Logo Tracce


Editorial
Am Anfang des Christseins steht ein Ereignis
-

«Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.» So schreibt Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est. Er beginnt damit seinen Traktat über die Liebe Gottes und die Liebe unter den Menschen.
Ein neuer Horizont, eine entscheidende Richtung: Genau das hat der christliche Glaube vielen Menschen gebracht hat, die mit ihm in Berührung gekommen sind durch das Zeugnis eines leidenschaftlichen und geduldigen Priesters wie es Don Giussani war. Die Worte, mit denen der Papst das Christsein beschreibt, decken sich mit der Erfahrung, die viele Menschen dank Don Giussani gemacht haben.
Benedikt XVI. spricht von etwas Gegenwärtigem. Unser Christsein hat seinen Ursprung nicht allein in einer Vergangenheit, die uns verändert hat. Vielmehr prägt uns dieser Ursprung Tag für Tag, weil er das Bewusstsein unserer Selbst weckt. Für viele von uns geschah dies mit Don Giussani und den Personen, die sich um ihn als Bewegung zusammengeschlossen haben. Die Dankbarkeit, die sie dafür empfinden, wird daher auch nicht weniger, sondern wächst mit der Zeit und den Herausforderungen und Entdeckungen eines jeden Tages. Für die Wahrheit ist die Zeit kein Feind. Die Wahrheit des Christentums beruht nicht auf einer Idee. Sie besteht darin, «dass uns Jemand geschehen ist». Es gibt nichts menschlich Faszinierenderes als das, was und geschehen ist und was der Papst dieser Tage mit Nachdruck in Erinnerung gerufen hat: Das Göttliche wird Fleisch und Blut, Ereignis von Personen, Erfahrung eines Volkes. Keine noch so geniale Idee und kein noch so geniales Vorstellungsvermögen hätten sich ausdenken können, dass sich Gott so sehr in unsere menschlichen Angelegenheiten hineinbegibt, dass er uns derart liebt.
So wie das Christentum mit dem Auftreten von Jesus von Nazareth seinen Anfang nahm, so nimmt es auch heute innerhalb einer persönlichen Begegnung seinen Anfang, die dem Leben eine neue Faszination verleiht.
Zum ersten Jahrestag von Don Giussanis Tod bekunden viele Menschen ihre Dankbarkeit. Am besten gelingt das jedoch der großen Enzyklika Benedikts XVI., die denselben Weg weist, den Don Giussani uns gewiesen hat. «Wenn ich nicht dein wäre, oh mein Christus, wäre ich verloren.» Am Gedenktag eines Todes, fangen wir an, das Leben zu genießen.