'spirituelle\\\' Aufruf geworden. Das Konkrete wäre dann etwas anderes: Es ist der Einsatz für eine Gewerkschaft, das Eintreten für gewisse Rechte, es sind Organisationen, sind Arbeitsgruppen und somit Versammlungen; die geschieht aber nicht als Ausdruck eines Bedürfnisses des Lebens, sondern eher als Demütigung des Lebens, als Last und Gebühr, die man für eine Zugehörigkeit entrichten muss, bei der wir auf unerklärliche Weise in der Schlange stehen.» An einem bestimmten Punkt war Christus für uns nicht mehr unverzichtbar, um unsere Situation zu leben: Wir konnten ihm eine geringere Bedeutung zumessen, weil das Konkrete etwas anderes war. Christus schien uns nicht unverzichtbar, um das Konkrete zu leben. Es war nicht so, dass wir Ihn verleugnet hätten, Er ist einfach eine Vorbedingung geworden, ein spiritueller Aufruf, den wir dann nicht mehr brauchten, um uns ins Gewühl zu stürzen. Ist euch klar, was das heißt? Wir waren anmaßend und haben uns unser eigenes Grab geschaufelt.
Aber mit der Zeit sehen wir die Folgen in uns: Mit allen unseren anmaßenden Versuchen können wir uns nicht helfen. Viele von uns liegen mit ihren wunderbaren pädagogischen Vorschlägen im Graben! Und dasselbe, was uns passiert, widerfährt auch den Schülern und uns in der Gemeinschaft. Hört, was Don Giussani gesagt hat: «Wir stellen oft fest, dass die Jugendgemeinschaften eine missionarisches Gestalt haben, eine kommunikative Lebendigkeit, und dass sie ein starker Anfruf sein können. Das bedeutet, der Inhalt unseres Vorschlags ist begeisternd und zieht die Menschen an. Aber dann ist es so, als ob man eben diese Größe nicht beibehalten könnte: Die Gemeinschaften werden allmählich älter und trocknen dabei aus. Es besteht die große Gefahr, dass unsere Bewegung die Güte ihrer Erfahrung im anfänglichen Vorschlag zeigt, aber dass es ihren Anhängern dann an der Methode mangelt, die ihnen Dauer verleiht. Der Vorschlag der Bewegung ist eine Wahrheit und deshalb fällt sie auf. Aber ohne eine entsprechende Methode gibt es keinen Weg und keinen Bestand.» Wir können dem Widerhall der Schönheit des Vorschlags weder in uns noch in den anderen ausweichen, aber es entwickelt sich keine Beständigkeit. Warum? Weil wir die Methode gewechselt haben, weil es nicht unsere Initiativen waren, die die Menschen aufweckten, sondern weil Er es war, der sich durch sie hindurch zeigte. «Die Bewegung ist aus einer Gegenwart hervorgegangen, die sich aufdrängte und die dem Leben die Herausforderung einer Verheißung brachte, dem man folgen musste. Doch dann haben wir die Beständigkeit dieses Anfangs den Diskursen [schrecklich!] und Initiativen, den Versammlungen und Initiativen anvertraut, die wir machen wollten. Wir haben sie nicht unserem Leben anvertraut. So hörte der Anfang sehr früh auf, eine Wahrheit zu sein, die unserer Person angeboten wird, statt dessen wurde er zum Anlass für einen Verein, für eine Wirklichkeit, auf die man die Verantwortung für die eigene Arbeit abwälzen und von der man die Lösung der Dinge verlangen konnte. Was eigentlich die Annahme einer Herausforderung sein müsste und folglich ein lebendiges Folgen, ist Gehorsam gegenüber einer Organisation geworden.» Das heißt, anstatt die Neuheit der Art und Weise, mit der jemand die Wirklichkeit lebt, die er vor sich hat, mitzuteilen, meinten wir, uns diesen Einsatz durch die Theoretisierung einer Methode ersparen zu können. Don Giussani sagte: «Wir müssen uns gegenseitig helfen, eine Gefahr zu überwinden, die schon weit verbreitet ist [Vor dreißig Jahren sagte er das schon: Stellt euch das vor!]: unseren Einsatz nach der Art einer sozio-pädagogischen Methode auf eine Theoretisierung zu reduzieren, auf den damit verbundenen Aktivismus und auf die politische Verteidigung desselben, anstatt eine Tatsache des Lebens wieder als solche zu behaupten und unserem Mitmenschen vorzuschlagen.»
Deshalb frage ich weiterhin: Werden wir es ab und zu riskieren, den Vorschlag von Christus zu prüfen, anstatt ihn schon einen Augenblick später fallen zu lassen und die Methode zu wechseln? Es ist nicht so, dass der Vorschlag auf uns oder auf die Gemeinschaft der Jugendlichen keinen Zauber ausüben würde. Aber wer kann dies aufrecht erhalten? Glauben wir, wir schaffen es schon, wenn wir uns mit uns selbst und den anderen behelfen, indem wir die einzige Methode wechseln, die dieses Interesse wieder wecken kann; indem wir meiden, diese überwältigende Anziehungskraft in erster Linie für uns und deshalb für die anderen zu vergegenwärtigen?

