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Die Freude und die Schönheit des Glaubens entdecken
Papst Benedikt XVI.

Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom in der Lateranbasilika. Ansprache von Papst Benedikt XVI. am 5. Juni

Liebe Brüder und Schwestern!
Gerne bin ich erneut in eurer Mitte, um mit meinen Überlegungen unsere diözesane Pastoraltagung einzuleiten, die einem sehr schönen Thema von grundlegender pastoraler Bedeutung gewidmet ist: der Freude, die aus dem Glauben kommt, und sein Verhältnis zur Erziehung der jungen Generationen. So greifen wir den bei der letzten Pastoraltagung im vergangenen Jahr begonnen Dialog wieder auf und führen ihn mit einem direkteren Blick auf die Jugend fort. Damals haben wir uns mit der Rolle befasst, die die Familie und die christliche Gemeinschaft für die Persönlichkeitsbildung und die Weitergabe des Glaubens haben. Herzlich begrüße ich jeden von euch, Bischöfe, Priester, Diakone, Ordensleute und Laien, die ihr euch für das Zeugnis unseres Glaubens einsetzt. Ganz besonders grüße ich euch, die Jugendlichen, die ihr beabsichtigt, euren persönlichen Bildungsweg zu verbinden mit der Übernahme von kirchlicher und missionarischer Verantwortung gegenüber anderen jungen Menschen. Von Herzen danke ich dem Kardinalvikar für die Worte, die er im Namen von euch allen an mich gerichtet hat.

Den Glauben wiedererwecken in allen Menschen und Familien
Mit dieser Tagung und dem Pastoraljahr, das sich von ihren Inhalten inspirieren lassen wird, setzt die Diözese Rom jenen langen Weg fort, den sie vor nunmehr zehn Jahren mit der von mei­nem geliebten Vorgänger Johannes Paul II. ge­wünschten Stadtmission begonnen hat. Das Ziel ist in der Tat immer dasselbe: den Glauben in un­seren Gemeinden wiederzubeleben und danach zu streben, ihn zu wecken oder wiederzuer­wecken in allen Menschen und Familien dieser großen Stadt, in der schon von der ersten christli­chen Generation an und vor allem durch die Apostel Petrus und Paulus der Glaube verkündet und die Kirche aufgebaut wurde. In den vergangenen drei Jahren habt ihr eure Aufmerksamkeit beson­ders auf die Familie gerichtet, um durch die Wahrheit des Evangeliums diese grundlegende menschliche Realität, die heute leider stark ge­fährdet und bedroht ist, zu festigen und ihr zu helfen, ihre unverzichtbare Sendung in der Kir­che und in der Gesellschaft zu erfüllen. Wenn wir nun die Glaubenserziehung der jungen Genera­tionen in den Vordergrund stellen, vernachlässi­gen wir damit gewiss nicht den Einsatz für die Familie, die die Hauptverantwortung für die Er­ziehung trägt. Vielmehr kommen wir einer in zahlreichen gläubigen Familien verbreiteten Sorge entgegen, die im heutigen sozialen und kul­turellen Kontext fürchten, dass es ihnen nicht ge­lingen wird, das wertvolle Gut des Glaubens den eigenen Kinder zu vermitteln.
Die Entdeckung der Schönheit und der Freude des Glaubens ist in Wirklichkeit ein Weg, den jede neue Generation für sich selbst gehen muss, weil im Glauben unser eigenes Leben, unser Innerstes ins Spiel kommt, unser Herz, unsere Intelligenz, unsere Freiheit in einer zutiefst per­sönlichen Beziehung zum Herrn, der in uns wirkt. Aber auf ebenso tiefgreifende Weise ist der Glaube gemeinschaftliches Handeln und gemein­schaftliche Haltung, es ist das «Wir glauben» der Kirche. Die Freude des Glaubens ist somit eine Freude, die geteilt werden muss, wie der Apostel Johannes sagt: «Was wir gesehen und gehört haben (das Wort des Lebens), das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt ... Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist» (1 Joh 1, 3-4). Die Glaubenser­ziehung der jungen Generationen ist daher eine große und grundlegende Aufgabe, die die ge­samte christliche Gemeinschaft einbezieht.
