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Kirche - Papst Johannes Paul II.
Das Christentum, die Verwirklichung des Menschlichen
Johannes Paul II.

Die Leidenschaft für Christus, «Zentrum des Kosmos und der Geschichte», und damit die Leidenschaft für den Menschen. Die Begeisterung für die Mission , weil der «zeitgenössische Mensch mehr den Zeugen als den Meistern glaubt.» Und die Dokumentation der Vernünftigkeit des Glaubens. Die Muttergottes ist die Methode Gottes, um sich mitzuteilen.

Redemptor hominis
(4. März 1979)


1. DER ERLÖSER DES MENSCHEN, Jesus Christus, ist die Mitte des Kosmos und der Geschichte. Zu ihm wenden sich mein Denken und Fühlen in dieser feierlichen geschichtlichen Stunde, die die Kirche und die ganze Menschheitsfamilie heute durchleben.
Gott ist in die Menschheitsgeschichte eingetreten; als Mensch ist er Subjekt dieser Geschichte geworden, einer von Milliarden und gleichzeitig dieser eine!

7. Die einzige Ausrichtung des Geistes, die einzige Zielsetzung des Intellektes, des Willens und des Herzens ist für uns dieses: hin zu Christus, dem Erlöser des Menschen, zu Christus, dem Erlöser der Welt. Auf ihn wollen wir schauen, denn nur in ihm, dem Sohne Gottes, ist Heil; wir wollen den Ausruf des Petrus wiederholen: «Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens».(Gv 6, 68; vgl. Ap 4, 8.12)

10. Im Geheimnis der Erlösung wird der Mensch «neu bestätigt» und in gewisser Weise neu geschaffen. Er ist neu erschaffen!
Der Mensch, der sich selbst bis in die Tiefe verstehen will - nicht nur nach unmittelbar zugänglichen, partiellen, oft oberflächlichen und sogar nur scheinbaren Kriterien und Maßstäben des eigenen Seins -, muss sich mit seiner Unruhe, Unsicherheit und auch mit seiner Schwäche und Sündigkeit, mit seinem Leben und Tode Christus nahen.
Dieses tiefe Staunen über den Wert und die Würde des Menschen nennt sich Evangelium, Frohe Botschaft. Dieses Staunen rechtfertigt die Sendung der Kirche in der Welt, auch und vielleicht vor allem «in der Welt von heute». Dieses Staunen und zugleich die Überzeugung und Gewissheit, die in ihrer tiefsten Wurzel Glaubensgewissheit ist, die aber auf verborgene und geheimnisvolle Weise auch jeden Aspekt des wahren Humanismus beseelt, ist eng mit Christus verbunden. Dies bestimmt auch seinen Platz, sein - wenn man so sagen darf - besonderes Bürgerrecht in der Geschichte des Menschen und der Menschheit.
Die grundlegende Aufgabe der Kirche in allen Epochen und besonders in der unsrigen ist es, den Blick des Menschen, das Bewusstsein und die Erfahrung der ganzen Menschheit auf das Geheimnis Christi zu lenken und auszurichten, allen Menschen zu helfen, mit dem tiefen Geheimnis der Erlösung, die sich in Jesus Christus ereignet, vertraut zu werden.