III. Ein neuer Anfang
Aus diesem Grunde brauchen wir einen neuen Anfang, der nicht – wie es schon Don Giussani sagte – mit der Frage beginnt, «Was soll ich machen?», sondern mit den beiden Fragen «Wer bin ich?» und «Was bin ich?». Dies ist keine rhetorische Frage, sondern «der Ausgangspunkt», sagte Don Giussani in Viterbo, «den kein Übel aufheben kann.» Wenn er aufgehoben wird, dann nur weil er nicht klar ist. Die Umstände können unsere Person nicht besiegen, sie bringen nur unsere Zerbrechlichkeit ans Tageslicht. Es ist nicht das Umfeld, das unsere Zerbrechlichkeit hervorbringt, es ist nicht die Situation, in der wir uns befinden, die unsere Zerbrechlichkeit hervorbringt; sie bringt nur unsere Haltlosigkeit ans Tageslicht, unseren Mangel an Freiheit. Die Frage «Was bin ich?» [...] ist der beständige Beginn der Auferstehung, sie ist gewissermaßen der Fels, den der Sturm zwar überzieht, den er aber niemals wegbrechen kann, und in einem Augenblick Windstille taucht der Fels wieder auf.»
Deshalb ist es notwendig, dass sich in uns «ein anders Selbstbewusstsein erneuert [jenes, das aus der Begegnung hervorgegangen ist] und folglich eine anderes Empfinden des Menschlichen, denn das Empfinden des Menschlichen beziehen wir aus uns selbst. Dies ist das neue Geschöpf, von dem das Evangelium spricht, der neue Samen, der in der Welt ist, ein neuer Mensch. Denn er hat ein neues Empfinden seiner selbst und folglich auch des anderen [...]. Dieses neue Selbstbewusstsein heißt Glaube und zeichnet sich durch die Tatsache aus, dass ich gleichsam nicht mehr ich bin, sondern etwas anderes, was in mir ist.»
Ich wünsche mir, dass wir dies nicht als einen «spirituellen» Anruf hören, der nichts mit den Lebensumständen zu tun hat, wobei sich die Geschichte von längst vergangenen Jahren wiederholt, weil, wie mir einige von euch sagten, Don Giussani betonte, dass «das, was am wenigsten verstanden worden ist, die Aussagen von Viterbo waren.» Dieser Glaube, der ein neues und anderes Selbstbewusstsein darstellt, ist nicht etwas neben der menschlichen Wirklichkeit, er ist kein Gewand: Er ist die Wirklichkeit der Person, in ihrer Bedeutung und in ihrem Bestand. Dieses Bewusstsein bringt eine Gegenwart hervor, genau in dem Augenblick, in dem man die Schule betritt, vor den Kindern im Kindergarten wie vor den Jugendlichen im Gymnasium. Was sollten wir andernfalls in der Schule tun?
Nur wenn uns das bestimmt, gelangen wir zu einer Gewissheit, die uns in alles hineingehen lässt; diese Gewissheit ermöglicht es uns, in die Wirklichkeit einzutreten. Wie könnt ihr in die Schule gehen, ohne ständig von dieser Gewissheit und diesem Bewusstsein durchdrungen zu sein? Ich verstehe, dass man dieser Situation entfliehen will, aber wie soll das gehen? Merkt ihr, dass es sich hier nicht um einen «spirituellen» Aufruf handeln kann, sondern die einzige Möglichkeit ist, dass wir uns selber mit unserem ganzen Bewusstsein leben und so sagen können: «Ich bin mit all dem, was mich ausmacht, mittendrin in der Wirklichkeit»? Denn «die Wahrheit muss im Leben verwirklicht werden» , wie Berdjaev sagte. Diese Gewissheit erlaubt es uns, in die Wirklichkeit hineinzugehen, sie erlaubt es uns, von dieser Gegenwart durchdrungen in die Schule zu gehen. «Das Phänomen der Kultur – so Don Giussani in Viterbo – bahnt sich seinen Weg und setzt sich nur durch, wenn es aus einer Grundgewissheit heraus entsteht. […]. Diese Gewissheit ist das Ereignis Christi, das im Erwachsenen für den Jugendlichen zu einem neuen Vorschlag wird und das der Jugendliche in der erwachsenen Person, die er vor sich hat, als gegenwärtig erfährt.» Man erkennt das daran, dass er eine Leidenschaft für die Dinge weckt, dass er das Interesse allem gegenüber nährt.
Man erkennt diese Gewissheit – so sagt Don Giussani in Einiger großer Dinge gewiss – an der «Sympathie für alles, was einem begegnet. […] Je unbeirrter jemand ist, was die Gewissheit des Bewusstseins anbelangt, desto mehr umarmt sein Blick alles, auch wenn er einfach nur durch die Gegend läuft. Allem bringt er eine Wertschätzung entgegen, nichts entgeht ihm. Er sieht auch das schon gelb gewordene Blatt am sonst noch grünen Baum. Es ist allein diese Gewissheit angesichts der letzten Bedeutung, die uns auch das kleinste Fünkchen Wahrheit wahrnehmen lässt, das in jedem von ihnen verborgen steckt – als wären wir Detektoren. Und um jemandes Freund zu sein, ist es nicht nötig, dass dieser entdeckt, dass das, was du sagst, wahr ist und er mit dir geht. Es ist nicht notwendig. Ich gehe mit ihm wegen dieses Fünkchens an Wahrheit, das in ihm steckt. Weil es daran mangelte, hat die Bewegung schon viel zu lange aufgehört, Bewegung zu sein, weil wir uns in einem reinen Diskurs und der Praxis der eigenen Gemeinschaft \\"gefangen\\" haben: entweder machst du es wie wir oder du gehörst nicht zu uns [wohl gemerkt: das sagt Don Giussani, das kommt nicht von mir!]. Allein die Gewissheit über die Wahrheit bewirkt, dass man sich unmittelbar als Bruder, als Mutter wahrnimmt und sich auch dem kleinsten Funken an Wahrheit zugeneigt fühlt, der in jedem steckt; deswegen ist die Wahrheit der Freund aller.» .