Liebe Brüder und Schwestern, aus eigener Erfahrung wisst ihr, dass diese Aufgabe heute aus verschiedenen Gründen besonders schwierig ge­worden ist, aber gerade deshalb ist sie um so wichtiger und dringlicher. In der heutigen säku­larisierten Kultur lassen sich zwei deutlich von­einander abhängige Grundzüge erkennen, die in eine der christlichen Botschaft entgegengesetzte Richtung drängen und die unweigerlich jene be­einflussen, die sich in bezug auf die Ausrichtung ihres Lebens und ihre Lebensentscheidungen in einem Reifeprozess befinden. Einer dieser Grund­züge ist der Agnostizismus. Er entspringt der Ver­kürzung der menschlichen Intelligenz auf eine nur berechnende und funktionale Vernunft und neigt dazu, den zutiefst in unsere Natur einge­schriebenen Sinn für das Religiöse zu ersticken. Der andere ist jener Prozess der Relativierung und Entwurzelung, der die heiligsten Bindungen und die edelsten Gefühle des Menschen zerstört, mit dem Ergebnis, dass dies den Menschen schwach und unsere gegenseitigen Beziehungen unsicher und unbeständig macht.
Gerade in dieser Situation ist es für uns alle, vor allem für unsere Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, notwendig, den Glauben als Freude zu leben, jenen tiefen inneren Frieden zu spüren, der der Begegnung mit dem Herrn ent­springt. In meiner Enzyklika Deus caritas est habe ich geschrieben: «Wir haben der Liebe ge­glaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Le­ben einen neuen Horizont und damit seine ent­scheidende Richtung gibt» (Nr. l).
Die Quelle der christlichen Freude ist diese Gewissheit, von Gott geliebt zu sein, persönlich von unserem Schöpfer geliebt zu sein, von Ihm, der das ganze Universum in seinen Händen hält und jeden von uns und die ganze Menschheits­familie liebt, mit leidenschaftlicher und treuer Liebe, einer Liebe, die größer ist als unsere Treu­losigkeit und Sünden, mit verzeihender Liebe. Diese Liebe «ist so groß, dass sie Gott gegen sich selbst wendet», was endgültig im Geheimnis des Kreuzes zum Ausdruck kommt: «Gott liebt den Menschen so, dass er selbst Mensch wird, ihm nachgeht bis in den Tod hinein und auf diese Weise Gerechtigkeit und Liebe versöhnt» (Deus caritas est, 10).

Die Kirche - eine zuverlässige Gemeinschaft von Freunden
Liebe Brüder und Schwestern, diese Ge­wissheit und diese Freude, von Gott geliebt zu sein, muss für jeden von uns, und besonders für die jungen Generationen, die in die Welt des Glaubens eintreten, auf irgendeine Weise wahr­nehmbare und konkrete Wirklichkeit werden. Mit anderen Worten: Jesus hat gesagt, dass er die «Wahrheit» und das «Leben» ist, aber auch der «Weg», der zum Vater führt (vgl./ü/214, 5-7). Da­her müssen wir uns fragen: Wie können unsere jungen Menschen auf praktische und existenzielle Weise in ihm diesen Weg des Heils und der Freude finden? Gerade dies ist die große Sen­dung, für die die Kirche als Familie Gottes und als Gemeinschaft von Freunden besteht, in die wir durch die Taufe bereits als kleine Kinder aufge­nommen werden und in der unser Glaube, un­sere Freude und die Gewissheit, vom Herrn ge­liebt zu sein, wachsen muss. Es ist daher unerlässlich - und das ist die Aufgabe, die den christlichen Familien, den Priestern, den Kate­cheten, den Erziehern, und den Jugendlichen selbst gegenüber ihren Altersgenossen, die unse­ren Pfarrgemeinden, Vereinigungen und Bewe­gungen und schließlich der gesamten Diözesangemeinschaft anvertraut ist -, dass die jungen Generationen die Kirche als eine wirklich zuver­lässige Gemeinschaft von Freunden erleben kön­nen, die ihnen in jedem Augenblick und in allen Situationen des Lebens, den freudigen und erfül­lenden ebenso wie den schwierigen und dun­klen, zur Seite steht. Diese Gemeinschaft verlässt uns nie, nicht einmal im Tod, denn sie birgt in sich die Verheißung der Ewigkeit. Euch, liebe junge Menschen hier in Rom, möchte ich bitten, eurer­seits der Kirche zu vertrauen, sie zu lieben und Vertrauen zu ihr zu haben, weil der Herr in ihr gegenwärtig ist und weil sie nichts anderes sucht als euer Wohl.
