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Editorial
Wo der Friede beginnt
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Seit je her ist die Welt von Krieg gezeichnet. Nicht nur von dem Krieg zwischen Völkern und Nationen, sondern auch von Spaltungen, die sich in ganz `normale' Beziehungen wie die Familie oder Freundschaften einschleichen.
Die Menschheit scheint einen resistenten Virus in sich zu tragen, der die Einheit vieler Beziehungen auflöst und die Menschen in eine Anspannung versetzt, die nicht selten zum Krieg wird, sei er nun latent, sei es, dass er zum Ausbruch kommt.
In manchen Tagen, wie den unsrigen, verbreitet sich allgemein die Einsicht, dass das Schicksal der Welt in den Händen einiger weniger liege. Die gegenwärtige Krise in den Internationalen Beziehungen beunruhigt viele: Insbesondere die Beziehung zwischen den Vereinigten Staten und dem Irak sowie zwischen Israel und Palästina.
Wie es weitergeht, hängt scheinbar von einigen wenigen ab. Die Weltgemeinschaft blickt auf sie und hofft, dass ihr Wille zum Frieden den Willen zum Krieg überwiege.
Doch auch das Herz all der anderen Menschen, von denen nicht unmittelbar die großen Entscheidungen abhängen, ist nicht in der Lage, wirklichen Frieden zu schaffen.
Der Friede ist ein Geschenk, denn er ist etwas, das das Herz des Menschen nicht aus eigenen Kräften zu Wege bringt. In unserem nächsten Umfeld (am Arbeitsplatz, zu Hause, in unseren eigenen Gedanken) bestätigt sich ja ständig, dass selbst der aufrichtigste Wunsch nach Frieden nicht ausreicht. In dem Maße, wie man sich nach dem befreienden Frieden sehnt, erscheint er als fernes Ziel, als Wunschtraum.
Sicherlich beginnt der Frieden in den Herzen und Taten der Menschen, sicherlich unter Einsatz unserer Freiheit - aber seinen Ursprung hat er anderswo. Denn Gott allein ist der Friedenstifter, Er allein Herr des Friedens. Aus diesem Grunde ist das Gebet, zu dem der Papst erneut aufruft, das realistischste, was wir tun können. Beten wir wie Kinder, auf dass Gott Frieden gewähre und die Feindschaft überwinde. Don Giussani sagte kürzlich in Mailand vor 15.000 Leuten: «Machen wir das Gebet zum äußersten Vorposten in der Schlacht, die unser Leben ist».
Der Krieg nimmt seinen Ausgang dort, wo Gott nicht mehr als Herr der Geschichte anerkannt wird, wo anderes zum Bewertungskriterium und Horizont unserer Beziehungen gemacht wird, in dessen Namen man sich zu hassen und die Kehle durchzuschneiden beginnt: im Namen der Macht, des Geldes, der Ideologie, des Nutzens.
Der Mensch der betet, ist Baumeister des Friedens, denn er erkennt an, was uns im Leben antreibt und daher Kriterium für all unsere Handlungen ist, in guten und in bösen Tagen, in Zeiten des Opfers und des Schmerzes: Gott, der das Sein ist.
Diese Anerkennung ist der erste Schritt zum Frieden, sie impft unserem Handeln eine unbändige Hoffnung ein. Hoffnung - nicht eine Tugend von Feiglingen, sondern von Menschen, die Tag für Tag für das Leben kämpfen.
Die Hoffnung verleiht größere Ernsthaftigkeit und Verantwortung im Handeln für den Frieden. Nur so wird die furchtbare und sonst unabwendbare Logik des Krieges durchbrochen. Dafür gibt es konkrete Beispiele, in den internationalen Beziehungen, aber auch in den alltäglichen. Diese Ausgabe von Spuren dokumentiert unter anderem einige Beziehungen, deren Zustandekommen unmöglich scheint, aber wahr ist: Begegnungen mit Juden und Moslems, die einen neuen Frieden anbrechen lassen, nicht einfach als gleichgültige Toleranz, sondern tätige Teilnahme an der Bestimmung des anderen.