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Litterae communionis
Briefe Januar 2006
Zusammengestellt von Paola Bergamini

Die Freundschaft mit Marco
Marcos Leben nahm nach einem stürmischen Anfang eine entscheidende Wendung, als er einem Freund begegnete, der ihm sagte: «Komm mit mir in die Ferien!», man nahm ihn so, wie er war, mit Wohlwollen. Marco veränderte sich; er begegnete Jesus durch diesen Freund und durch viele andere später; und sein Leben wurde erfüllter, reicher bis hin zu seiner Berufung in die Fraternität San Giuseppe. Marco hatte ein «reines» Herz, wie jemand über ihn sagte; einer, der sich oft irrte, der dennoch im Innersten einen Widerhall der Schönheit von diesem neuen Leben spürte, aufgenommen nach einer unvorhersehbaren Begegnung. Er sagte mir oft, dass er gerade durch den Irrtum die Schönheit unserer Erfahrung spüre. Von einem Tag auf den anderen änderte sich sein normales Leben: zunächst Koma, dann eine Lähmung mit einer Sprachbehinderung. Über Monate blieb er im Krankenhaus, er erholte sich vom Koma, aber bezüglich der Genesung sollten wir uns keine falschen Vorstellungen machen. Marco war allein, er hatte keine Angehörigen, die ihn umsorgten, nur uns, die Freunde. Ich habe mich um ihn gekümmert bis zu dem Tag, als das begann, was ich als ein Aufbrechen eines Volkes um ihn herum bezeichnen möchte, als ein Schauspiel. Was für ein Anblick: jeden Tag Leute, die ihn besuchten, mit ihm sprachen, ihm etwas vorlasen, den Rosenkranz beteten und ihm seine Lieblingsstücke klassischer Musik hören ließen. Unterschiedliche Menschen unterschiedlichsten Alters, die auf irgendeine Weise teilhatten an seinem Leben: die Freunde der Fraternität San Giuseppe, die sein Schicksal mit Aufmerksamkeit begleiteten, seine frühere Fraternität, die Kollegen, die Freunde vom Meeting und so weiter. Es war etwas Besonderes, Rita und Roberto zu sehen, wie sie jede Woche ihre Kinder daheim ließen und die Stadt durchquerten, um bei ihm zu sein. Und der Freund aus Siena, der ihn nicht ohne weiteres aufsuchen konnte und Geld für das Nötige zukommen ließ. Und die Freundin, die ihm mit Massagen half. Und die Krankenschwester, die schließlich auch den Rosenkranz mit ihm betete. Und die Treue all jener, die mit ihrem Kommen Marco danken wollten, weil er noch mehr als zuvor Zeichen des Geheimnisses war. Wenn Marco wach und bei Bewusstsein war, öffnete er die Augen, um zu sehen, wer um ihn herum war, um jeden mit dem Blick zu umarmen, so als wolle er «Danke» sagen, weil er sich durch jeden geliebt fühlte. Schon in den ersten Tagen, noch in der Phase der Reanimation stand auf dem Tischchen ein Bild von Don Giussani. Marco ist ihm am 1. Januar 2006 gefolgt.
Vilma, Milano

Überwundene Schüchternheit
Mir war es gleich! Sollten doch die anderen an der Schule GS verbreiten - nicht ich! Dies war meine Einstellung, bis etwas Unerwartetes geschah, das mir deutliche machte: Auch ich bin Teil von GS. Und mir wurde klar, dass ich meine ängstliche Schüchternheit gegenüber dem Urteil der anderen überwinden musste. Ich begann also, die Flugblätter vom Eröffnungstag in Umlauf zu bringen: einen Teil hängte ich auf, den anderen verteilte ich. Den Leuten war es gleich. Entweder sie wussten nicht, was es sollte, oder sie hatten Vorurteile. Alles schien umsonst. Einige Tage später sah ich eine Lehrerin vor meiner Klasse. Sie fragte nach mir und sagte, dass auch sie von der Bewegung sei. Im Gespräch stellte sich heraus, dass sie nicht die Einzige war, sondern dass es noch drei weitere Personen gab. In jenen Tagen sah ich mich mit einigen Jungen aus der Quarta konfrontiert, die eher zur rechten Szene gehörten. Sie warfen mir vor, dass ich begänne, mich zu sehr als «leader» aufzuspielen. Ich ließ sie gehen und zeigte ihnen, dass nichts mich hindert, die Gegenwart Christi zu bezeugen. Nachdem ich den Film Die weiße Rose gesehen habe, bin ich noch mehr gewillt, GS zu verbreiten: Wenn man sieht, dass diese jungen Menschen für das eigene Ideal gestorben sind! Dagegen ist das, was ich selbst tun soll, nichts, allerdings zugleich wiederum auf andere Weise größer. Das gab mir den Mut zu bezeugen, woran ich glaube. Die Zeit verging. In der Klasse begannen wir über Verschiedenes zu diskutieren: Existiert die Bestimmung? Was ist die Bestimmung? Was ist das Glück? Ich sehe so zu sagen in meinen Gefährten die Suche nach dem Sinn des Lebens. Ich habe dann auch angefangen, Freunden und Unbekannten das Flugblatt zum 50 jährigen Bestehen von CL zu geben. Beim Lesen waren sie überrascht und angetan von einem Treffen außerhalb der Schule. Am nächsten Tag traf ich die anderen Lehrer von der Bewegung. Zusammen mit ihnen möchte ich ein regelmäßiges Treffen am Nachmittag vorschlagen.
Mattia