Derjenige, der weiß, dass er geliebt wird, fühlt sich seinerseits aufgefordert zu lieben. Der Herr, der uns zuerst geliebt hat, bittet uns auf eben diese Weise, unsererseits die Liebe zu ihm und zu den Menschen, die er geliebt hat, in den Mittel­punkt unseres Lebens zu stellen. Besonders die jungen Menschen, die den Ruf der Liebe so über­wältigend stark in sich spüren, müssen von dem verbreiteten Vorurteil befreit werden, dass das Christentum mit seinen Geboten und Verboten der Freude der Liebe zu viele Hindernisse in den Weg legt und es den Menschen vor allem ver­wehrt, jene Glückseligkeit vollends auszukosten, die Mann und Frau in der gegenseitigen Liebe fin­den. Im Gegenteil, der Glaube und die christliche Ethik wollen die Liebe nicht ersticken, sondern sie rein, stark und wahrhaft frei machen: Genau das ist der Sinn der Zehn Gebote, die keineswegs eine Reihe von «Nein» sind, sondern ein volles «Ja» zur Liebe und zum Leben.
Die menschliche Liebe muss nämlich gereinigt werden, muss reifen und auch über sich selbst hinauswachsen, um vollkommen menschlich zu werden, um Ursprung wahrer, dauerhafter Freude zu sein und schließlich jenem Verlangen nach Ewigkeit zu entsprechen, das sie in sich trägt und auf das sie nicht verzichten kann, ohne sich selbst zu verraten. Das ist der wesentliche Grund, weshalb die Liebe zwischen Mann und Frau nur in der Ehe vollkom-mene Verwirkli­chung findet.

Die große Frage der Liebe nicht unbeachtet lassen
In der gesamten Erziehungsarbeit, in der Aus­bildung des Menschen und des Christen dürfen wir somit weder aus Angst noch aus Verlegenheit die große Frage der Liebe unbeachtet lassen, denn wenn das der Fall wäre, würden wir ein Christentum präsentieren, das nicht «Fleisch ge­worden» ist und das den jungen Menschen, der sich dem Leben öffnet, nicht ernsthaft interessie­ren kann. Doch müssen wir auch in die ganz­heitliche Dimension der christlichen Liebe ein­führen, wo die Liebe zu Gott und die Liebe zum Menschen untrennbar verbunden sind und wo Nächstenliebe eine äußerst konkrete Verpflich­tung ist.
Der Christ begnügt sich nicht mit Worten und auch nicht mit trügerischen Ideologien, sondern kommt den Bedürfnissen des Nächsten entge­gen, indem er wirklich sich selbst einsetzt, ohne sich mit einer gelegentlichen guten Tat zufrie­denzugeben. Jungen Menschen praktische Er­fahrungen im Dienst an bedürftigen und notlei­denden Mitmenschen anzubieten, gehört somit zu einer authentischen und vollständigen Glau­benserziehung. Wie das Bedürfnis zu lieben so gehört auch das Verlangen nach Wahrheit zur Natur des Menschen. Daher kann die Frage nach der Wahrheit bei der Erziehung der jungen Generationen sicher nicht umgangen werden, vielmehr muss sie eine zentrale Stellung ein­nehmen.
Wenn wir die Frage nach der Wahrheit stel­len, erweitern wir den Horizont unserer Rationalität: Wir beginnen, unsere Vernunft aus jenen engen Grenzen zu befreien, in die sie einge­schlossen ist, solange allein das als vernünftig be­trachtet wird, was Gegenstand von Experimen­ten und Berechnungen sein kann. Und genau hier findet die Begegnung zwischen Vernunft und Glaube statt: Im Glauben empfangen wir Gott, der sich selbst schenkt, indem er sich uns, den als sein Abbild geschaffenen Menschen, offenbart, und wir nehmen jene Wahrheit an, die unser Verstand nicht vollends erfassen und nicht besitzen kann. Gerade deshalb erweitert sie den Horizont unserer Erkenntnis und erlaubt uns, zum Geheimnis vorzudringen, in das wir einge­taucht sind, und in Gott den endgültigen Sinn un­serer Existenz zu finden.
