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Kirche in Not
Der hohe Preis des Glaubens
Camille Eid

Der "Jahresbericht Religionsfreiheit weltweit" der italienischen Sektion des Hilfswerkes Kirche in Not/Ostpriesterhilfe beklagt auch in diesem Jahr Verletzungen der Religionsfreiheit in zahlreichen Ländern.

"Die Razzia war von Erfolg gekrönt: Die Polizei hat 40 Personen pakistanischer Herkunft verhaftet. Sie waren dabei, christliche Riten auszuführen und taten dies an einem Ort, der voll von Kreuzen, Bildern, Standbildern und Idolen war. Ein Mann war gerade dabei, eines ihrer Gebete zu rezitieren, während die anderen ihm nachbeteten". Diese Nachricht erweckt den Eindruck, aus einer anderen Zeit zu stammen. Aber sie stammt vom vergangenen April, und wurde voll stolz von der saudischen Presse in einer Rubrik mit Nachrichten über Prostitution, Drogenhandel und Dokumentenfälschung veröffentlicht.
In vielen Staaten bleibt die freie Religionsausübung ein Verbrechen oder zumindest ein Recht, dass erst noch erstritten werden muss. In den über 400 Seiten der nunmehr siebten Ausgabe des "Jahresberichts Religionsfreiheit weltweit" des italienischen Büros des Hilfswerkes Kirche in Not/Ostpriesterhilfe wird der Umfang der Verletzungen der Religionsfreiheit im vergangenen Jahr genau nachgezeichnet. Dieser "Atlas" religiöser Verfolgung ist nicht auf christliche Gemeinschaften beschränkt. Aber offensichtlich müssen gerade die Christen bei weitem den höchsten Preis für ihre Überzeugung zahlen. Die Diskriminierungen zu Lasten der Kirche sind eine traurige Gemeinsamkeit fast aller Kulturen.

Das Leben ist hart in Asien
Negativer Spitzenreiter ist Asien. Die christlichen Gemeinden befinden sich im Fadenkreuz buddhistischer Extremisten auf Sri Lanka und hinduistischer Fanatiker in Indien. Dort werden Anti-Konversions-Gesetze und oft auch Gewalt benutzt, um jegliche missionarische Arbeit zu unterbinden. In Nordkorea, das zu den letzten Überbleibseln der kommunistischen Welt gehört, sind in den letzten fünfzig Jahren etwa 300.000 Christen verschwunden. In islamischen Staaten führt die Verfolgung der "Ungläubigen" nicht selten zu extremen Notlagen. Andersgläubige, die gegen die Scharia, die islamischen Gesetze, verstoßen, sind Gefängnis und Folter ausgesetzt. In Pakistan fordert das so genannte Blasphemiegesetz weiterhin unschuldige Opfer (die jüngste Verhaftung fand am 10. September statt). Die Regelung sieht lebenslange Freiheitsstrafe oder sogar die Todesstrafe für jeden vor, dem vorgeworfen wird, gegen den Koran oder Mohammed gelästert zu haben. Dies geschieht oft ohne Beweise. In Indonesien wurden am 1. September drei christliche Erzieherinnen zu drei Jahren Haft verurteilt, weil sie moslemischen Kindern erlaubt hatten, an der Sonntagsschule teilzunehmen. In diesem bevölkerungsreichsten islamischen Land machen glücklicherweise auch mutige Stimmen von sich hören, die die Beachtung der Religionsfreiheit fordern. Das zeigt etwa eine vor kurzem in Jakarta organisierte Demonstration von 1.500 Christen und gemäßigten Muslimen. Die Kundgebung richtete sich gegen die Zwangsschließung von 23 Gebetstätten innerhalb von zwei Jahren. Sie fanden unter dem Vorwand statt, dass diese Kirchen gesetzeswidrig errichtet worden seien. Diese Schließungen gingen auf die Initiative radikaler islamischer Gruppierungen zurück.

Hoffnungsschimmer in Afrika
Weitere "Fronten" verlaufen quer durch Afrika. So wächst etwa in Nigeria die Sorge, dass sich die blutigen Zusammenstöße mit religiösem Hintergrund ausweiten. Seit Einführung der Scharia in 12 nördlichen Bundesstaaten kamen bei Unruhen Zehntausende Menschen ums Leben. Allein 2004 waren es über 12.000 Tote. Einen Hoffnungsschimmer auch für diesen Kontinent stellt vielleicht das kürzlich geschlossene Friedensabkommen im Sudan dar. Doch auch dieses scheint erneut gefährdet. Nach Jahren des Krieges ist der Weg noch lang und verlangt Aufmerksamkeit und Festigkeit von allen Seiten. Wenn Papst Benedikt XVI. also im September darum betete, "dass alle Regierungen und Völker der Erde das Recht auf Religionsfreiheit anerkennen", dann ist dies alles andere als weltfremd.