13. Wenn wir durch die beständig und immer schneller wachsenden Erfahrungen der Menschheitsfamilie tiefer in das Geheimnis Jesu Christi eindringen, erkennen wir immer deutlicher, dass all jenen Wegen, auf denen die Kirche in unseren Tagen nach den richtungweisenden Worten von Papst Paul VI. voranschreiten muss, ein besonderer Weg zugrunde liegt, der seit Jahrhunderten erprobt ist und zugleich in die Zukunft führt.
Jesus Christus ist der Hauptweg der Kirche. Er selbst ist unser Weg zum Haus des Vaters (vgl. Joh 14,1f.) und ist auch der Zugang zu jedem Menschen. Auf dieser Straße, die von Christus zum Menschen führt, auf der Christus jedem Menschen zur Seite tritt, darf die Kirche sich von niemandem aufhalten lassen. Das fordert das zeitliche wie auch das ewige Heil des Menschen. Wenn die Kirche auf Christus sieht und auf das Geheimnis, welches ihr Leben ausmacht, dann kann nicht unempfindlich bleiben für alles, was dem wahren Wohl des Menschen dient, so wie es ihr auch nicht gleichgültig sein kann, wenn dieses bedroht wird.
Es geht also hier um den Menschen in seiner vollen Wahrheit, in all seinen Dimensionen. Es geht nicht um einen «abstrakten» Menschen, sondern um den realen, den «konkreten» und «geschichtlichen» Menschen. Jeder «einzelne» Mensch ist gemeint; denn jeder ist vom Geheimnis der Erlösung betroffen, mit jedem ist Christus für immer durch dieses Geheimnis verbunden.

14. Es geht um jeden Menschen in all seiner unwiederholbaren Wirklichkeit im Sein und im Handeln, im Bewusstsein und im Herzen - dieser Mensch ist der erste Weg, den die Kirche bei der Erfüllung ihres Auftrags beschreiten muss: Er ist der erste und grundlegende Weg der Kirche, ein Weg, der von Christus selbst vorgezeichnet ist und unabänderlich durch das Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung führt.
Dieser Mensch ist der Weg der Kirche, der in gewisser Weise an der Basis all jener Wege verläuft, auf denen die Kirche wandert; denn der Mensch - und zwar jeder Mensch ohne jede Ausnahme - ist von Christus erlöst worden. Christus ist mit jedem Menschen, ohne Ausnahme, in irgendeiner Weise verbunden, auch wenn sich der Mensch dessen nicht bewusst ist.

18. Auf diese Weise bewirkt auch die Hinwendung zum Menschen, zu seinen konkreten Problemen, zu seinen erfüllten und zerschlagenen Hoffnungen und Leiden, dass die Kirche selbst als Leib, als Organismus, als soziale Einheit, die gleichen göttlichen Impulse, die Eingebungen und Kräfte des Geistes wahrnimmt, die vom gekreuzigten und auferstandenen Christus herkommen; und gerade dafür lebt und wirkt sie.

21. Die Kirche dient wahrhaft der Menschheit, wenn sie diese Wahrheit mit unermüdlicher Aufmerksamkeit, starker Liebe und verantwortungsbewusstem Einsatz schützt und sie innerhalb der gesamten eigenen Gemeinschaft durch die Treue zur Berufung eines jeden Christen weitervermittelt und im Leben konkretisiert. So wird bestätigt, was schon im Vorhergehenden kurz angesprochen worden ist, dass nämlich der «Weg» des täglichen Lebens der Kirche der Mensch ist und es immer wieder neu wird.

Redemptoris Mater
(25. März 1987)


10. Maria empfängt von demjenigen das Leben, dem sie selbst es, auf der Ebene irdischer Zeugung als Mutter gegeben hat. Die Liturgie zögert nicht, sie «Tochter deines göttlichen Sohnes» zu nennen (Stundengebet vom 15. August) sie mit den Worten, die Dante Alighieri dem hl. Bernhard in den Mund legt, zu grüßen: «Tochter deines Sohnes» (Paradies, XXXIII, 1).

11. Im Heilsplan der Heiligsten Dreifaltigkeit stellt das Geheimnis der Menschwerdung die überreiche Erfüllung der Verheißung dar, die Gott den Menschen nach der Ursünde gegeben hatte, nach jener ersten Sünde, deren Folgen auf der gesamten Geschichte des Menschen auf Erden lasten (vgl. Gen 3, 15). So kommt ein Sohn zur Welt, der «Nachwuchs» einer Frau, der das Übel der Sünde an der Wurzel selbst besiegen wird: «Er trifft (die Schlange) am Kopf». Maria, Mutter des menschgewordenen ewigen Wortes, wird in die Mitte jener Feindschaft gestellt, jenes Kampfes, der die Geschichte der Menschheit auf Erden und auch die Heilsgeschichte selbst begleitet.
Diese Erwählung ist stärker als jede Erfahrung des Bösen und der Sünde, all jener «Feindschaft», von der die Geschichte des Menschen geprägt ist. In dieser Geschichte bleibt Maria ein Zeichen sicherer Hoffnung.

