Logo Tracce


Meeting / Ausblick auf 2009
Die Erkenntnis ist stets ein Ereignis
-

Presseerklärung zum Abschluss des 29. Meetings für die Freundschaft unter den Völkern

Rimini, 30. August 2008. In einer Zeit, in der offenbar nichts ein tieferes Interesse hervorzurufen vermag, hat das Meeting gezeigt, dass nicht Reden und abstrakte Ideen, sondern eine Gegenwart den Menschen beeindruckt. Die Nachricht des Heiligen Vaters war für das Volk, das auf dem Meeting zusammengekommen war, Zeichen einer solchen vertrauten Gegenwart. In ihr kam die Arbeitshypothese für die ganze Woche zum Ausdruck: «Das Meeting will hervorheben, dass nur Christus dem Menschen seine wahre Würde enthüllen kann, und dass nur Er ihm den echten Sinn seines Daseins mitteilen kann. […] Das also sind die Protagonisten […] Mitarbeiter an der Verwirklichung seines Reiches.»
Die Veranstaltungsreihe «Kann man so leben?» hat dem Zeugnis von Menschen Raum gegeben, die voll Leidenschaft für die eigene Menschlichkeit sind. Sie haben in der christlichen Begegnung die Antwort auf die unendlichen Bedürfnisse ihres Herzens gefunden und sind deshalb zu Protagonisten geworden: Vicky und Rose bei den Aidskranken von Kampala, Cleuza und Marcos Zerbini bei den Landlosen von Sao Paolo, Pater Aldo in Asunción, Rosetta Brambilla in Belo Horizonte, Schwester Elvira und Margherite Barankitse. Viele Menschen haben sie im Gedächtnis und im Herzen behalten, weil sie Zeugnis abgelegt haben durch einen klaren Blick auf das Leben, bis zur Anerkennung Christi als einer realen Gegenwart. Was sie zu Protagonisten macht ist das «Ja» gegenüber dem Geheimnis. Hier liegt auch der Ursprung der gesellschaftlichen Veränderungen, von denen ihre Geschichten berichten. Ebenso war die Ausstellung über das Gefängnis eine Möglichkeit, derselben Neuheit in der physischen Präsenz von Straffälligen zu begegnen. Sie selbst führten durch die Ausstellung und legten dabei eine Freiheit an den Tag, die sonst unmöglich gewesen wäre. Eugenio Borgna und Giancarlo Cesana widmeten sich einem brennenden existenziellen Thema: der Einsamkeit; aber nicht psychologisch, sondern als Bestandteil des Lebens. Denn die existenzielle Einsamkeit ist der Weg zur Entdeckung der ursprünglichen Abhängigkeit jedes Menschen. Er öffnet den Menschen zur Begegnung mit Jemandem, an den zu glauben möglich wird. Das bezeugte auch der Beitrag von Marco Bersanelli.

Persönlichkeiten der Kirche, von Kardinal Bagnasco bis zu Kardinal Tauran, Monsignore Mamberti, und den Bischöfen Pezzi, Fisichella, Negri, Hinder (Apostolischer Vikar von Saudi-Arabien) nahmen aktiv am Meeting teil. Ihre Beiträge haben gezeigt, dass die Öffnung gegenüber dem anderen aus dem Bewusstsein der eigenen Identität entsteht und dass der katholische Glaube die besten Voraussetzungen bietet, jedem Menschen auf der Grundlage seiner Grunderfahrung zu begegnen. Dies geschah mit den Anglikanern Hauerwas und Milbank, mit den Orthodoxen Mescrinov und Polujanov, mit dem Buddhisten Habukawa und mit dem Juden Weiler.
Die internationale Lage ist verworren und voller Spannungen, während das Meeting seiner Geschichte treu bleibt als Ort des Dialogs für Frieden, Menschenrechte und das Zusammenleben der Völker. Akteure auf der internationalen Bühne wie die US-Botschafterin beim Vatikan Mary Ann Glendon, der Sekretär der Arabischen Liga, Moussa, die Ökonomen Krueger und Attali trugen dazu bei. Im Bereich der Innenpolitik standen dieses Jahr Sachthemen und nicht Gerüchte und Wortgefechte im Rampenlicht: Föderalismus, Allgemeinwohl, Subsidiarität und Bildung. Mancher Politiker und Unternehmer hat in Rimini erstaunt erfahren, dass das wirkliche Meeting ganz anders und viel interessanter ist als jenes, von dem die Zeitungen und das Fernsehen berichten.
Veranstaltungen mit Schriftstellern und Intellektuellen belegten, dass die Kultur kein akademisches Geschehen ist, sondern aus der Zugehörigkeit erwächst und zum kritischen Bewusstsein der Erfahrung wird. Dies haben Aaharon Appelfeld, Michael O’Brien, John Waters, Javier Prades, Enzo Bettina und Ivanovna Ljudmila Saraskina bezeugt. Dem entsprechend hatte das Meeting mit einer Lesung der Chöre aus The Rock von T.S. Eliot begonnen. Dort wird die dramatische Frage aufgeworfen: «Ist es die Kirche, die die Menschheit verlassen hat, oder ist es die Menschheit, die die Kirche verlassen hat?» Das Meeting hat versucht, auf diese Frage eine positive Antwort zu geben: Mit 4000 freiwilligen Helfern und 700 000 Teilnehmern. Hier zeigt sich ein Volk, für das der Glaube eine erfahrbare Befriedigung ist, weil er dem Bedürfnis entspricht, aus dem jeder Mensch gemacht ist. Der Glaube ist Beginn eines Erkenntniswegs, der uns immer tiefer in die Wirklichkeit eindringen lässt, als Protagonisten.
Nach dem Meeting zur Sehnsucht und Freiheit, sowie nach jenem über die Vernunft und Wahrheit soll das Meeting 2009 den Titel tragen: «Die Erkenntnis ist stets ein Ereignis». Es wird vom 23. bis zum 29. September in Rimini stattfinden.