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Meeting / Die Zeugen
Die Welt ändert sich, wenn du dich ändern lässt
Aldo Trento

Ich möchte hier etwas aufgreifen, das mich vor vielen Jahren tief bewegte, als Giussani sagte: «Ich wünsche euch, dass ihr niemals ruhig werdet.»
Ich möchte zu euch nicht einfach von meinen Werken sprechen. Ich habe vielmehr für Giussani geschrieben, weil ich aus ihm lebe. Er ist es, nein Gott ist es in der Person von Giussani, der hinter allem steht, was ihr sehen oder lesen könnt. «Don Aldo», sagte er mir einmal, «ich habe beschlossen, dich nach Paraguay zu schicken.» Ich antwortete: «Wie bitte? Ich erlebe gerade eine schwere Depression und du möchtest mich in die Mission schicken?» Er blickte mich an wie in jenem Augenblick, als Jesus den reichen Jüngling, Zachäus oder Maria Magdalena zärtlich, aber durchdringend betrachtete: «Ich schicke dich, weil ich mir erst jetzt über dich Gewissheit verschafft habe.» Doch was war zuvor geschehen, dass mir nun all dies passierte?
Mit sieben Jahren habe ich die Berufung erfahren, ganz Jesus gehören zu sollen. Am 28. Juli 1958 verließ ich meine Familie und hielt per Autostop einen Traktor an, der mich zum Seminar brachte. Es waren schwierige, schöne und harte Jahre. 1971 wurde ich zum Priester geweiht. Ich gehörte ganz und gar Christus, aber die Unzufriedenheit und das Verlangen nach einer neuen, besseren Welt brachten mich dazu, mit der linken Bewegung Potere Operaio zu sympathisieren.
Eines Tages veränderten drei junge Leute mein Leben. Ich hatte an der Organisation eines Streiks gegen den Imperialismus Vietnams teilgenommen, als mir jene vier sagten: «Herr Lehrer, es ist nicht so, dass Sie die Welt verändern, die Welt verändert sich nur, wenn Sie sich selbst ändern – und Sie ändern sich nur, wenn Sie sich von Jesus lieben lassen.» Die Möglichkeit eines neuen Lebens erschien am Horizont meines eigenen Lebens: Ich konnte meine eigene Menschlichkeit ernst nehmen, ohne irgendetwas beschneiden zu müssen.
Nur wenn man geliebt wird, kann man selbst lieben und ein guter Vater sein. Ich lebe, indem ich dem Menschen Weggemeinschaft anbiete, der in der Not schreit. Alles, was geboren und von Gott geschaffen wurde, ist dazu da, dass ich in allem das tue, was Giussani an mir getan hat: Weggemeinschaft vorschlagen und leben. Als ich das erste Mal einen Obdachlosen auf der Straße sah, konnte ich ihn mit dieser Einstellung mitnehmen, nach Hause bringen und reinigen.
Der Schmerz ist wirklich eine Gnade, die dich glücklich sein lässt, denn er führt dich dazu, zu lieben und die Jungfräulichkeit zu leben. Dies ist die einzige, wirkliche und konkrete Berufung des Menschen: die Fülle des Ich. Die Jungfräulichkeit ist das erfüllte Ich, als eine schon jetzt erfüllte affektive Möglichkeit.
Mit 62 Jahren bin ich ein glücklicher Mann, weil ich am Anfang einer Vollkommenheit stehe, die mich den Tod mit Heiterkeit betrachten lässt. In vier Jahren habe ich mehr als 500 Sterbende begleitet, die alle mit einem Lächeln auf den Lippen starben. Ich bin Vater geworden für etliche Kinder, die sonst niemanden haben: Ich bringe sie abends zu Bett, ich wecke sie morgens und ich begleite sie zur Schule. Danke, und betet für mich!