13. «Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast» (Lk 1, 38). Dieses Fiat Marias - «mir geschehe» - hat von der menschlichen Seite her über die Verwirklichung des göttlichen Geheimnisses entschieden, indem sie, soweit es sie nach dem göttlichen Plan betraf, die Erhörung des Wunsches ihres Sohnes ermöglicht hat. Im Glauben hat sie sich ohne Vorbehalte Gott überantwortet und «gab sich als Magd des Herrn ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes hin».(Lumen Gentium, 56) Und diesen Sohn - so lehren uns die Väter - hat sie, noch bevor sie ihn im Leib empfing, im Geist empfangen: eben durch den Glauben!

20. Durch diese Mutterschaft ist Jesus - der Sohn des Höchsten (vgl. Lk 1,32) - ein wahrer Menschensohn. Er ist «Fleisch» wie jeder Mensch: «Das Wort ist Fleisch geworden» (vgl. Joh 1,14). Er ist Fleisch und Blut Marias!

21. Maria ist zu Kana in Galiläa als Mutter Jesu anwesend und trägt in bezeichnender Weise zu jenem «Anfang der Zeichen» bei, die die messianische Kraft ihres Sohnes offenbaren. Maria stellt sich zwischen ihren Sohn und die Menschen in der Situation ihrer Entbehrungen, Bedürfnisse und Leiden. Sie stellt sich «dazwischen», das heißt, sie macht die Mittlerin, nicht wie eine Fremde, sondern in ihrer Stellung als Mutter, und ist sich bewusst, dass sie als solche dem Sohn die Nöte der Menschen vortragen kann, ja sogar das «Recht» dazu hat. Ihre Vermittlung hat also den Charakter einer Fürsprache: Maria «spricht für» die Menschen.

51. Die ganze Schöpfung und noch unmittelbarer der Mensch müssen vom Staunen über dieses Geschenk getroffen bleiben, das ihnen im Heiligen Geist zuteil geworden ist: «Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab» ( Joh 3,16 ). Im Zentrum dieses Geheimnisses, im Mittelpunkt dieses gläubigen Staunens steht Maria.

Vom Fallen zum Wiederaufstehen, vom Menschen der Sünde zum Menschen der Gnade und Gerechtigkeit. Die Liturgie, vor allem im Advent, zielt auf den entscheidenden Punkt dieser Wende und erfasst dabei ihr ständiges «heute und jetzt», wenn sie ausruft: «Komm, hilf deinem Volk, das sich müht, vom Falle aufzustehn!». Diese Worte beziehen sich auf jeden Menschen, auf die Gemeinschaften, Nationen und Völker, auf die Generationen und Epochen der menschlichen Geschichte, auf unsere Epoche, auf diese letzten Jahre des Jahrtausends, das sich dem Ende zuneigt: «Komm, hilf deinem Volk, das fällt!» Das ist die Bitte an Maria, die «erhabene Mutter des Erlösers» die Bitte an Christus, der durch Maria in die Geschichte der Menschheit eingetreten ist.

Redemptoris missio
(7. Dezember 1990)


4. Die weltweite Sendung der Kirche kommt aus dem Glauben an Jesus Christus.
Und dennoch fragen sich einige, auch im Hinblick auf die Veränderungen in der modernen Welt und der Verbreitung neuer theologischer Ideen: Ist die Mission unter den Nicht-Christen noch aktuell? Wird sie vielleicht durch den Dialog unter den Religionen ersetzt? Ist die Förderung im Bereich des Menschlichen nicht eines ihrer Ziele, das genügt? Schließt nicht die Achtung vor dem Gewissen und vor der Freiheit jeden Bekehrungsversuch aus? Kann man nicht in jeder Religion gerettet werden? Warum also Mission?