Liebe Freunde, wir wissen sehr wohl, dass es nicht einfach ist, dieser Überwindung der Gren­zen unserer Vernunft zuzustimmen. Daher bleibt der Glaube, der ein sehr persönlicher mensch­licher Akt ist, eine Entscheidung unserer Freiheit, die auch zurückgewiesen werden kann. Hier je­doch zeigt sich eine zweite Dimension des Glau­bens, die, sich einer Person anzuvertrauen: nicht irgend jemandem, sondern Jesus Christus und dem Vater, der ihn gesandt hat. Glauben bedeu­tet, kraft des Heiligen Geistes, der in unseren Her­zen wirkt, eine zutiefst persönliche Verbindung zu unserem Schöpfer und Erlöser aufzubauen und diese Verbindung zur Grundlage unseres ganzen Lebens zu machen, denn Jesus Christus ist «die Person gewordene Wahrheit, die die Welt zu sich hinzieht ... Jede andere Wahrheit ist ein Fragment der Wahrheit, die er ist, und weist auf ihn hin» (vgl. Ansprache an die Kongregation für die Glaubenslehre, 10. Februar 2006, in: O.R.. dt, Nr. 8, 24.2.2006, S. 7). So erfüllt er unser Herz, lässt es weit werden und füllt es mit Freude, lässt unsere Intelligenz zu unerforschten Horizonten aufbrechen und gibt unserer Freiheit den ent­scheidenden Orientierungspunkt, indem er sie von der Enge des Egoismus befreit und zu wah­rer Liebe befähigt.
Bei der Erziehung der jungen Generationen brauchen wir also keine Angst zu haben, die Wahrheit des Glaubens mit den wahren Errun­genschaften des menschlichen Wissens zu kon­frontieren. Heute verzeichnet die Wissenschaft rasche Fortschritte und nicht selten werden sie so dargestellt, als stünden sie im Gegensatz zu den Glaubensaussagen, was zu Verwirrung führt und die Annahme der christlichen Wahrheit er­schwert.
Aber Jesus Christus ist und bleibt der Herr der ganzen Schöpfung und der ganzen Geschichte:
«Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen ... in ihm hat alles Bestand» (1 Kol 1, 16.17). Wenn er aufrichtig und nach strengen Kriterien geführt wird, bietet der Dialog zwischen Glaube und Ver­nunft daher die Möglichkeit, auf wirksamere und überzeugendere Art und Weise die Vernünftig­keit des Glaubens an Gott zu erkennen - nicht an irgendeinen Gott, sondern an den Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat - und darüber hin­aus zu zeigen, dass jede wahre menschliche Sehn­sucht in Jesus Christus ihre Erfüllung findet. Liebe Jugendliche von Rom, geht also mit Ver­trauen und Mut weiter auf dem Weg der Suche nach dem Wahren.
Und ihr, liebe Priester und Erzieher, zögert nicht, eine regelrechte «Pastoral der Intelligenz» und im weiteren Sinn der Person zu fördern, wel­che die Fragen der jungen Menschen - sowohl die existenziellen Fragen als auch jene, die der Konfrontation mit den heute verbreiteten For­men der Rationalität entspringen - ernst nimmt, um ihnen zu helfen, gültige und angemessene christliche Antworten zu finden und sich schließ­lich jene entscheidende Antwort zu eigen zu machen, die Christus, der Herr, ist.
Wir haben vom Glauben gesprochen als Be­gegnung mit ihm, der die Wahrheit und die Liebe ist. Wir haben auch gesehen, dass es sich um eine gemeinschaftliche und gleichzeitig um eine per­sönliche Begegnung handelt, die in allen Dimen­sionen unseres Lebens stattfinden muss, durch den Gebrauch des Verstandes, durch die der Frei­heit entspringenden Entschei-dungen und den Dienst der Liebe. Es gibt jedoch einen besonde­ren Ort, an dem diese Begegnung auf unmittel­bare Weise stattfindet, gestärkt und vertieft und so in die Lage versetzt wird, das gesamte Leben zu durchdringen und zu prägen: Dieser Ort ist das Gebet.

