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Thema - Die Taufe
Die Taufe
Juliàn Carròn

«Wie kann dieses Ereignis wirklich bei mir ankommen?», fragt der Papst in seiner Predigt in der Osternacht. «Es ist klar, dass dieses Ereignis nicht irgendein vergangenes Mirakel darstellt [?] es ist ein Qualitätssprung in der Geschichte "der Evolution" [?] zu einer neuen Welt, die von Christus her immerfort schon in diese unsere Welt eindringt, sie umgestaltet und an sich zieht. Aber wie geschieht das? Wie kann dieses Ereignis wirklich bei mir ankommen und mein Leben in sich hinein- und hinaufziehen? Die zunächst vielleicht überraschend erscheinende, aber ganz reale Antwort darauf lautet: Es kommt zu mir durch Glaube und Taufe. Deswegen gehört die Taufe zur Osternacht; das wird auch in dieser Feier unterstreichen, indem wir die Sakramente der christlichen Initiation einigen Erwachsenen aus verschiedenen Ländern spenden. Die Taufe bedeutet genau dies: dass wir es nicht mit einem Ereignis der Vergangenheit zu tun haben, sondern dass "etwas weltgeschichtlich qualitativ Neues mich erreicht, indem es mich ergreift, um mich anzuziehen" (Benedikt XVI., Osternachtspredigt). Interessant, was für einen Ausdruck der Papst hier benutzt: «Er ergreift mich, um mich anzuziehen». «Taufe ist etwas ganz anderes als ein Akt kirchlicher Sozialisierung, als eine etwas altmodische und umständliche Form, Menschen in die Kirche aufzunehmen. Sie ist auch mehr als eine bloße Abwaschung, als eine Art seelischer Reinigung und Verschönerung. Sie ist [?] Wiedergeburt, Umbruch in ein neues Leben hinein. Wie sollen wir das verstehen?» Der Papst führt uns weiter in dieses Geheimnis ein: «Ich lebe, doch "nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2, 20). Dies erklärt, was in der Taufe passiert: «Ich lebe, doch "nicht mehr ich". Das Ich selber, die eigentliche Identität des Menschen [?] ist verändert worden.» Das Ich des heiligen Paulus existiert noch und existiert auch nicht mehr, «er ist durch ein "Nicht" hindurchgegangen und steht immerfort in diesem "Nicht". Ich, doch "nicht" mehr ich. [?] Dieser Satz ist Ausdruck dessen, was in der Taufe geschah. Das eigene Ich wird mir genommen und eingefügt in ein größeres, in ein neues Subjekt. Dann ist es wieder da, aber eben verwandelt, umgebrochen, aufgebrochen durch die Zugehörigkeit zum anderen, in dem es seinen neuen Existenzraum hat."»(s.o.)
Wie ihr seht, ist das, was der Papst hier sagt, genau das, was uns Don Giussani in Erinnerung gerufen hat: «Einer ist uns passiert». (L. Giussani, Weihnachten: das Geheimnis der Zärtlichkeit Gottes, in: Spuren, Dezember 2005), Er ist uns gegeben worden, so sehr gegeben, dass er eins werden wollte mit unserem Fleisch und Blut, mit unserer Seele. «Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern das ist es, was in mir lebt.» Einer hat in mir Wohnung genommen: Du, Du, o Christus, der du ich bist. Das ist die Veränderung, von der das Seminar der Gemeinschaft spricht: ein Ich, aber mehr als ein Ich, eine ontologische Überhöhung des Ichs. Don Giussani benutzt hier genau denselben Ausdruck wie der Papst: «ein qualitativer Sprung in der Teilhabe am Sein» (L. Giussani, Warum die Kirche? Teil III/b, S.23). Das ist die wahre Veränderung, die die Taufe bewirkt hat, die aus dem Ich eine neue Schöpfung macht. Wenn einer in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung. Deswegen ist das, was zählt, nicht mehr die Beschneidung oder das Nichtbeschnittensein, sondern neue Schöpfung zu sein, jeden Augenblick des Lebens zu leben in dem Bewusstsein dieses Du, das in mir Wohnung genommen hat.