7. Die Dringlichkeit missionarischer Tätigkeit geht aus der von Christus gebrachten und von seinen Jüngern gelebten grundlegenden Erneuerung des Lebens hervor.

8. Verkündigung und Zeugnis für Christus verletzen die Freiheit nicht, wenn sie mit Achtung vor dem Gewissen erfolgen. Der Glaube verlangt die freie Zustimmung des Menschen. Aber er muss angeboten werden, weil «alle» Menschen das Recht haben, den Reichtum des Geheimnisses Christi kennen zu lernen.

11. Was ist nun bezüglich der schon erwähnten Einwende gegen die Mission ad gentes zu sagen? Bei aller Achtung für andere Überzeugungen und andere Auffassungen müssen wir vor allem, ohne Überheblichkeit, unseren Glauben an Christus, den alleinigen Erlöser der Menschen, zum Ausdruck bringen; den Glauben, den wir ohne irgendein Verdienst unsererseits von oben empfangen haben.
Die Versuchung heute besteht darin, das Christentum auf eine rein menschliche Weisheit zu reduzieren, gleichsam als Lehre des guten Lebens. In einer stark säkularisierten Welt ist «nach und nach eine Säkularisierung des Heiles» eingetreten, für die man gewiss zugunsten des Menschen kämpft, aber eines Menschen, der halbiert und allein auf die horizontale Dimension beschränkt ist. Wir unsererseits wissen, dass Jesus gekommen ist, um das umfassende Heil zu bringen, das den ganzen Menschen und alle Menschen erfassen soll, um die wunderbaren Horizonte der göttlichen Kindschaft zu erschließen.

26. Mission bedeutet noch vor aller Aktivität Zeugnis und Ausstrahlung (vgl. Paul VI., Evangelii nuntiandi, 41-42: l.c. 31-33).

27. Am Anfang der Kirche wurde dieMission ad gentes als eine ganz selbstverständliche Frucht des christlichen Lebens, als Auftrag an jeden Gläubigen angesehen, durch seine Lebensführung und wenn möglich durch ausdrückliche Verkündigung ein persönliches Glaubenszeugnis zu geben.
42. Der Mensch unserer Zeit glaubt mehr den Zeugen als den Lehrern, (vgl. Paul VI., Evangelii nuntiandi, 41: l.c. 31f.) mehr der Erfahrung als der Lehre, mehr dem Leben und den Taten als den Theorien. Das Zeugnis des christlichen Lebens ist die erste und unersetzbare Form der Mission. Christus, dessen Sendung wir fortsetzen, ist der »Zeuge« schlechthin (Off 1 5; 3,14).
Die erste Form des Zeugnisses ist das Leben des Missionars, der christlichen Familie und der kirchlichen Gemeinschaft; diese Form lässt eine neue Verhaltensweise erkennen.

Fides et Ratio
(14. September 1998)


Glaube und Vernunft (Fides et ratio) sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt. Das Streben, die Wahrheit zu erkennen und letztlich ihn selbst zu erkennen, hat Gott dem Menschen ins Herz gesenkt, damit er dadurch, dass er Ihn erkennt und liebt, auch zur vollen Wahrheit über sich selbst gelangen könne.

7. Am Anfang unseres Gläubigseins steht eine einzigartige Begegnung, die das Offenbarwerden eines seit ewigen Zeiten verborgenen, jetzt aber enthüllten Geheimnisses (vgl. 1 Kor 2,7; Röm 16,25-26) markiert: «Gott hat in seiner Güte und Weisheit beschlossen, sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens kundzutun (vgl. Eph 1,9): dass die Menschen durch Christus, das Fleisch gewordene Wort, im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur».5 Dabei handelt es sich um eine völlig ungeschuldete Initiative, die von Gott ausgeht, um die Menschheit zu erreichen und zu retten. Gott als Quelle der Liebe will sich zu erkennen geben, und die Erkenntnis, die der Mensch von Ihm hat, bringt jede andere wahre Erkenntnis über den Sinn seiner eigenen Existenz zur Vollendung, zu der sein Verstand zu gelangen vermag.

