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CL
«Wir wurden zu einer Verantwortung berufen, angesichts dieser unser Leben beurteilt werden wird»
Luigi Giussani

Brief von Don Luigi Giussani an die Gemeinschaften von Comunione e Liberazione nach der Audienz mit den Studenten am 31. März 1979

Liebe Freunde,
in der riesigen Aula Paul VI. entstand ein Bild, das inzwischen Teil unseres Bewusstseins und Lebens ist. Wir hatten um diese Begegnung gebeten, mit dem großen und demütigen Wunsch, uns dem Papst vorzustellen. Wir wollten ihm unsere Bereitschaft im Glauben bekunden, in der nachdrücklichen Verfügbarkeit, Ihm zu folgen. Wir brauchen den Begriff «Ereignis», um auf ein Faktum hinzuweisen, das unser Leben jenseits aller persönlichen Projekte oder Erwartungen herausfordert. Der 31. März war ein solches «Ereignis». Was für ein Grund zum Staunen, wenn die Ideale unseres Lebens in den uns geläufigen Begriffen bekräftigt und ungewöhnlich klar und wirksam erläutert werden!
Deshalb ist der 31. März das größte «Ereignis» in unserer Geschichte. Wir wurden zu einer Verantwortung berufen, vor der wir uns nicht mehr zurückziehen können. Mich überlief gleichsam ein Schauer, als er uns sagte: «Ich möchte euch eine Botschaft mitgeben: Geht mit der Kirche vertrauensvoll auf die Menschen zu.» Unser Leben wird angesichts dieser Verantwortung beurteilt werden.
Bekanntlich ist unser Ideal ein Ideal, das für alle Menschen gilt. Da wir nun von höchster Autorität dazu aufgefordert wurden und wir uns dies auch stets vorgenommen haben, möchten wir dies in Einheit mit den Bischöfen und Priester leben, auf dem Weg mit allen unseren Brüdern im Glauben. Wir möchten uns ihnen opferbreit hingeben und sie nur um die Liebe gegenüber unseren Gesichtern und unserer Geschichte bitten. Dies muss auch die Stunde bestimmen, die wir derzeit durchleben, in dieser verwirrenden und trostlosen Zeit, die unseren entschiedenen Einsatz fordert, damit der gesellschaftliche Verfall begrenzt wird.
Unsere Freundschaft wird uns in der unvermeidlichen Verantwortung gegenseitig stärken. Als ich euch in der riesigen Aula sah, dacht ich bei mir: «Die große Mehrheit dieser meiner jungen Freunde wird den Papst nicht persönlich die Hand reichen können. Sie wird ihn von weitem sehen. Aber dieser zutiefst menschliche und großartige Gestus ist für jeden von ihnen da.» Ohne die Gegenwart eines jeden von euch - wenn auch versteckt in der Menge - , hätten wir dieses Wort des Glaubens dem Papst nicht mitteilen können.
CL wäre nicht bekannt geworden. Wie sehr hätte ich einer von euch sein wollen, eingetaucht in die Menge, im vollen Bewusstsein der Liebe zu diesem «einen Leib», den wir darstellen!
Ich danke einem jeden von euch, ebenso gerührt und erstaunt angesichts dieses Menschen, der uns leitet. Denn ein jeder von uns ist ein «Ereignis» für mich und für alle.

In Dankbarkeit,
Euer Don Giussani

Litterae Communionis Cl, n. 2 Beilage 1979, S. 9