Deswegen sagte ich am Eröffnungstag, dass Don Giussani uns wirklich einen Test zurückgelassen hat: Wenn wir diese Gewissheit haben, können wir vollkommen frei in alles hineingehen und frei sein auch von Erfolg oder Nichterfolg. Aber für uns sind diese Dinge statt dessen «spirituell». Nein, nein, nein, und nochmals nein! Das ist der Test dafür, wie ich die Wirklichkeit lebe: dass ich entweder von Gott allein abhängig bin und frei vom ganzen Universum, mich von nichts erpressen lasse oder aber frei von Gott und Sklave eines jeden Umstands, Sklave des erpresserischen Erfolgs . Wie wir an der Schule präsent sind, wie wir in der Wirklichkeit stehen, wie wir vor jedwedem Umstand stehen, ist der Test für unsere Abhängigkeit vom Geheimnis; das ist der Test für unsere Freiheit, nicht die Dinge, die wir daneben am Sonntagmorgen noch tun. Der Test ist, ob wir – gerade aufgrund dieser Abhängigkeit – eine Freiheit leben, die von einer anderen Welt ist, in dieser Welt. Denn «das Christentum – so haben wir im Seminar der Gemeinschaft gelernt – ist eine neue Art, die Welt zu leben. Es ist eine Art neuen Lebens: Es handelt sich dabei nicht in erster Linie um einige besondere Erfahrungen, einige Handlungsweisen neben anderen oder einige Begriffe oder Worte, die dem bestehenden Vokabular hinzuzufügen wären [...]: Der Christ sieht die ganze Wirklichkeit an wie jemand, der nicht Christ ist, aber das, was ihm die Wirklichkeit sagt, ist anders, und er reagiert anders darauf.» Deswegen kann er in die Wirklichkeit hineingehen, in die ganze Wirklichkeit. Und darin, dass wir in die Wirklichkeit hineingehen, besteht die Verifizierung des Glaubens, dieser Gewissheit, die ich habe. Ansonsten lassen wir etwas parallel nebenher laufen. Das ist es, was mich begeistert hat, als ich die Bewegung kennen gelernt habe. Ich hatte lange den Eindruck, dass das, was meine Oberen mich tun ließen, Zeitvergeudung war: Statt mich meinen wissenschaftlichen Studien widmen zu können, musste ich unterrichten. In der Tat habe ich mir gesagt, als ich mir der Begegnung bewusst wurde, die ich gemacht hatte: «Du bist wirklich blöd, denn durch das, was der Herr dich hat machen lassen, kannst du deinen Glauben in der Schule verifizieren.» Und so bin ich für diese zehn Jahre an der Schule dankbar, weil ich ansonsten die «theologische» Begründung hätte finden können, um meine Flucht aus der Schule zu rechtfertigen, wie es ein Kollege von mir tat: Es hätte ausgereicht, dass ich plötzlich die «Berufung» wahrnehme, in die Pfarrei gehen zu müssen. Das hätte gereicht, die Schule mit einer Niederlage zu verlassen, mit meiner theologischen Rechtfertigung im Sarg. Aber, Gott sei Dank, hat mir das, dem ich begegnet bin, die Begegnung mit der Bewegung und der Vorschlag von Don Giussani erlaubt, meinen Glauben bis auf den Grund zu verifizieren. Als ich mit dem Unterrichten aufhörte, war ich freier, froher, zufriedener und gewisser als in dem Moment, als ich damit begonnen hatte. Das ist die Herausforderung für jeden von uns. Etwas nebenher zu tun oder in die Pfarrei zu gehen (wo ich nicht hätte vor der Wirklichkeit stehen müssen, sondern nur mit Leuten zusammen gewesen wäre, die dorthin kamen, weil sie sonst nichts zu tun hatten) wäre mehr als leicht gewesen. Aber aufgrund der Tatsache, dass ich gezwungen war, vor Jugendlichen zu stehen, die ich mir nicht selber ausgesucht hatte, oder vor Kollegen, die ich mir nicht selber aussuchte – versteht ihr: Da gab es keine Fluchtmöglichkeit für mich. Deswegen sagte ich zu Don Giussani: «Ich werde dir immer dankbar sein, denn: seitdem ich dir begegnet bin, habe ich begonnen, einen Weg als Mensch zu gehen», das heißt, ich habe begonnen, die Tragweite meines Glaubens im Leben zu verifizieren (der Glaube war nicht nur eine spirituelle Einladung), in der Art und Weise, wie ich die Schule lebte. Und als ich mit dem Unterrichten aufhörte, war ich zufriedener als vorher, zufriedener als in dem Moment, als ich begonnen habe. Ansonsten wäre ich als Unterlegener von dort weggegangen.