Eucharistische Anbetung beim Weltjugendtag in Köln
Liebe Jugendliche, viele von euch waren si­cher beim Weltjugendtag in Köln anwesend. Dort haben wir gemeinsam zum Herrn gebetet, ihn, der in der Eucharistie gegenwärtig ist, angebetet und sein heiliges Opfer dargebracht. Wir haben über jene entscheidende Geste der Liebe nachge­dacht, mit der Jesus beim Letzten Abendmahl den eigenen Tod vorwegnimmt, ihn zuinnerst an­nimmt und in einen Dienst der Liebe verwandelt, in jener Revolution, die als einzige wirklich fähig ist, die Welt zu erneuern und den Menschen zu befreien, indem sie die Macht der Sünde und des Todes besiegt. Liebe Brüder und Schwestern, euch junge Menschen und alle Anwesenden, die ganze geliebte Kirche Roms, besonders die Gott­geweihten und unter ihnen vor allem diejenigen, die in den Klausurklöstern leben, bitte ich, geistig vereint mit Maria, unserer Mutter, im Gebet zu verharren und Christus anzubeten, der in der Eucharistie gegenwärtig ist, ihn immer mehr zu lieben, ihn, unseren Bruder und wahren Freund, den Bräutigam der Kirche, den treuen und barm­herzigen Gott, der uns zuerst geliebt hat. So wer­det ihr jungen Menschen bereit und verfügbar sein, seinem Ruf zu folgen, wenn er euch im Priestertum oder im geweihten Leben ganz für sich haben will.

Die Bindung an den Herrn stets enger werden lassen
Je mehr wir uns von Christus nähren und ihn lieben, um so stärker spüren wir auch in uns den Wunsch, andere Menschen zu ihm zu führen: In der Tat können wir die Freude des Glaubens nicht für uns behalten, wir müssen sie weiter­geben. Dieses Verlangen wird noch stärker und dringlicher angesichts jener merkwürdigen Gott­vergessenheit, die es heute in weiten Teilen der Welt und in gewissem Maß auch hier in Rom gibt. Diese Gottvergessenheit verursacht viel Lärm, der von kurzer Dauer ist, manch unnützen Streit, aber auch tiefe Unzufriedenheit und ein Gefühl der Leere.
Daher, liebe Brüder und Schwestern, müssen wir in unserem demütigen Dienst als Zeugen und Missionare des lebendigen Gottes Boten jener Hoffnung sein, die dem sicheren Glauben ent­springt: So werden wir unseren Brüdern und Mitbürgern helfen, in ihrem Leben den Sinn und die Freude wiederzufinden. Ich weiß um euren Einsatz in den wichtigen pastoralen Bereichen, worüber ich mich sehr freue und wofür ich dem Herrn zusammen mit euch danke. Vor allem im ersten Jahr meines Pontifikats habe ich bereits die lebendige christliche Präsenz unter den Jugendli­chen und Studenten Roms wie auch unter den Kommunionkindern erfahren.
Ich fordere euch auf, voll Vertrauen fortzufah­ren und eure Bindung an den Herrn stets enger und so euer Apostolat immer wirksamer werden zu lassen. Bei dieser Aufgabe dürft ihr keine Dimension des Lebens vernachlässigen, denn Christus ist gekommen, um den ganzen Men­schen zu retten, tief im Inneren des Gewissens wie auch in den Ausdrucksformen der Kultur und in den sozialen Beziehungen.
Liebe Brüder und Schwestern, ich vertraue euch diese Überlegungen mit freundschaft-lichem Geist an, als Beitrag zu eurer Arbeit im Rahmen der Pastoraltagung und auch im kommenden Pastoraljahr.
Meine Zuneigung und mein Segen begleiten euch heute und in Zukunft.
Danke für eure Aufmerksamkeit!
(Orig. Ital. in Osservatore Romano 7.6.2006)

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