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Editorial
Unverwechselbare Züge
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Geben wir es zu: das erste Mal, als wir diese Aussage hörten, hat unser Herz einen Sprung gemacht. «Wenn wir nicht den Drang empfinden, ihn zu hören, wenn Christus nicht bis zu einem gewissen Grad eine eigenständige Persönlichkeit hätte, wenn er letztlich kein einzigartiges Gesicht, keine unverwechselbaren Züge hätte – auch gegenüber denen, die er selbst als Zeichen für sich geschaffen hat –, würde er jene letzte Einzigartigkeit verlieren.» Kurz, er würde abstrakt bleiben. Das war Ende April, bei den Exerzitien der Fraternität von Comunione e Liberazione. Unter den vielen Fragen, die damals aufgeworfen wurden, und uns im Laufe der folgenden Wochen weiter beschäftigten, hat sich eine als besonders dringlich herausgestellt: Was sind diese \\"unverwechselbaren Züge\\"? Was lässt uns in den Zeichen der Wirklichkeit und über sie hinaus das Antlitz Christi erkennen, sein «einzigartiges Gesicht»?

Vielleicht ist es für die Aussage noch zu früh. Aber es zeigt sich deutlich, dass viele den Wunsch haben, dieses Gesicht zu entdecken. Und damit wird die Forderung des Glaubens, die «unvermeidliche Spannung, seinen Namen auszurufen», Schritt für Schritt immer vertrauter. Man muss nur auf die Tatsachen schauen, von denen diese Ausgabe von Spuren handelt. Vor allem die Berichte, die das Meeting prägten: Von Vicky und Rose, von den Zerbinis und Pater Aldo oder von den Gefangenen. Dasselbe gilt für das erfüllte Leben von Andrea Aziani. Er ist ein weiterer Zeuge, angesichts dessen man sich unweigerlich fragt, «Wie kann man so leben?». Oder denken wir an die internationale Versammlung der Verantwortlichen von CL in La Thiule. Dabei ging es darum, den Weg des Glaubens als Erkenntnis zu vertiefen, um schließlich wiederum zu jenen „unverwechselbaren Zügen\\" vorzudringen. Es sind machtvolle Fakten. Und sie entsprechen so tief unserer Sehnsucht nach Glück, dass sie uns immer öfter dazu drängen, über das Zeichen hinaus zu gehen und zu fragen: Wer macht dies möglich? Wer lässt dies jetzt geschehen? Wer ist am Ursprung dieser Wirklichkeit, die wir jetzt erfahren? Denn mittlerweile geht es um die Frage, inwieweit wir aufrichtig gegenüber unserer eigenen Erfahrung sind, gegenüber unseren Bedürfnissen und gegenüber dem was geschieht. Denn wir können das, was wir gesehen und berührt haben nicht erklären, ohne schließlich «Christus» zu sagen. Wir können diese Wirklichkeit nicht erklären, diese Abfolge von Wundern, die die Wirklichkeit kennzeichnen, ohne schließlich sein unverwechselbares Gesicht zu erkennen – wenn zunächst vielleicht auch noch unklar und verschwommen.

Vor den Ferien hatte uns Don Julián Carrón folgende Herausforderung gestellt: «Wenn wir uns im September wiedersehen, dann erzählen wir uns die Dinge, die uns widerfahren sind, und die uns bezeugt haben, dass Er am Werk ist.» Nun ist es September, und wir haben Gott sei Dank viele Dinge zu berichten. Das gilt zumindest für jene, die die Berichte mit offenem Herzen gelesen oder die Fakten selbst erlebt haben. Und wenn man nun zurück zur Arbeit, zur Schule oder in den Alltag geht, überrascht man sich dabei, dass man nicht fragt «wie soll ich es anstellen», um nicht den Geschmack davon zu verlieren, sondern «wo stehe ich?» vor allem aber «auf wen soll ich schauen?». Dies ist ein guter, mehr noch, der einzige wahre Neubeginn.