Deswegen bin ich sehr dankbar dafür, dass mir nichts erspart worden ist; dass mir durch die Tatsache, dass ich Priester oder an einer bestimmten Schule bin, nicht der Weg erspart wurde, selbst in die Wirklichkeit einzutreten, vor den Schülern, angesichts der Fächer, die ich zu unterrichten hatte. Wenn ich – aufgrund dessen, was mir begegnet war, was mir erlaubte, meine Sehnsucht ernst zu nehmen – nicht in die Wirklichkeit hineinging, dann war ich der Erste, der dabei unterlag, weil ich das nicht durch schöne pädagogische Theorien hätte ersetzen können. Erziehung heißt eben nicht, die Wirklichkeit zu erklären, sondern dabei zu helfen, in sie hineinzugehen. Wir wissen sehr genau, dass es einen Unterschied gibt, ob ich eine tolle Unterrichtsstunde über das 10. Kapitel von Der Religiöse Sinn halte oder selber die Erfahrung mache, von der das Kapitel spricht. Aus denselben Worten von Don Giussani können wir zweierlei machen: Wir können einerseits zu absoluten Experten in Sachen Theorie werden oder uns wird die Erfahrung dessen ermöglicht, was die Theorie besagt. Worin besteht der Unterschied? In der Art und Weise, mit der ich in der Wirklichkeit stehe, wie ich die Wirklichkeit genieße. In dem Moment, als mir das klar wurde, habe ich es als Fest empfunden, in die Schule gehen zu können. Wenn wir die anderen in die Wirklichkeit einführen wollen, dann können wir das nicht tun – ich will das an einem Bild aus dem Stierkampf fest machen – «indem wir den Stier von den Zuschauerplätzen aus betrachten». Wir können den anderen nur helfen, in die Wirklichkeit hineinzugehen, wenn wir selbst zuerst in die Wirklichkeit hineingehen, bis wir deren Bedeutung entdecken. Nur wenn die Jugendlichen auf unserem Gesicht, auf unserem Antlitz den Sieg sehen, in der Art und Weise, wie wir handeln, in der Art und Weise, wie wir reagieren, in der Art und Weise, wie wir alles leben, werden sie sich für das interessieren, was sie in uns sehen. Sie werden Lust bekommen, so zu leben, denn «Erziehung – wie Don Giussani in Viterbo sagte – heißt Mitteilung der eigenen Person, das heißt der eignen Art und Weise, sich mit der Wirklichkeit in Beziehung zu setzen.» Aufgepasst, wir müssen uns diesen Satz förmlich «einmeißeln»! Mitteilung seiner Selbst heißt nicht, die eigenen Gedanken, die eigenen Theorien weitergeben: Es geht darum, die eigene Art und Weise mitzuteilen, wie man sich zur Wirklichkeit in Beziehung setzt, denn «der Mensch ist […] eine lebendige Modalität der Beziehung zur Wirklichkeit. […] Deswegen heißt Selbstmitteilung Mitteilung einer lebendigen Art und Weise, sich mit der Wirklichkeit in Beziehung zu setzen.»
Ich bin dankbar dafür, dass die Umstände meines Lebens mich dazu gezwungen haben, denn ich bin nach zehn Jahren Schule Professor an der Theologischen Fakultät geworden und, was CL anbelangt, gab es für mich keine Möglichkeit, auch nur einen Augenblick außerhalb meiner Vorlesungen davon zu sprechen; es war mir nicht möglich, etwas anderes nebenher zu machen. Versteht ihr? Und dafür bin ich unendlich dankbar, weil es mir erlaubt hat, es mich gezwungen hat, das in meinen Klassen zu tun, in der Art und Weise, wie ich unterrichtete. Und niemand konnte mich daran hindern, meine Vorlesungen und Seminare auf bestimmte Weise zu gestalten und die Inhalte in einer ganz bestimmten Weise zu vermitteln. Ich brauchte nichts anderes als den Unterricht. Und niemand konnte mich daran hindern, dass bei vielen Gelegenheiten das, was im Unterricht gesagt wurde, zum Gesprächsgegenstand in der Mensa der Fakultät wurde.
Wir brauchen nichts anderes, nichts, was parallel noch nebenher läuft oder nebendran, wenn wir die Herausforderung der Wirklichkeit annehmen, weil wir durch die Art und Weise herausgefordert werden, wie wir die Wirklichkeit leben. Aber Don Giussani sagte: «Es beginnt mit einer Gegenwart, die sich aufdrängt. Der Beginn ist eine Provokation, aber nicht für das \\"Gehirn\\", […] [sondern] für unser Leben; das, was nicht Provokation für das Leben ist, lässt uns Zeit und Energie verlieren und hindert uns an einer wahren Freude», und deswegen interessiert es uns mit der Zeit nicht mehr. «Die erzieherische Präsenz ist die Präsenz eines Erwachsenen als geeinter Person» , und das betrifft uns alle, von der Didaktik bis zum Umfeld. Denn wenn wir nicht an den Punkt kommen, in dem uns diese Neuheit des Blickes, der durch die Begegnung geweckt worden ist, den Weg eröffnet, den es zurückzulegen gilt, um es mitzuteilen, zu entdecken, wenn wir nicht an den Punkt kommen, bis hin zur Didaktik, dann unterliegen wir einem Dualismus.
