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Musik / Spirto gentil
In jenen Laudi spiegelt sich eine Erfahrung wider
Paola Bergamini

Hinter der neuen CD Venite a laudare stehen zwei Jahre Forschung und Arbeit. Sie entstand aus einer Leidenschaft für die Musik, die unmittelbar auf Don Giussani zurückgeht.

Zwei Jahre hat der Chor von Comunione e Liberazione unter seinem Leiter Pippo Molino an Venite a laudare gearbeitet. Die CD mit mittelalterlichen Lobgesängen erschien nun zum Jahresende der Reihe Spirito Gentil. Vorausgegangen waren intensive Forschungen, getragen von der Leidenschaft für die christliche Musiktradition. Damit konnte der Chor das von Don Giussani hochgeschätzte Gesanggut neu entdecken und auffrischen. Es handelt sich um 20 Lobgesänge. Einige sind der Gottesmutter geweiht, andere widmen sich der Advents- und Weihnachtszeit. Die Stücke werden von zwei Solo-Stimmen und dem Chor gesungen. Molino, Komponist und Lehrer für Komposition am Mailänder Konservatorium, berichtet über die Entstehung des Werkes und die Bedeutung der Musik.

Wie kam es zu dieser Idee?

Don Giussani selbst legte großen Wert darauf. Er hörte die Laudi zum ersten Mal im Priesterseminar in Venegono, wo die Musikkultur sehr gepflegt wurde. Er hatte großes Interesse für die Musik. Er sagte mir einmal, dass er gerne Komponist geworden wäre. In den Laudi sah er ein Spiegelbild unserer Erfahrung des Christentums. So galt es, dieses Kulturgut neu zu entdecken. Zweitens stellen die Laudi ein wichtiges Moment in der Musikgeschichte dar.

In welcher Hinsicht?

Das Mittelalter ist der Ausgangspunkt der abendländischen Musik. Die Melodie, so wie wir sie kennen, entsteht gerade in dieser Epoche zusammen mit dem christlichen Gesang. Neben dem gebildeten Gesang in lateinischer Sprache entfalten sich die Laudi nach dem Jahr Tausend in Italien. Sie sind Ausdruck einer Volkstradition. Man wandte allmählich die Volkssprache an. Außerdem treten alle Beispiele eines authentischen christlichen Gesangs in einem besonders lebendigen Augenblick der Kirchengeschichte auf. Die Laudi entwickeln sich gerade während der Entstehung der franziskanischen Bewegung. Das gleiche geschieht für die Laudi filippine des heiligen Philipp Neri. Sie spiegeln stets eine lebendige Erfahrung wider.

Was kennzeichnet die Laudi?

Sie wurden zwar an religiösen Festtagen, aber außerhalb der kirchlichen Zeremonien gesungen und sie sprachen das Volk unmittelbar an. Das Grundelement war dabei die Stimme. In der Regel war es eine Solostimme. Nur manchmal sang das Volk die Refrains mit. In seltenen Fällen begleiteten Instrumente den Gesang. Genau diese Form wollten wir mit der CD vorschlagen: Manoli Ramirez de Arellano und Alberto De Maestri sind die zwei Solisten, der Chor von CL singt die Refrains und nur bei zwei Lobgesängen begleitet eine Orgel ganz diskret die Stimme. Wir haben lange gemeinsam daran gearbeitet. Es war ein ständiger Dialog, um den Sinn und die Lebhaftigkeit dieser Musikform wieder erklingen zu lassen. Das ist aber nur möglich, wenn der Interpret selber eine lebendige christliche Erfahrung macht. Ich sage das, weil es derzeit auf dem CD-Markt sehr sorgfältige musikalische Aufführungen gibt, denn die Musik aus dem Mittelalter und der Renaissance ist »in«. Aber diese Aufführungen sind kalt. Wir führen hingegen den Gesang in der Art und Weise auf, wie Don Giussani es uns gelehrt hat: Grundlage ist die lebendige Erfahrung. Ich erinnere mich an alle Hinweise zur Interpretation, die er mir während der Chorproben gab. Er achtete sogar auf die Pausen. Man sollte sie betonen, damit alle besser mitsingen konnten. Es war eine fortwährende Erziehung.