12. Die Geschichte wird daher zu dem Ort, an dem wir Gottes Handeln für die Menschheit feststellen können. Er erreicht uns in dem, was für uns am vertrautesten und leicht zu überprüfen ist, weil es sich um unsere tägliche Umgebung handelt, ohne die wir uns nicht zu begreifen vermöchten. Die Menschwerdung Gottes erlaubt es, die ewige und endgültige Synthese vollzogen zu sehen, die sich der menschliche Geist von sich aus nicht einmal hätte vorstellen können: das Ewige geht ein in die Zeit, das Ganze verbirgt sich im Bruchstück, Gott nimmt die Gestalt des Menschen an. Außerhalb dieser Sicht bleibt das Geheimnis der menschlichen Person ein unlösbares Rätsel. Wo sonst als in dem Licht, das vom Geheimnis der Passion, des Todes und der Auferstehung Christi ausstrahlt, könnte der Mensch die Antwort auf so dramatische Fragen suchen wie die des Schmerzes, des Leidens Unschuldiger und des Todes?

14. Die Offenbarung führt in die Geschichte einen Bezugspunkt ein, von dem der Mensch nicht absehen kann, wenn er dahin gelangen will, das Geheimnis seines Daseins zu verstehen.

32. Der Glaube erweist sich oft als menschlich reicher im Vergleich zur bloßen Einsichtigkeit, weil er eine Beziehung zwischen Personen einschließt und nicht nur die persönlichen Erkenntnisfähigkeiten, sondern auch die tiefergehende Fähigkeit ins Spiel bringt, sich anderen Personen anzuvertrauen, indem man eine festere und innige Verbindung mit ihnen eingeht. Die Vollkommenheit des Menschen besteht nämlich nicht allein in der Aneignung der abstrakten Erkenntnis der Wahrheit, sondern auch in einer lebendigen Beziehung der Hingabe und Treue gegenüber dem anderen. In dieser Treue, die sich hinzugeben vermag, findet der Mensch volle Gewissheit und Sicherheit. Gleichzeitig ist die Erkenntnis durch Glauben, die sich auf das zwischenmenschliche Vertrauen stützt, jedoch nicht ohne Bezug zur Wahrheit: der gläubige Mensch vertraut sich der Wahrheit an, die der andere ihm kundtut.

34 . Das, was die menschliche Vernunft sucht, «ohne es zu kennen» (Apg 17, 23), kann nur durch Christus gefunden werden: denn in ihm offenbart sich die «volle Wahrheit» (vgl. Joh 1,14-16) jedes Wesens, das in ihm und durch ihn erschaffen worden ist und daher in ihm seine Vollendung findet (vgl. Kol 1,17).

46. Als Folge der Krise des Rationalismus hat sich schließlich der Nihilismus herausgebildet. Seine Anhänger stellen Theorien darüber auf, dass die Suche in sich selbst ihr Ende hat, ohne irgendeine Hoffnung oder Möglichkeit, das Ziel der Wahrheit je zu erreichen.

107. Alle bitte ich, sich intensiv um den Menschen, den Christus im Geheimnis seiner Liebe gerettet hat, und um sein ständiges Suchen nach Wahrheit und Sinn zu kümmern. Verschiedene philosophische Systeme haben ihn durch Täuschung überzeugt, dass er sein absolut eigener Herr sei, der autonom über sein Schicksal und seine Zukunft entscheiden könne, wenn er ausschließlich auf sich selbst und seine Kräfte vertraut. Das wird niemals die Größe des Menschen ausmachen können. Bestimmend für seine Verwirklichung wird nur die Entscheidung sein, sich dadurch in die Wahrheit einzufügen, dass er im Schatten der Weisheit seine Wohnung errichtet und in ihr wohnen bleibt.