Jemand von euch hat mir geschrieben: «Ich bin nach fünf Jahren Pause wieder an der Schule (an einem Gymnasium) und die Situation dort ist noch genau wie früher. Ich kann sagen, dass ich mich gut auf meinen Unterricht vorbereite; und aufgrund der Erfahrung, die ich bei vielen Treffen gemacht habe, durch Dinge, die ich gelesen habe, Momente der Auseinandersetzung und durch das gemeinsame Urteil mit anderen Kollegen wird mein Unterricht Jahr um Jahr besser. Ich denke, dass der Inhalt dessen, was ich mitteile, nicht neutral ist: die Jugendlichen bekommen (so glaubte ich stets) ein gutes Material an die Hand, mit dem sie sich auseinandersetzen können. Und doch bemerke ich (gestern wie heute), dass meine Schüler, wenn ich sie abfrage (vor allem die besseren und gewissenhafteren), in ihre Antworten Dinge einbringen, die nicht in dem gründen, was ich ihnen gesagt habe, sondern darin, was sie in den Texten im Buch lesen. Wenn sie aus einer interessanten Unterrichtsstunde von mir nach Hause gehen, lernen sie aus ihren Büchern Dinge, die das vollkommene Gegenteil von dem sind, was ich ihnen beigebracht habe: das Nachher löscht das Vorher aus. So verstehe ich, wie wichtig es ist, die Wirklichkeit in all ihren Aspekten zu umarmen, einschließlich der Didaktik. Das heißt, dass es auch auf alle Materialien, die den Lernvorgang vorantreiben, ankommt. Wenn unsere erzieherische Sorge nicht bis an den Punkt gelangt, dann ist es so, als würden wir von Beginn an aufgeben angesichts der kulturellen Herausforderung, zu der wir aufgerufen sind und die nur unsere ist und nicht an andere delegiert werden kann.» Versteht ihr, worin die Herausforderung besteht? Mich interessieren nicht die Zahlen: Wenn es zehn Leute sind, die sich auf diese Herausforderung einlassen, dann bin ich dabei. Wenn jemand etwas anderes nebenher machen möchte, dann interessiert mich das nicht.
Von der Didaktik nun zum Umfeld: Der zweite Faktor der Gegenwart ist, dass man im Geschehen ist. «Das Christentum – so Don Giussani – ist die Verkündigung des Gottes, der Fleisch angenommen hat, und damit sagt man nicht nur, dass Gott Fleisch angenommen hat, sondern dass er sich auch der Zeit immanent gemacht hat, dass er nun Zeit, Raum und Geschichte durchdringt, und so daraus ein Organismus geworden ist. Also muss man im ganz normalen Alltagsgeschehen stehen und die Art und Weise kennen, mit der die Gesellschaft – mit einer Macht, die es schafft, überallhin vorzudringen – das Individuum einbezieht und es dahingehend beeinflusst, dass sie es für ihre Zwecke manipuliert. Man darf nicht außerhalb dieses Umfeldes stehen; man muss organisch in dieser Welt sein, bis in die konkrete Gestalt hinein. Wie oft haben wir geglaubt, unsere Bewegung zu leben, wäre etwas neben dem praktischen und konkreten Leben [das wird die Bewegung nie sein, wie es auch nie das Christentum sein wird, denn das ist das Gegenteil von dem, was Gott getan hat: Er hat Fleisch angenommen]. Wie oft haben wir geglaubt, es wäre etwas, das «über» die Gemeinschaft unter uns «hinaus» geht, wenn wir uns in die Probleme hineingeben, die das Umfeld der Familie, des eigenen Stadtviertels, der Schule mit sich bringen. Das ist die Mentalität aller […]. [Dagegen] meint Präsenz, dass ich mit der ganzen mir eigenen Menschlichkeit innerhalb des Umfeldes stehe.» Darin besteht die Verifizierung des Glaubens: Ob der Glaube, ob die Gewissheit des Glaubens mir erlaubt, alles zu leben. Warum sollte es mich sonst interessieren? Warum interessiert mich Christus, wenn nicht deswegen, weil er mir erlaubt, in jeder Situation, in jedem Umstand in der Wirklichkeit zu stehen?
Deswegen sagt Don Giussani: «Entweder zeigt sich der Glaube innerhalb des Umfeldes oder er ist nicht wahr», es zeigt sich, dass er nicht wahr ist, dass das, was mir passiert ist, nicht so wahr ist, als dass es dazu befähigen könnte, dass ich jeden Umstand leben kann, es führt mich nicht in die Gesamtheit der Wirklichkeit ein, es dient mir nicht. Und früher oder später wird es mir so gehen, wie es bei vielen Christen der Fall ist, für die der Glaube nichts mit dem Leben zu tun hatte: Nicht, dass sie nicht mehr glauben würden, aber sie haben aufgehört, sich für das Leben aus dem Glauben zu interessieren. Wir versuchen unserem Glauben auf den Grund zu gehen, weil «das Umfeld in eins fällt mit jedem Aspekt des Alltags und der praktischen Modalität, mit der man die Welt mit einbezieht und beeinflusst: Deswegen ist der Glaube gleichzusetzen mit der Familie, dem Häuserblock, den Freunden, der Gewerkschaft, dem Arbeitsumfeld, der Politik, mit allem.»
