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Das unerwartete Geschenk
Rosalba Armando

Rosalba, die seit Jahren in Novosibirsk arbeitet, erzählt von einem Erlebnis aus ihrer Freundschaft mit Don Giussani. An jenem Tag bekam sie Geld, um etwas Schönes für sich zu kaufen ...

Als ich mit meiner Arbeit in Novosibirsk begann, traf ich viele Straßenkinder, die von ihren Familien verlassen worden waren und traurige Geschichten erlebt hatten. Jedes mal, wenn ich sie traf, stellten sie mir nur eine einzige Frage: «Hast Du ein Geschenk für uns?» Ich hatte aber nicht immer etwas bei mir, aber ich verstand, dass ein Geschenk sie glücklicher machen würde. Ich erzählte dies später Don Giussani und berichtete ihm auch von meiner Erfahrung, dass es mir Leid tue, nichts von meinem Stipendium nehmen zu könne, um Spielzeug zu kaufen. Denn in der Erfahrung der Memores Domini folgen wir den evangelischen Räten der Armut und besitzen alles gemeinsam.
Wenn ich mir ein Paar Schuhe oder eine Bluse kaufen konnte, die mir sehr gefielen, war ich danach wirklich glücklicher. So konnte ich das Bedürfnis dieser Kinder verstehen; sie waren mit ihrem Spielzeugauto auch glücklicher. Wenige Monate später, ich war gerade nach Novosibirsk zurückgekehrt, besuchte mich ein Freund und überbrachte mir ein Päckchen von Don Giussiani. Es war eine Tüte und ein Buch. Ich öffnete die Tüte, die Geld enthielt « ...damit ich mir die schönen Sachen kaufen könne, die ich mir wünschte ... » und das Buch Si puo vivere cosi? mit der Widmung: «... mit dem Wunsch eines erfüllten Weges in der Liebe Christi und der Menschen, d.Gius.» Dieses Geschenk, das nur mir zugeeignet war und meinem Wunsch nach Schönheit und Glück eröffnete meiner Arbeit eine völlig neue Dimension: die Schönheit als wesentlichen Faktor wahrzunehmen. Bald darauf begann ich, ein Haus für junge Mütter aufzubauen. Und es sollte schön werden, nicht nur, weil die Gelder aus Amerika eingetroffen waren. Nein, ich war schlicht und einfach überzeugt, dass eine Sache, die schön anzuschauen ist und über die man deswegen gerne spricht, einen Wunsch erwecken kann. Und wenn eine Mutter eines Tages unser Zentrum verlässt, kann auch sie wünschen, einen eigenen «Ort» zu schaffen, der ihrem ursprünglichen Bedürfnis nach Schönheit wirklich entspricht: offener, sauberer und mit einer Aufmerksamkeit auf die Einzelheiten bis hin zur farblichen Gestaltung.
So gibt es nun schon zwei «Häuser der Aufnahme» in Novosibirsk: «Golubka» und «Santa Sofia». Sie liegen in bevölkerten Vierteln der städtischen Peripherie und entsprechen dem Willen der Frau, ihr Kind behalten zu können, sich seiner anzunehmen und eine Umgebung zu schaffen, die dem Bedürfnis nach Schönheit, Freude und Erwartung entspricht.