Kirche - Bewegungen
Die Freundschaft Christi
Johannes Paul II.
Aus der Ansprache von Papst Johannes Paul II. bei der Begegnung mit kirchlichen Bewegungen, Petersplatz, 30. Mai 1998
Die Charismen sind ihrem Wesen nach kommunikativ und führen zur Entstehung jener spirituellen Affinität zwischen den Menschen (vgl. Christifideles laici, 24) und zu jener Freundschaft Christi, die der Ursprung der «Bewegungen» sind.
In unserer Welt, oft von einer säkularisierten Kultur beherrscht, die Lebensmodelle ohne Gott verbreitet und für sie wirbt, wird der Glauben vieler Menschen auf eine harte Probe gestellt und oft sogar erstickt und ausgelöscht. Man empfindet also das dringende Bedürfnis nach einer starken Verkündigung und nach einer soliden und vertieften christlichen Bildung. Und hier sind sie, die Bewegungen und die neuen kirchlichen Gemeinschaften: Sie sind die vom Heiligen Geist bewirkte Antwort auf diese dramatische Herausforderung gegen Ende des Jahrtausends. Ihr seid diese Antwort der Vorsehung.
Die echten Charismen können nur auf eine Begegnung mit Christus in den Sakramenten abzielen. Die kirchlichen Aktionsgruppen, denen ihr angehört, haben euch geholfen, eure Berufung als Getaufte neu zu entdecken, die Gaben des Geistes, die ihr bei der Firmung erhalten habt, zu schätzen, euch im Sakrament der Versöhnung der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen und in der Eucharistie die Quelle und den Höhepunkt des gesamten christlichen Lebens zu erkennen. Dank dieser starken kirchlichen Erfahrung sind außerdem wunderbare christliche Familien entstanden, wahre «Hauskirchen», die dem Leben gegenüber aufgeschlossen sind; es sind viele Berufungen zum Priestertum und zum geweihten Leben geweckt worden, und es sind neue Lebensformen für Laien entstanden, die sich nach den evangelischen Räten richten. In den Bewegungen und neuen Gemeinschaften habt ihr gelernt, dass der Glauben nicht ein abstrakter Begriff oder ein unbestimmtes religiöses Gefühl ist, sondern ein neues Leben in Christus, das der Heilige Geist in uns gewirkt hat.
Jesus hat gesagt: «Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!» (Lk 12, 49).
Heute erhebt sich aus diesem Abendmahlssaal auf dem Petersplatz ein großes Gebet: Komm, Heiliger Geist! Komm und erneuere das Angesicht der Erde! Komm mit deinen sieben Gaben! Komm, Geist des Lebens, Geist der Wahrheit, Geist der Gemeinschaft und der Liebe! Die Kirche und die Welt brauchen dich. Komm, Heiliger Geist, und lass die von dir gespendeten Charismen immer reichere Frucht bringen. Schenke deinen hier versammelten Söhnen und Töchtern neue Kraft und missionarischen Elan. Weite ihr Herz und belebe ihr christliches Engagement in der Welt. Mache sie zu mutigen Boten des Evangeliums und Zeugen des auferstandenen Christus, des Erlösers und Heilands der Menschen. Stärke ihre Liebe und Treue zur Kirche.
Heute spricht Christus von diesem Platz aus zu jedem von euch: «Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!» (Mk 16, 15). Er zählt auf jeden von euch, die Kirche rechnet mit euch allen. «Seid gewiss - versichert uns der Herr - ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt» (Mt 28, 20). Ich bin bei euch.
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