Wenn wir nicht in die Wirklichkeit hineingehen, meine Freunde (das lesen wir auch im Seminar der Gemeinschaft. Es würde genügen, wenn wir auf bestimmte Weise das Seminar der Gemeinschaft machten), werden wir, statt Einladung zu sein, zur Propaganda: «Propaganda […] heißt etwas zu verbreiten, weil ich das so denke oder [weil] mich das interessiert. Die Einladung hingegen […] will im anderen etwas wachrufen.» Aber wie vermag ich das wachzurufen? Nur wenn ich durch die Art, wie ich die Wirklichkeit lebe, zu einer Präsenz werde, wecke ich das Interesse der anderen. Aber das gelingt mir nicht, wenn ich nur eine Theorie vermittle: Dann mache ich Propaganda, aber es gelingt mir nicht, etwas zu wecken, was schon im anderen ist. «Einladung zu sein heißt, dem Freund, an den diese sich richtet, zu helfen, seine Wahrheit wiederzufinden, seinen wahren Namen (im biblischen Sinne), sich selbst wiederzufinden. Dieses Einladung-sein als Christ ist deshalb der wichtigste Beitrag zur Freiheit des Einzelnen. Denn Freiheit heißt, man selbst zu sein. Deswegen ist unsere «Einladung» der höchste Gestus der Freundschaft». Den anderen neu wachzurufen, nicht zu «unserem Eigentum» zu machen: wie dieser Weg nun genau ausschaut, den der Einzelne zurücklegen muss, um zu seiner Bestimmung zu gelangen, das ist Sache des Geheimnisses. Uns interessiert es Christus zu bezeugen, die Macht Christi zu bezeugen, die das Ich des Anderen neu wachruft. Das, was er dann macht, ist seine Sache, es kann nicht darum gehen, ihn zu vereinnahmen. «[Deswegen] gilt der Aufruf, der wir für jemanden sind, nicht zunächst einer bestimmten Form, bestimmten Kriterien oder Schemata, einer besonderen Organisation; der Aufruf gilt vielmehr jener Verheißung, die gerade das Herz des Menschen ausmacht. Wir spiegeln den anderen wider, was Gott ihnen ins Herz gelegt hat, als er sie schuf [das ist wichtig!], dadurch dass er sie in ein bestimmtes Umfeld hineingestellt, sie geformt hat. Genau deswegen wissen wir nicht, wo Gott sie hinführen möchte» . Aber wir meinen oft bereits zu wissen, was das Geheimnis für sie beschlossen hat, und das ist Betrug. Was mich häufig erstaunt, ist, dass uns der Sinn für das Geheimnis fehlt, weil wir schon im Vorhinein zu meinen wissen, welche Modalität Gott für die Person vorgesehen hat … aber bist du dir dessen wirklich sicher?
«Der Plan – fährt Don Giussani fort – ist seiner [es ist Gottes Plan]. Wir können nicht wissen, welche ihre Berufung sein wird [so ein Satz würde ausreichen, dass wir alles, was wir tun, wieder in Frage stellen]. Die Einladung, die zu sein wir berufen sind, gilt deshalb vor allem dem, was den Wert des Lebens der Person ausmacht, die Bestimmung, die Berufung, die Erfüllung derselben, und basta [genau so formuliert Don Giussani es]. Wir müssen den anderen wachrütteln, indem wir selbst die Gründe, weswegen wir ihm Erinnerung sein wollen, stets neu leben. Es ist gerade die Ausstrahlung, die Ausdruckskraft, wenn wir dies neu leben, die Einladung für den anderen sein will. [Die Ausstrahlung, die daraus hervorgeht, dass wir selber es immer neu leben, nennt man Zeugnis. Und das sind alles andere als bloße Worte!] Deswegen ist diese Einladung nicht etwas, was außerhalb von uns liegt, als wäre es eine Aufgabe, die uns außerhalb unserer selbst zukommt. Wenn jemand die Lebendigkeit des Anhängens verloren hat, dann ist das eine Aufforderung, ohne selbst beteiligt zu sein, so als würde man eine Formel darlegen, eine Ideologie. Dann ist es oft reine Propaganda, die nur Diskussionen hervorruft: Man selbst nimmt dem anderen gegenüber eine Fremdheit wahr. Es ist wichtig, dass wir bei allem, was wir tun, bei den Initiativen, die wir starten, den Einladungen, die wir aussprechen, Rücksicht nehmen auf die Dimension des Ideals, von ihr durchdrungen sind und belebt werden. Wir haben genau dieselben Sorgen wie alle anderen auch, weil diese Sorgen menschlich sind. Aber in uns ist etwas mehr: Jegliches Handeln geht von der Sorge aus, den Menschen zu lieben, das heißt, ihm zu helfen, wirklich frei zu sein, auf seine Bestimmung zuzugehen [nach einem Plan, der nicht unserer ist]. Das ist das Gesetz der Caritas: der Wunsch, dass der andere er selbst sein möge […]. Wir wollen Leute sein, die mit der Sorge zur Schule oder in die Arbeit gehen, gute Noten zu kriegen oder ein gutes Gehalt zu bekommen, mit der Begierde [dem Wunsch] von Ereignissen und anderem zu erfahren, mit dem Wunsch, Beziehungen zu leben, die die Zeit erfüllen und keine Langeweile produzieren. Aber wir wollen vor allem Leute sein, die noch vor allem deswegen zur Schule oder zur Arbeit gehen oder mit ihren Freunden zusammen sind, weil ihre Sorge die Dimension des Ideals hat, und zwar des höchsten Ideals: Christus und seine Kirche» . Deswegen sage ich, dass wir so unseren Glauben verifizieren. Und das hat zur Folge, dass, wenn unser Vorschlag darin besteht, so im Angesicht der anderen zu leben, dass alle unsere Adressaten sind – alle ohne Ausnahme – , weil wir im Angesicht aller leben und nicht im Voraus wissen können, wer diejenigen sein werden, die der Herr in ihrem Innersten durch unser Zeugnis bewegen will; wir wissen es nicht. Deswegen «ist die Haltung vollkommen falsch, wenn es sich bei unseren erzieherischen Initiativen an der Schule so herauskristallisiert hat, dass wir ständig versuchen, Dinge zusätzlich über die Schule hinaus vorzuschlagen» , damit dann das rauskomme, was der Herr sich wünscht. Denn wir können GS auf zwei Weisen aufziehen: Zum einen mit Jugendlichen, die durch unsere bewusste Präsenz herausgefordert sind oder aber wir setzen auf eine zahlenmäßig starke GS mit Jugendlichen, die sonst nichts zu tun haben. Wir machen zwei Arten von GS; es kann uns bei GS um Zahlen gehen, aber wenn es das wäre, dann würde ich beginnen mir Sorgen zu machen. Ich könnte mich nicht darüber freuen, dass es viele sind; die Frage ist, ob sie kommen, weil sie in ihren Interessen herausgefordert sind.
