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Bischofssynode
Auf dem Schiff Petri. Eine geleitete Gemeinschaft
Massimo Camisasca

Vom 2. bis zum 23. Oktober fand die Bischofssynode zum Thema der Eucharistie statt. Die Bischofssynode ist ein Organ, mit dessen Hilfe der Papst in regelmäßigen Abständen hinsichtlich vorher festgelegter Themen wissen möchte, was die Kirche denkt und lebt

Was lehrt uns eine Bischofssynode über die behandelten Themen hinaus über die Wirklichkeit der Kirche? Dass diese eine Gemeinschaft von Personen ist, die von einer dieser Personen geleitet wird, die nicht notwendigerweise die hervorragendste oder die intelligenteste ist (auch wenn im vergangenen und im beginnenden Jahrhundert wirklich viele Päpste hervorragend und intelligent waren). Die Gemeinschaft leitet jener, den Jesus dazu erwählt hat: Petrus und seine Nachfolger. Don Giussani hat oft von der Kirche als Gemeinschaft gesprochen, die mit Autorität geleitet wird.
«Koinonia oder Communio werden zur Bezeichnung der Kirche schlechthin verwendet; sie wurden als Synonym des Begriffs ecclesia gesetzt und bezeichneten so die Einheit des Gottesvolkes als geschichtliches Faktum mit einer ihm eigenen Gestalt, als Institution, als neue gesellschaftliche Struktur. [?] Auch sahen wir, dass einer unter all diesen Bischöfen eine Sonderstellung einnahm, nämlich jener von Rom, dem Streitfragen vorgetragen werden und mit dem man sich einer letzten Einheit versichern will, die die diskutierten Fragen zu übersteigen weiß.» (aus: Warum die Kirche?)

Die Führung der Kirche
Was bedeutet das? Wie kann man gewährleisten, dass die Gemeinschaft nicht mit Demokratie verwechselt wird und jener Ausdruck von der autoritativen Leitung nicht mit autoritärer Willkür? Sind dies nicht die Anschuldigungen, die heute oft gegenüber der Kirche gemacht werden: wenig demokratisch und dafür sehr autoritär zu sein? Warum ist die Kirche keine Demokratie?
Erinnern wir uns an jenen Augenblick, in dem Jesus die Apostel fragte: «Was sagen die Leute, wer ich sei?» Aber die Leute wussten es nicht. «Selig bist du, Simon Petrus ?». Das Geschenk eines wunderschönen Lebens, das aus der Begegnung mit Jesus in einer Gemeinschaft von Menschen hervorgeht, stammt nicht von uns selbst. So sehr wir auch darüber nachgedacht hätten, wir hätten es doch nicht erreicht. Die Gemeinschaft entsteht nicht aus einer Übereinstimmung zwischen Menschen oder aus einem gegenseitigen Beistandstvertrag. Es handelt sich stattdessen um eine Einheit, die aus der Attraktivität hervorgeht, die Jesus auf uns ausübt, aus der Kraft seines Geistes, der aus uns allen eins macht. Die Einmütigkeit unserer Gedanken und unserer Herzen rührt nicht von der Einebnung unserer Unterschiede her, sondern von der Bekehrung zu Ihm. Gewiss braucht unser Weg zu diesem Ausdruck der Gemeinschaftlichkeit Zeit. Er führt durch Irrungen und Schwankungen. Auch ist es notwendig, Unterschiede auszugleichen und Übereinstimmung zu schaffen. Es bedarf einer Führung. Hier ist der Platz des Papstes, der nicht Jesus als das einzige wahre Haupt der Kirche ersetzt, sondern der seine Stellung hält. Hierin gleicht die Aufgabe des Papstes jeder wahren Autorität in einer kleinen oder großen Gemeinschaft der Kirche, aber der Papst verfügt im Gegensatz zu allen anderen über das Versprechen des Beistandes des Herrn.

Für ein authentischeres Verständnis
Diese ganze Wirklichkeit der Kirche, die in jeder wahren Gemeinschaft in ihr gegenwärtig ist, erscheint in besonderer Weise bei der Bischofssynode. Diese ist ein vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewolltes und von Papst Paul VI. geschaffenes Organ, mit dessen Hilfe der Papst in regelmäßigen Abständen zu vorher festgelegten Themen hören möchte, was die Kirche denkt und lebt.
Auch der Papst benötigt die anderen, um das Haus zu führen, das Jesus ihm anvertraut hat. Er muss die Meinung und die Erfahrung der anderen hören, bedenken und verkosten, um Zugang zu finden zu dem, was er der Kirche sagen muss. Was er sagen wird, muss nicht notwendigerweise dem entsprechen, was er gehört hat, aber auch für ihn bedeutet das Eintreten in die Gedanken Jesu eine lange Strecke menschlicher Arbeit.
Die Bischofssynode lehrt uns so den Weg zu einem authentischeren und vollkommeneren Verständnis der Wahrheit und des Lebens: Die Autorität weiß wohl, wohin sie gehen und wohin sie führen muss, denn der Weg ist vom Herrn vorgezeichnet. Die Autorität schöpft aus der Erfahrung, die der Herr mit den Aposteln gelebt hat, aber sie muss auch auf die Erfahrung der Kirche hören. Ihr Leben kann auf entscheidende Art und Weise die genaue Gestalt des Voranschreitens erleuchten. Wie bei der Synode 1985 über die Laien, als Don Giussani unter die Synodenväter gerufen wurde, so wollte der Papst auch dieses Mal unsere Wirklichkeit anhören, indem er Don Carrón unter die Mitglieder der Synode berief.

Ein gemeinsames Fundament
Zu Beginn der drei Arbeitswochen bestand Benedikt in der Synodenaula in einem Beitrag nach dem Morgengebet gerade auf jene Themen, die ich hier versucht habe zu beleuchten. Er unterstrich, dass «das große Werk der Barmherzigkeit, [das darin besteht,] uns einander zu helfen, damit jeder den eigenen Platz und Zweck als Werkzeug Gottes finden möge, viel Demut und Liebe erfordert [?]. Es ist nicht nur notwendig, den anderen zu verbessern, sondern auch, ihn zu trösten und seine Leiden zu teilen und ihm in den Schwierigkeiten zu helfen.»
Schließlich fügte er noch hinzu: «Ihr müsst denselben Geschmack für die Dinge, dieselbe Grundansicht über die Wirklichkeit haben, bei allen nicht nur legitimen, sondern auch notwendigen Unterschieden.» Und wie soll das möglich sein? «Teilen wir miteinander denselben Glauben, der von niemandem von uns erfunden wurde, sondern der der Glaube der Kirche ist, das gemeinsame Fundament, das uns trägt und auf dem wir jetzt und immer arbeiten.»