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Thema - Die Taufe
Die Taufe
Paola Ronconi


Eine Tauffeier für 88 Kinder
Quito, Ecuador. «Ich würde mein Kind sehr gern taufen lassen, aber ich habe kein Geld», hört eines Tages einer der Mitarbeiter der Hilfsorganisation Avsi in Quito eine Frau sagen. Es sind die Worte der Mutter eines der über 300 Kinder des Programms, das sich der Schaffung von «Familienhorten» und Gemeindeschulen in den abgeschiedensten und ärmsten Vierteln am nördlichen Stadtrand von Quito angenommen hat, wo die Menschen auch zu extremer Gewaltanwendung bereit sind. Im Gespräch mit anderen Müttern, die alle aus der katholischen Tradition kommen, stellt sich heraus, dass es viele Kinder - auch sechs- und siebenjährige - gibt, die noch nicht getauft sind. Und das immer aus demselben Grund: Geldmangel. «Hier in Ecuador», so eine der Mütter, «feiert man die Taufe mit einem großen Fest: da gibt es ein gemeinsames Essen, Musik; und dann ist da noch die Kleiderordnung: man muss auf jeden Fall etwas ganz Neues tragen! Und außerdem will niemand das Amt des Paten oder der Patin übernehmen, um nicht einen Teil der Ausgaben finanzieren zu müssen und auch andere Dinge, die das Kind irgendwann einmal braucht.» Für die Leute von Avsi ist klar: Das kann kein Grund sein, die eigenen Kinder nicht taufen zu lassen. So beginnen sie mit viel Wirbel, das Sakrament vorzuschlagen sowie Treffen zur Vorbereitung darauf. Die Kosten für die neue festliche Kleidung und für die Organisation des Festes werden so niedrig wie möglich gehalten. Im April werden 88 Kinder von bis zu 7 Jahren getauft; Papst Benedikt XVI. hat seinen besondern Segen dazu gesandt.

Eine erfüllte Existenz
Mailand. Paola ist seit fast 20 Jahren Hebamme. Schon oft sah sie sich in der dramatischen Situation, dass Kinder nach nur 20 bis 22 Wochen den Mutterschoß verlassen hatten, Neugeborene spontaner, aber auch provozierter Totgeburten, auf jeden Fall immer Momente, in denen das Kind nicht überlebte.
«Ich war mir bewusst», so erzählt sie, «dass das Kind sterben würde, und in den wenigen Augenblicken, die ihm zu leben gegeben waren, was hätte ich anderes tun können, als ihm das mitzugeben, was für mich das Schönste im Leben war: Kind eines guten Gottes zu sein und es somit zu taufen? Es scheint unmöglich an so etwas zu denken, wenn man vor der menschlichen Zerbrechlichkeit und dem Tod steht. Die Taufe hat für mich immer bedeutet, dass das, was die menschliche Zerbrechlichkeit rettet, die Barmherzigkeit Gottes ist. Das, was mich froh macht, ist zu wissen, dass es im Himmel eine kleine Schar von Engeln gibt, die mich schon kennt und umarmt.» Auch Emanuela hat diese Erfahrung schon öfter gemacht. «Einmal war ich bei einer Abtreibung aus medizinischen Gründen zugegen. Im dramatischsten Moment für die Mutter war es für mich so, als würde sie mich darum bitten ihr zu vergeben. So habe ich sie gefragt, ob ich ihr Kind taufen solle.» Wie verändert die Taufe diese Kinder? «Ich glaube, dass sie ihnen einen Charakter, eine Würde gibt, die ihnen dadurch verwehrt wird, dass ihre Mutter nicht fähig ist, die Schwangerschaft auszutragen. Dank der Taufe erfüllt sich dieses Leben auf geheimnisvolle Weise. Und wird gerettet.»

Das neue Leben
Diese Geschichten sind sehr verschieden, aber das, was sie gemeinsam haben, ist, dass das Sakrament der Taufe den Menschen verändert und ihn rettet, gleich ob ihm noch ein paar Augenblicke zu leben bleiben, oder ob er noch das ganze Leben vor sich hat. Und die Verheißung, die in diesem Geschenk Gottes gegeben ist, ist dieselbe, die Jesus an seine Jünger während des Letzten Abendmahles gab, als er von seiner Auferstehung sprach und sagte: «Ich lebe und auch ihr werdet leben.» «Leben», so sagte der Papst in der Osternacht, «kommt uns aus dem Geliebtsein von dem, der das Leben ist».
Und mit welcher Zuneigung bekräftigte Benedikt XVI. anlässlich des Festes der Taufe des Herrn am 8. Januar diesen Jahres, als er einige Kinder taufte, dass den Täuflingen mit der Taufe «eine Gemeinschaft von Freunden [gewiss ist], die sie nie verlassen wird [?] Diese Gemeinschaft von Freunden, diese Familie Gottes, zu der das Kind jetzt gehört, wird es immer begleiten, auch in Tagen des Leids, in den dunklen Nächten des Lebens; sie wird es trösten, stärken, ihm Licht sein [?] denn es ist die Gemeinschaft mit Dem, der den Tod besiegt hat.»