Ich möchte euch aus einem Brief vorlesen, den mir jemand von euch geschrieben hat: «Vor einigen Monaten war ich auf der Suche nach Räumlichkeiten, weil wir unsere Schule vergrößern wollen. Dabei habe ich auch einige Räume in einer nahe gelegenen Pfarrei angeschaut. Der Priester, der mich dort herumführte, erzählte mir voller Freude, dass dieses Oratorium, in das mehrere Jahre lang kaum noch jemand gekommen war, jetzt durch die Ankunft von Leuten, die aus Nicht-EU-Staaten kommen (vor allem aus Marokko), wieder aufgeblüht war: es fanden dort ständig Treffen und Aktivitäten statt, „zahlenmäßig“ war es nun wieder frequentiert wie früher. Ein bisschen perplex habe ich meine Besichtigung der Gemeindeeinrichtungen fortgesetzt. Dann kamen wir irgendwann in den Multimedia-Raum, wo es sich einige Jugendlichen bequem gemacht hatten und fern schauten. Während der Priester mir begeistert erklärte, diese Jugendlichen bräuchten die Möglichkeit, weiterhin Kontakt mit den Traditionen ihrer Herkunftsländer zu halten, habe ich, als ich genauer hinschaute, gesehen, dass diese Jugendlichen um drei Uhr Nachmittag über Satellit einen arabischen Sender eingeschaltet hatten. Das hat mich verstehen lassen, dass das Problem nicht die „Zahlen“ sind (und damit der Erfolg dessen, was wir tun), sondern das Problem darin besteht, dass ich in der Erwartung, dass Er sich zeigt, vor der Wirklichkeit stehe.»
In dem Maße, wie der Verfall und die Zerstörung der einzelnen Person zunehmen, kommen immer mehr Leute, aber es wäre ein schwacher Trost, wenn wir nur die anziehen, die sonst nichts zu tun haben: Kommen sie, weil sie angezogen sind oder weil sie nichts anderes zu tun haben? Sind wir mit unserem Vorschlag in der Lage, die herauszufordern und zu bewegen, die etwas anderes im Kopf haben und die angezogen sind von der siegreichen Anziehungskraft, die sie vor sich haben oder nicht? Denn, noch einmal: wir können zwei ganz unterschiedliche «Süppchen» kochen und GS auf zweierlei Art leben.
Dies hilft uns zu verstehen, was für eine Beziehung besteht zwischen der Art und Weise, wie das Geheimnis handelt und wie wir vor ihm stehen müssen: Nicht wir sind es, die entscheiden, wer jemanden in seinem Innern bewegt. Es ist das Geheimnis, das durch die Person wirkt, von der Er es will; und das kann der sein, der als Letzter dazugestoßen ist. Wir müssen der Modalität gehorchen, mit der Er die Dinge tut. Deswegen ist das Erste, was jede Autorität, die Verantwortung trägt, tut, was jeder Einzelne tut, der unter uns Verantwortung hat: Dem folgen, wodurch das Geheimnis die Dinge entstehen lässt. Und wenn es sie durch einen von uns entstehen lässt, müssen wir alle darauf aus sein zu schauen, wie wir dieser Person entgegenkommen können, wie wir ihr helfen können, und nicht versuchen, sie für unsere Struktur zu vereinnahmen. Aber seid ihr sicher, dass euch die Jugendlichen folgen, wenn ihr das tut (nämlich sie an Strukturen zu binden)? Da wären wir schön blöd! Das ist nicht gesagt, weil der Herr nichts unbedacht tut und die Dinge und die Leute nach Seiner Methode bewegt. Er, der jeden kennt, weiß, was er zu tun hat. Entweder respektieren wir das und folgen – und deshalb ist die erste Autorität der, der mehr folgt, nicht der, der am meisten macht –, oder aber wir vereinnahmen die Leute. Und derjenige, der vom Herrn dazu die Gnade erhalten hat, dies in sich selbst vorzufinden, es entstehen zu lassen, es hervorzubringen angesichts dieses Faktums, das ihm passiert, wird sofort versuchen, die Person, der er begegnet ist, mit dem einzigen Ort in Beziehung zu bringen, an dem die Anziehungskraft erhalten bleiben kann. Er wird nicht denken, dass er das persönlich bewältigen kann, weil so jeder von uns nach einer Weile die Nase voll hätte. Es ist eine Dynamik zwischen Zugehörigkeit und Personsein, zwischen Autorität und Freiheit, die sich gegenseitig brauchen.
Deswegen begleiten wir uns und begleiten andere; man könnte das mit dem Satz zusammenfassen, mit dem ich das Heft von La Thuile habe überschreiben lassen: Freunde, das heißt Zeugen. Wir sind Freunde unser Selbst, untereinander und Freunde der Jugendlichen, wenn wir uns gegenseitig die Art und Weise bezeugen, in der Wirklichkeit zu stehen; jene Modalität, die aus dem Glauben erwächst, aus Seiner Gegenwart. Dies erlaubt es uns, alles und jeden zu umarmen, bis hin zu den Einzelheiten der Art und Weise, in der wir vor den Ereignissen in der Schule stehen.

Ich möchte mit einigen Beobachtungen zu konkreteren, praktischen Dingen schließen.