Der Brief des Papstes
Ich möchte alle an der Freude teilhaben lassen, dass ich mich als Teil der Kirche fühle. Im April war Alessandro (5 Jahre) so überrascht von der Wahl des Papstes Benedikt XVI. dass er beschloss, ein schönes Bild zu malen und dem Papst direkt zu schicken, mit einem «Begleitschreiben», das er der Mama diktiert hatte. Und der Papst hat geantwortet. Es ist wunderbar zu sehen, wie schnell und liebevoll der Papst sich den Kleinsten, den Kindern zuwendet. Das ist die Gemeinschaft der Kirche.
Anna, Bergamo
Lieber Alessandro,
Der Heilige Vater Benedikt XVI. hat mit Freude Dein Briefchen mit der bedeutungsvollen Zeichnung erhalten, das du ihm mit Hilfe Deiner Mutter schicken wolltest, um ihm deine Zuneigung zu zeigen. Der Papst dankt dir für die freundliche Aufmerksamkeit. Er wünscht dir, in der Freundschaft zu Jesus zu wachsen, um allen Frieden und Freude zu bringen. Er empfiehlt dich und Alberto dem Schutz der Gottesmutter an. Er segnet dich, erteilt auch gern deinen Eltern und jenen, die dir lieb sind, seinen Segen. Auch ich wünsche dir alles Gute und grüße dich.
Mons. Gabriele Caccia, Staatssekretariat des Heiligen Stuhls

Im Leiden nicht allein
Seit einigen Jahren ist die Krankheit meines Vaters das Geschehnis, das mein Leben am meisten bestimmt. In letzter Zeit hat sich seine Gesundheit verschlechtert. Er ist völlig gelähmt außer der Augen, die er auf- und zuschlägt, um "Ja" auf die Fragen zu antworten. Er ist aber ganz bei Bewusstsein. Als sich sein Zustand verschlimmerte, riet mir Ilia, eine Freundin der Fraternität, diese große Last nicht alleine zu tragen. Sie brachte sich als erste in meiner Familien ein und half uns ganz konkret mit ihrem Beruf: Sie ist nämlich Krankengymnastin. Ich bat meine Freunde um Hilfe und sie besuchten regelmäßig meinen Vater. Als er im Krankenhaus lag, besuchten ihn einige Freunde von mir regelmäßig, die Ärzte oder Krankengymnasten sind. Das war für ihn eine wirkliche Gnade: «Wenn ich deine Freunde sehe, geht es mir besser», sagte er mir. Seitdem konnte ich meinen Vater zur Begegnung mit unserer Erfahrung begleiten, so wie er sie in seinem Zustand aufnehmen konnte. Er erlebte das Ereignis des Todes von Don Giussani und das Hinscheiden von Papst Wotyla mit, sowie die Wahl von Ratzinger zum Papst. Er wollte auch, dass ich ihm ein Taschentuch brachte, mit dem ich das Grab von Don Giussani berührt hatte. Ich las ihm einige Seiten aus Spuren vor. Er wollte auch die Geschichte vom Heiligen Riccardo Pampuri hören. Er traf gerne einige Freunde von mir wieder, die er seit vielen Jahren nicht gesehen hatte. Und er betete auch mit uns. Ich habe mir immer gewünscht, dass meine Eltern die Bewegung ein bisschen besser kennen lernen würden, als das, was ich mit eigenen Worten erklären konnte. Ich muss gestehen, dass der Herr, um dies zu tun, den meiner Meinung nach am wenigsten geeigneten Augenblick gewählt hat. Unter den vielen überraschenden Begegnungen war die rührendste jene mit einem Priester der Bewegung, Don Giorgio Brianza, der anfing, meine Eltern regelmäßig zu besuchen und die Messe bei ihnen zu Hause zu zelebrieren. Während einer der ersten Begegnungen fragte Don Giorgio meinen Vater, ob er bereit sei, all sein Leiden für die Kirche und für die Priester hinzugeben. Mein Vater stimmte zu, indem er die Augen mehrmals auf- und zuschlug. Auch die Beziehung zu meiner Mutter gewann noch mehr an Bedeutung, weil ich durch die Gegenwart meiner Freunde das sagen konnte, was uns Carrón bei den Exerzitien sagte: Es ist gut, wenn wir Christus vermissen, denn so erinnern wir uns an Ihn.
M. Pia, Busto A.

Pflegefamilien in Rumänien
Zusammen mit einigen Freunden, Familien, Jugendlichen und Kindern nahmen wir an einer Wallfahrt zur Kirche Stavreopolos in Bukarest teil. Renzo und Graziella, zwei italienische Freunde, schlugen dies als Eröffnungstag für die Gruppe der insgesamt 15 Pflegefamilien vor, die sich seit einem Jahr in Bukarest zusammengetan haben. Uns überraschte, dass sie eine orthodoxe Kirche wählten, um erstmals in Bukarest einen Gestus vorzuschlagen, der der katholischen Tradition zueigen ist, auch wenn dies ganz und gar politically correct ist, da die meisten Familien der orthodoxen Kirche angehören. Wir selber sind orthodox und nehmen gerne jedes Mal an den Gesten der katholischen Kirche teil, die von unseren katholischen Freunden vorgeschlagen werden. Am Anfang unserer Freundschaft mit den «Katholiken» sagten unsere Eltern uns: «Passt auf, dass ihr nicht katholisch werdet». Aber diese Freunde haben uns entdecken lassen, wie schön die orthodoxe Kirche ist - nicht nur, weil sie wirklich schön ist, sondern auch, weil wir sie als unsere Kirche neu entdeckten. Aber jenseits der Unterschiede war in diesem Augenblick offensichtlich, dass wir gemeinsam Maria, die Mutter Jesu, anflehen, die einzige, die fähig ist, uns alle aufzunehmen.
Angi e Adrian, Bucarest

An den Weinstock gebunden