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Benedektinerausstellung/Bruchsal
Von der Enkelin durch die Ausstellung geführt
Hubert Kessler

„Das Heroische musste alltäglich und das Alltägliche musste heroisch werden“.
Mit diesen Worten umschreibt Johannes Paul II das benediktinische „Ora et labora“.
Und dieses Mal war die Vorbereitung der Ausstellung nicht nur eine Einarbeitung in die Geschichte der Benediktiner, es wurde zu einem erzieherischen Weg auf eine ganz andere Art als erwartet.
Im Vorfeld der (auch bisherigen) Ausstellungen organisieren wir bei uns in Bruchsal immer Lehrer- und Schülerfortbildungen. So war und ist die Vorbereitungsphase immer auch eine Gelegenheit zum Kennenlernen und Einbeziehen von anderen Personen und Organisationen.
Die Organisationen waren dieses mal Caritas mit ihren Werken in Bruchsal, der Heimatverein von Odenheim (Ort eines ehemaligen Benediktinerklosters im Mittelalter), wie immer die Stadt Bruchsal und die Verwaltung der Schlösser und Gärten.
Zu den Personen, die an der Vorbereitung beteiligt waren, gehörten wieder etwa 25 Schüler, einige Bekannte aus der Pfarrei und ein Kreis von Freunden, mit denen eine Auseinandersetzung über die Bedeutung der Arbeit stattgefunden hat.

Nun, dieses Mal ist fast nichts so gelaufen wie ursprünglich geplant. Die Lehrerfortbildung stand mindestens 4 mal auf der Kippe, die Schülerfortbildung musste ich, nachdem ich im neuen Jahr wider allen Absprachen plötzlich neue Klassen hatte, ganz neu planen, die Zusammenarbeit mit \\"Schlösser und Gärten\\" stand vor ungeahnten Schwierigkeiten, die Finanzierung….

Und so wurde die Wirklichkeit zu einem Ort der Erziehung, der mich immer wieder vor die Frage stellte, wofür, für wen mache ich das. Die Arbeit über die Ausstellung führte mich zur Frage nach dem Grund dieser Arbeit, und damit zu dem benediktinsichen „ora“.
Und noch mehr, überraschender Weise ist aus allen Schwierigkeiten, eine viel bessere Lösung aufgetaucht.
Zwei Verantwortliche aus der Lehrerfortbildung haben das fehlende Geld für die Fortbildung aus eigener Tasche bezahlt, weil sie den Wert dieser Ausstellung erkannt haben. Die Suche nach neuen Schülern, die Interesse hatten, sich nach der Sommerpause mit dem Thema zu befassen, lies neue Beziehungen entstehen, finanziell haben Freunde unter die Arme gegriffen, der Verlust des Kammermusiksaales und die Eröffnung in den Ausstellungsräumen direkt hat sich als vorteilhaft erwiesen, ….
So bin ich sehr dankbar für all das, was geschehen ist, weil all die Mühen zugleich zum Zeugnis des Wirkens einer Gegenwart führten, durch Freunde aber auch durch ganz ungeahnte Vorkommnisse hindurch.
Niemals zuvor hatten wir solch eine schöne Eröffnung. Und sie waren immer großartig.
Dieses Mal wurde sie selbst zum Zeugnis für das, worum es in der Ausstellung geht.
Pater Mauritius, Mönch aus Münsterschwarzach, sprach über das Leben eines Benediktiners in der Arbeit, Bruder Julian begleitete die Eröffnung zusammen mit Julia und Tatjana musikalisch, der Bürgermeister erzählt die „Ordensgeschichte“ Bruchsals, der Sparkassendirektor und der Vorsitzende der Bürgerstiftung sprachen öffentlich über ihren gelebten Glauben in der Arbeit und viele Freiwillige - Freunde, Schüler und Bekannte-, die mithalfen und damit auf ihre Weise Zeugnis gaben und zu dem Gelingen beitrugen.
Es kamen viele Kollegen, aber auch Fremde, die nächsten Tage auf mich zu und bedankten sich. Es war für sie keine (modern gesprochen) kulturelle Veranstaltung. Es war ein Abend, an dem man etwas hörte, was man viel öfter hören wollte, wie es eine Frau ausdrückte. Es war ein Ort der Begegnung, aus der sie für ihren Alltag Nahrung mitnahmen.
Die Vorsitzende des Freundeskreises meiner Schule hat am nächsten Abend bei einer anderen Veranstaltung in unserer Schule am Ende ausdrücklich auf die Ausstellung hingewiesen als einen Vorschlag für eine Haltung in der Arbeit, der einem „wirklich was bringt“. Eine Frau, die jedes Jahr mithilft, sagte noch am Abend, dass man hier immer wieder die gleichen Leute trifft und ihr dieser Ort ganz vertraut und freundlich vorkommt.
Für mich war die „Reaktion“ der Leute (eigentlich war es keine Reaktion, weil sie betroffen waren und etwas gesehen haben, was für ihr Leben bedeutsam war) ein Zeichen für die Zeit.
Der Mensch hungert nach ein bisschen Wahrheit und ist dankbar für ein einfaches, authentisches Zeugnis.
Eben komme ich aus dem Schloss und zwei Schülerinnen von mir kamen mit 15 ihrer Verwandten und machten für sie eine Führung durch die Ausstellung. Am Ende kam eine ältere Frau auf mich zu und bedankte sich und sagte: ich hätte auch mit Caritas am Mittwoch zur Führung kommen können, aber von meiner Enkelin durch diese Ausstellung geführt zu werden und den Glauben bezeugt zu bekommen, das wollte ich mir nicht entgehen lassen.
Ein wirklich kulturelles Ereignis.