Es ist unmöglich, dass jemand, der den Wunsch hat, dass sein Unterricht von dem ergriffen wird, was ihm geschehen ist, sich nicht für das interessiert, was Didattica e innovazione scolastica / Didaktik und Innovation an Schulen – Zentrum für Bildung und Fortbildung (Diesse) macht. Das gilt nicht nur, weil er es nutzen muss, sondern weil er dazu beitragen sollte. Jeder von uns sollte einen Beitrag zu Diesse leisten, der allen nützt. Denn es ist viel interessanter und wir können uns mehr helfen, wenn alle Dinge unter uns kursieren als Ergebnis unserer Gemeinschaft und wenn wir uns alle Instrumente an die Hand geben, die wir allein nicht hätten erarbeiten können. Es gibt unter uns einen so großen Reichtum, dass wir uns tatsächlich begleiten können bis hinein in Einzelheiten zu didaktischen Fragen.
Dasselbe gilt für die Föderation Erzieherischer Werke (FOE) und die Schulen, die Leute der Bewegung leiten. Es ist unverzichtbar, uns hier zu helfen und gegenseitig zu unterstützen.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich zu der Frage zu äußern, ob man für den Staat unterrichten soll oder nicht: viele von uns haben jetzt große Chancen, eine staatliche Stelle zu bekommen. Es ist mitnichten mein Wunsch, dass alle das auch tun. Ich sage nur, dass das eine missionarische Gelegenheit für alle von uns ist. Viele Schulen, die zur FOE gehören, haben zwanzig Lehrkräfte und mehr; ich frage mich, ob es wirklich alle zwanzig dort braucht, um die Schule am Leben zu erhalten oder ob es nicht nützlicher wäre, wenn zehn von ihnen an einer staatlichen Schule Zeugnis geben würden. Nicht, weil eine Schule mit freiem Träger nicht nützlich wäre, sondern weil wir für alle sind. Es wird dann in jedem einzelnen Fall nötig sein zu sehen, ob es Leute gibt, die absolut unverzichtbar sind, aber ich frage mich, ob alle zwanzig unverzichtbar sind.
Nur eine Sorge soll uns gemein sein. Wir haben jetzt sehr große Möglichkeiten (vielleicht wird es einige Jahre lang keine dieser Art mehr geben). Worin besteht ihre Herausforderung? Worauf verweist uns diese Möglichkeit? Meiner Meinung nach haben wir kein anderes Kriterium als das der Mission. Das heißt nicht, dass wir die freien Schulen ohne Kriterium verlassen, sondern schauen, wie wir alle vor dieser Situation stehen.
Ich will ein Beispiel geben. Als eine Frau von Memores Domini, die in einer Schule unterrichtet, die einer unserer Freunde leitet, ihre Verfügbarkeit für die Mission erklärte, rief ich als Erstes ihren Schulleiter an und fragte ihn: «Kannst du auf diese Frau in deiner Schule verzichten? Kann ich diese Möglichkeit, das heißt ihre Verfügbarkeit für die Mission, ernsthaft in Erwägung ziehen oder wäre es ein großer Schaden für die Schule?». Als das nicht der Fall war, habe ich ihre Verfügbarkeit berücksichtigt. Das ist mein Kriterium in Sachen Schule. Dieses Beispiel sagt mehr als tausend Worte. Wir alle müssen uns vor diese Möglichkeit stellen mit dem Wunsch auf unsere Berufung zu antworten: Wie können wir allen das mitteilen, was uns in diesen für die Erziehung besonders dramatischen Zeiten geschehen ist?

Soweit mein Versuch, euch in diesem Moment zu helfen. Es ist ein Vorschlag, den wir das ganze Jahr lang verifizieren können, bei vielen Gelegenheiten unter uns und unter euch. Ich schlage euch vor, am Ende des Schuljahres eine Versammlung darüber zu halten, damit wir uns auf diesem Weg, den wir zusammen gehen, begleiten.

P. Citati, «Gli eterni adolescenti», in la Repubblica, 2. August 1999, S. 1.
U. Galimberti, «La generazione del nulla», in la Repubblica, 5. Oktober 2007, S. 47.
Vgl. Aurelius Augustinus, Kommentare zum Johannesevangelium, Predigt 26,5.
Vgl. M. Zambrano, Verso un sapere dell’anima, Mailand 1996, p. 84
L. Giussani, Perché la Chiesa, Rizzoli, Mailand 2003, p. 44
A. Del Noce, Lettera a Rodolfo Quadrelli, unveröffentlicht, 1984.
L. Giussani, Der Weg zur Wahrheit ist eine Erfahrung, Sankt Ottilien, 2006, S. 116.
a. a. O., S. 116.
a. a. O., S. 116f.
R. Guardini, Das Wesen des Christentums, Brescia 1980, S. 12.
L. Giussani, «Viterbo 1977», in Il rischio educativo, Turin 1995, S. 61.
Ibidem, S. 60.
Ibidem, S. 63.
Ibidem, S. 61.
Ibidem, S. 73.
N. Berdjajew, Pensieri controcorrente, Mailand 2007, S. 59.
L. Giussani, «Viterbo 1977», S. 89.
L. Giussani, Certi di alcune grandi cose (1979-1981), Mailand 2007, SS. 155-156.
Vgl. L. Giussani, Am Ursprung des Christlichen Anspruchs, Paderborn 2004, S. 111.
L. Giussani, Der Weg zur Wahrheit ist einen Erfahrung, Sankt Ottilien, 2006, S. 114.
L. Giussani, «Viterbo 1977», S. 84.
Ebd., S. 62.
Ebd., S. 86.
Ebd., S. 75-76.
Ebd., S. 76.
L. Giussani, Der Weg zur Wahrheit …, S. 122.
Ebd.
Ebd., S. 149-150.
L. Giussani, «Viterbo 1977», S. 88.