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Multikulturalismus - Forum
Eine Oase für den gemeinsamen Weg
Maria Laura Conte

Die Geschichte von Oasis lässt sich in einem Bild zusammenfassen. Das Bild zeigt eine große Tafel, an der Vertreter verschiedener christlicher Gemeinschaften aus der ganzen Welt sitzen, aus Ägypten und Pakistan, aus dem Libanon und Spanien, aus den USA und dem Sudan, aus Indonesien und Saudi-Arabien. Sie sind zusammengekommen, um eine Antwort auf die Frage zu suchen, ob und wie ein Dialog zwischen Mehrheiten und Minderheiten möglich ist. Sie versuchen ihre direkten Erfahrungen in Ländern mit und ohne muslimische Mehrheit miteinander zu teilen und zugleich den Christen überall zu helfen, für ihren Glauben einzustehen.
An der Tafel sitzen "Mischlinge". Sie bemühen sich inmitten der faktischen "Vermischung" der Zivilisationen in unserer Zeit, einen klaren Blick auf das aktuelle Geschehen zu entwickeln und zu erkennen, wie man dem Prozess Orientierung geben kann.
Das Foto wurde bereits bei zwei Gelegenheiten in Venedig aufgenommen, während der Versammlungen des wissenschaftlichen Beirats von Oasis, der sich im Juni 2004 und ein Jahr später im Frühjahr 2005 im Studium Generale Marcianum versammelt hat, um Wege der Entwicklung eines vielschichtigen Abenteuers aufzuzeigen. Die halbjährlich erscheinende Zeitschrift in vier zweisprachigen Ausgaben, Italienisch-Arabisch, Englisch-Arabisch, Französisch-Arabisch, Englisch-Urdu, will Beziehungen unter den christlichen Gemeinschaften schaffen, insbesondere Europas, Afrikas und des Mittleren Orients bis hin zum Fernen Osten ausbauen. Das gleichnamige internationale Forschungszentrum sucht Wege des Dialogs mit der Welt des Islams. Der Webauftritt unter "www.cisro.org" erlaubt es zudem die aktuellen in der Zeitschrift behandelten Themen zu vertiefen.
Der Schlüssel zum Verständnis von Oasis ist dieses Netz von Beziehungen, das sich über die ganze Welt erstreckt. So schrieb der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, als Initiator des Projekts im Leitartikel der ersten Ausgabe: "Oasis will der kulturelle Ausdruck eines Netzes von Beziehungen sein, die aus der katholischen communio entstanden. Es soll Aufgaben und Verantwortungen übernehmen, die sich den Christen im Horizont der immer drängenderen Probleme in den Beziehungen zwischen Ost und West stellen. Seine katholische Identität erkennt den Ökumenismus, die Theologie der Religionen, den interreligiösen Dialog und die Offenheit für alle Kulturen als unverzichtbare Dimensionen an, die der eigenen Natur eingeschrieben sind."
Das Abenteuer begann vor einigen Jahren, als katholische Bischöfe aus Ländern mit muslimischer Mehrheit bei einer Begegnung ihre Schwesterkirchen um konkrete Unterstützung baten. Sie baten vor allem um kulturelle Instrumente für die Christen ihrer Gemeinschaften. Dazu gehörte für sie auch die Verbreitung der Schriften von Denkern wie Romano Guardini oder Henri De Lubac, die auf Arabisch schwer zu beschaffen sind, sowie von Beiträgen des päpstlichen Lehramtes.
So entstand die Idee einer mehrsprachigen Zeitschrift über Fragen des Zeitgeschehens, Dokumente, Begegnungen, Reportagen, Beiträge und Rezensionen. Das alles unter einem Namen, der auf einen Satz von Papst Johannes Paul II. während seines Besuchs der Omayyadenmoschee in Damaskus zurückgeht: "Den Moslems ebenso wie den Christen liegen ihre Gebetsstätten am Herzen, als Oasen, in denen sie auf dem Weg zum ewigen Leben ihrem barmherzigen Gott und ihren Brüdern und Schwestern im Band der Religion begegnen."
Nachdem die erste Ausgabe im letzten Frühjahr die Beziehung zwischen Mehrheiten und Minderheiten zum Thema hatte, nimmt die zweite Ausgabe von Oasis die Frage der Integration in Angriff und fragt sich, nach welchen Modellen und Grundsätzen Gesellschaften und Staaten sich um ein Zusammenleben von Gemeinschaften bemühen, die sich oft in Kultur, Sprache, Gebräuchen und Religion grundlegend unterscheiden. Eine Erkundung, die sich, ganz im Stil von Oasis, nicht mit irgendwelchen Theorien, sondern mit Erfahrungen und Zeugnissen aus dem Leben befasst.

Oasis
halbjährlich erscheinende Zeitschrift des internationalen Studien- und Forschungszentrums Oasis,
Cantagalli-Verlag, vier zweisprachige Ausgaben: Italienisch-Arabisch, Englisch-Arabisch, Französisch-Arabisch, Englisch-Urdu. Zu finden in den großen katholischen Buchhandlungen und Feltrinelli-Filialen Italiens. Jahresabonnement: 25€ (30€ im Ausland) Informationen: 0039/041/2743964 oder unter www.cisro.org / www.edizionicantagalli.com