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Kirche - Ökumene
Treffen für einen Neuanfang
Elisa Buzzi

Anfang September trafen sich im spanischen Granada Theologen aus Europa, Kanada und den USA. Gastgeber war der Erzbischof von Granada, Javier Martinez. Die Teilnehmer, ob Katholiken, Protestanten oder Anglikaner, verband die Leidenschaft für Christus und die Kirche.

"Meetings for a New Beginning", Treffen für einen Neuanfang, das war der Titel, den Javier Martinez, Erzbischof von Granada, für den Theologenkongress vom 7. bis zum 11. September in der berühmten andalusischen Stadt ausgewählt hatte. Dort fand eine illustre Gruppe von Männern des Geistes zusammen, Protestanten und Katholiken, Amerikaner und Europäer, angetrieben vor allem von der gemeinsamen Leidenschaft für die Kirche, ihre Einheit und ihren Auftrag - noch vor der gemeinsamen Einsicht in die Grundübel der modernen Kultur. "Neuanfang" ist ein guter Ausgangspunkt, um sich der Bedeutung dieses Ereignisses zu nähern, das über den nicht in Zweifel zu stellenden wissenschaftlichen und kirchlichen Wert hinaus besonders die Kraft einer wahren Begegnung aufgezeigt hat. Im Staunen und in der unvorhersehbaren Dynamik des Erkennens und der Veränderung, die daraus hervorgeht, wird die Logik des schon Bekannten, der eingefahrenen Sichtweisen herausgefordert. In diesem Sinne ist die Idee, von der Bischof Martinez ausgeht, grundsätzlich anders als die ökumenische Sorge, wie sie normalerweise verstanden wird. Wesentlich einfacher und radikaler ging es in diesem Fall darum, die Begegnung und die Freundschaft von unterschiedlichen theologischen Schulen zu unterstützen und zu vertiefen. Vertreten war eine Gruppe katholischer Theologen, die sich in der Nachfolge von Henri De Lubac und Hans Urs von Balthasar zur Nouvelle Théologie sowie dem Werk Giussanis zugehörig verstehen, ferner eine Gruppe "post-liberaler" Theologen, Protestanten und Katholiken, die zu der englischen Richtung der Radical Orthodoxy des Anglikaners John Milbank und zu der amerikanischen Richtung der Duke School von Stanley Hauerwas gehören. Die Tagung sollte ein Forum schaffen, in dem Christen verschiedener Traditionen und intellektueller Herkunft die Wirkung der christlichen Wirklichkeit in jeder Dimension des menschlichen Lebens wiederentdecken und die Gründe verstehen konnten, warum Sinn und Grundlagen dieser Wirkungen in unserer Kultur und Gesellschaft verloren gegangen sind. Aus dieser Grundfrage bildete sich die Struktur der Tagung mit zwei Arbeitsgruppen. In der ersten Gruppe gab es Vorträge von Stanley Hauerwas, Duke University/USA, Michael Waldstein, Internationales Theologisches Institut für Studien zu Ehe und Familie/Österreich, John Milbank Nottingham University/Großbritannien und Stephen Long Garret Evangelical Theological Seminary/USA. Es ging vor allem um die Analyse und Diskussion der unvermeidlichen "Auflösung der Kirche" in der modernen säkularisierten Gesellschaft. Also in einer Kultur, die in ihren verschiedenen Ausprägungen, liberal oder sozialistisch, konservativ oder progressiv, auf eine gemeinsame Voraussetzung stützt: Die Nicht-Existenz der Kirche als sichtbarer gesellschaftliche Körper, gerade das, was für mit ihr in Gemeinschaft Stehenden letztlich das Identität-Stiftende ist. Der zweite Block legte den Schwerpunkt auf die "Ressourcen der Kirche", oder besser gesagt auf die Ressource, die die Kirche selber ist - in allem Reichtum ihrer Tradition und Erfahrung, in der Einheit, die sich auf wundersame Weise in einer Freundschaft manifestiert, die in der Lage ist, auch den Schmerz der noch nicht vollkommenen Gemeinschaft zu umarmen. Erwähnt seien hier als Referenten Christoph Potworowsky (Mc Gill Universiy, Kanada), William Cavanaugh (Universität von St. Thomas, USA) und Javier Prades (Theologische Fakultät San Damaso, Spanien)