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Editorial
Ein Faktum, das alles umfasst
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An erster Stelle steht ein beeindruckendes Faktum: 50.000 Menschen drängen sich am Sonntag den 24. Februar vor der Kathedrale von São Paolo unter strömendem Regen und Kardinal Odilo Scherer lässt die Pforten öffnen, damit die Menschen Schutz vor der Nässe finden. Es sind 50.000 Gesichter, Herzen, Lebensgeschichten, eine ganze Bewegung, die Bewegung der Landlosen samt ihrer Verantwortlichen Cleuza und Marcos Zerbini. An diesem Tag vertrauen sie sich selbst und ihre Geschichte einem Anderen an: «Als Carrón vor 30 Jahren Don Giussani traf, legte er seine Bewegung in dessen Hände. Heute wollen wir, die wir zur Bewegung Sem Terra von São Paulo gehören, unsere Bewegung in seine Hände legen, denn indem wir Comunione e Liberazione begegnet sind, haben wir alles gefunden, dessen wir bedurften». Diese Worte hatte Cleuza bereits auf der Internationalen Versammlung von CL im Sommer in La Thuile gesagt. Sie war damals zutiefst ergriffen von den Worten zur Eröffnung: «Selbst die Haare auf eurem Kopf sind gezählt». Damals meinte sie zu Marcos: «Hier liegt alles drin. Mit diesem Zuspruch können wir heim nach Brasilien». Solche Worte richteten nach der Begegnung in der Kathedrale auch viele der 50.000 Personen unmittelbar an Julián Carrón. Er nahm sie bewegt und freudig entgegen. «Wir sind klein und unwürdig» aber «furchtlos, weil der, der unter uns dieses gute Werk begonnen hat, es auch vollenden wird».

Ein beeindruckendes Faktum, das überwältigend ist, weil offensichtlich wird, dass ein Anderer Herr der Geschichte ist. In dem Faktum liegt aber auch die Gewissheit des Zeugnisses und die tiefe des Urteils, wenn man wie Cleuza „alles“ sagen kann; und zwar nicht nur oberflächlich, sondern im Wissen um die volle Bedeutung dieses Wortes. «Wir haben alles gefunden, dessen wir bedurften». Alles, weil Christus wirklich alles umarmt und der Glaube damit tatsächlich zum Kriterium wird, mit dem ich die ganze Wirklichkeit angehe und kennen lerne: das Leben, die Sehnsüchte und Erwartungen, das Engagement und die Politik – oder all die «Tränen für den zwanzigjährigen Kampf um den basu von Wohnungen und für unsere Bewegung», wie Cleuza es sagte. Mehr braucht es nicht. Nichts entzieht sich dieser Begegnung, so dass man schließlich das große, ja großartige Werk, das man aufbaut, Ihm anvertraut: Zwanzig Jahre Geschichte und 50.000 Freunde.

Aus dieser Tatsache lassen sich keine mechanischen Schlussfolgerungen ziehen, und ebensowenig Regeln ableiten. Was bleibt, ist das Staunen, die Bitte und der Danke für solche Zeugen, die uns Christus kennen lernen lassen – das Faktum, das die Geschichte erfüllt.