Die Weiße Rose
Die Freiheit ist das größte Gut
Tanja Piesch
Auf dem diesjährigen Meeting in Rimini wird auch die Ausstellung über die
Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" gezeigt. Eine der Autorinnen der Ausstellung
beschreibt die Entstehungsgeschichte und ihre unerwarteten Folgen.
Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, und das nun schon seit über
zwei Jahren: Die persönliche Lektüre und Weiterempfehlung der Briefe und
Tagebuchaufzeichnungen von Hans und Sophie Scholl führte zu einer Lesung im
Gedenken an die Weiße Rose in der Freiburger Sankt-Martins-Pfarrei am Vorabend
des 60. Todestages von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst (vgl. Spuren
3/2003, S. 28). Nicht nur, dass die Lesung später auch in Singen, bei den
Pfingstferien der Bayern und in Waldshut wiederholt wurde, in der Zwischenzeit
war auch die Idee einer Ausstellung geboren, die nun im Laufe eines Jahres in
vielen kleinen, häufig unauffälligen Schritten entstand (vgl. Spuren 5/2004, S.
22-25): als Frucht persönlicher Lektüre sowie von Begegnungen mit Angehörigen
und Freunden der Weißen Rose, durch die persönliche Erarbeitung der
Ausstellungstafeln, aber auch durch Treffen auf dem Lindenberg bei Freiburg, in
denen wir den einzelnen Tafeln den letzten Schliff gaben; nicht zu vergessen
der Einsatz all jener, die sich um mehr als 20.000 Euro Sponsorengelder
bemühten.
Der große Erfolg der Ausstellung an der Freiburger Universität setzte sich an
mehreren Schulen in Bayern fort. Immer wieder gab und gibt es neue Anfragen.
Auch der Vorsitzende der Weiße-Rose-Stiftung in München war sehr angetan von
unserer Arbeit. Im Rahmen der Ausstellung an der Münchner Universität wurde
sogar das Fernsehen im Zusammenhang mit dem Film Sophie Scholl - die letzten
Tage auf uns aufmerksam. Die (bisherige) "Krönung" von allem ist jedoch, dass
die Ausstellung - zu unser aller Überraschung - von der Bewegung für den
Weltjugendtag in Köln vorgeschlagen wurde und damit im August in Bonn zu sehen
sein wird (auch in englischer und italienischer Übersetzung).
Schon bald nach Fertigstellung der Ausstellung kam uns der Gedanke, sie auch
auf dem Meeting in Rimini zu zeigen. Viele von uns haben das Meeting in seinem
ganzen Reichtum in den letzten Jahren mehr und mehr für sich entdeckt; und in
diesem Jahr unsererseits das Meeting durch einen eigenen Beitrag bereichern zu
dürfen, war eine faszinierende Perspektive. Als wir letzten Sommer in Rimini
mit Alessandra Vitez, der Verantwortlichen für die Ausstellungen beim Meeting,
zusammentrafen, um ihr mehr von der Ausstellung zu erzählen, war sie sofort
angetan von unserer Idee. Was sie noch mehr faszinierte als die Weiße Rose
selbst, war die Art und Weise, wie die Ausstellung entstanden war. Auch das
Thema des diesjährigen Meetings scheint direkt auf unsere Ausstellung
zugeschnitten: "Die Freiheit ist das größte Gut, das die Himmel dem Menschen
gegeben haben".
In der Zwischenzeit liegt die vollständige italienische Übersetzung der Tafeln
vor. An dieser Stelle gilt ein besonderer Dank all jenen, die vor den enormen
Mühen der Übersetzung der teilweise höchst literarischen Texte nicht
zurückschreckten.
Frau Knoop-Graf, die unsere Ausstellung von Anfang an auf besondere Weise
begleitet hat, wird persönlich bei der Präsentation der Ausstellung in Rimini
zugegen sein. Ohne zu zögen, hat sie sich bereit erklärt, die lange Reise an
die Adria auf sich zunehmen. Ja, das, was sich in der Beziehung zu ihr
entwickelt hat, sollte man es anders nennen können als Freundschaft?
Der Funke der Freundschaft im Namen der Weißen Rose ist inzwischen auch nach
Italien übergesprungen. Schnell fanden sich Leute, die durch die Ausstellung in
Rimini führen wollen. Und immer wieder kamen weitere Anfragen, ob nicht auch
Freunde noch mitmachen könnten.
Bei dem Treffen zur Vorbereitung der Führungen vor einigen Wochen in Mailand
wurde eines nochmals ganz deutlich: Die Ausstellung ist weit mehr als die
Präsentation eines Stücks deutscher Geschichte, ruhmvoller Geschichte in der
Schreckenszeit des NS-Regimes; sie ist die Einladung zu einer Freundschaft, an
der nun auch die teilhaben, die sich mit uns auf die Weiße Rose eingelassen
haben. Es ist die Teilhabe an einer Freundschaft, in der alles dazu drängt, das
Leben hinzugeben für die Schönheit, die man im Leben getroffen hat. Denn diese
Schönheit will mitgeteilt, geteilt werden. Und das ist das Meeting.
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