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CL Mezzolombardo - Genossenschaft
«Grazie alla vita» - «Danke für das Leben»
Roberto Vivarelli

Das ist der Name der ersten Genossenschaft im Trentino/Südtirol, die körperlich Behinderte betreut. Sie ging vor 28 Jahren aus einer Freundschaft und aus einer gemeinsamen Anteilnahme an konkreten Nöten hervor

Der erste Sitz war ein Gerätelager eines Franziskanerkonvents. Es war im Jahr 1977, als eine kleine Gruppe von CL aus Mezzolombardo (Trient) in diesem auf das Notwendigste hergerichteten Raum «Grazie alla vita» ins Leben rief: die erste Genossenschaft im Trentino/Südtirol, die sich für die Betreuung körperlich Behinderter einsetzt und eine der ersten Werke, die im Umfeld der Erfahrung der Bewegung entstanden.
28 Jahre später hat «Grazie alla vita» - dank eines kontinuierlichen Wachstums musste sie sieben Mal ihren Standort wechseln - eine endgültig Bleibe in einem geräumigen Gebäude mit über 1600 Quadratmetern gefunden. Es ist ein eindeutiger, auch architektonischer Ausdruck eines menschlichen Abenteuers, das in diesen Jahren viele Menschen weit über die 6000 Einwohner zählende Ortschaft nördlich von Trient hinaus zu schätzen gelernt haben.
«Die augenscheinliche Größe dessen, was wir heute vor uns sehen, war schon im Beginn vor 28 Jahren enthalten, im naiven Übermut dieser Freunde, die uns, den später Hinzugekommenen erlaubt hat, ein kleines oder großes Danke für das Leben zu sagen.» Mit diesen Worten präsentiert Paolo Cainelli, der Präsident der Genossenschaft, den neuen Sitz. Er war auf sie 1984 als Wehrdienstverweigerer während seines Zivildienstes gestoßen und hat sie seitdem, trotz seiner Arbeit als Eigentümer einer großen Apotheke im Zentrum von Trient, nicht wieder verlassen.

Cesarina, Bianca, Rosetta...
Am Anfang dessen, was heute eine auch außerhalb von Mezzolombardo anerkannte und hoch geschätzte Einrichtung ist, stand ein kleiner Kreis von Freunden, die Ersten von CL in dieser Gegend. Piana Rotaliana verstand es damals, andere Personen mit ihrer Begeisterung anzustecken und lud sie ein, an einem Bedürfnis teilzunehmen, das sie wie jeden Aspekt des Lebens auch als ihr eigenes ansahen. Cesarina (sie ist seit vielen Jahren Ordensfrau bei den Kleinen Schwestern der Nächstenliebe von der Himmelfahrt) war einst Arbeiterin und Gewerkschaftsvertreterin in einer Textilfabrik in der Nähe des Zentrums von Mezzocorona. Sie hat eine körperlich behinderte Schwester. Zusammen mit Bianca, einer Logopädin, die am Krankenhaus viele Behinderte betreute, teilte sie die Sorge um die Zukunft dieser jungen Leute, denen von den staatlichen Einrichtungen nur bis zu einem bestimmten Punkt geholfen wird. Zusammen mit Rosetta, Friseuse und Vertraute vieler Mütter, die dasselbe Problem teilten, bezogen sie andere Personen der Umgebung mit ein und zusammen bewerkstelligten sie die Gründung der Genossenschaft, am 29. September 1977, mit Alberto Paolini als Präsidenten. Aber der Notar, der die Gründungsurkunde aufsetzte, äußerte mehr als nur ein Bedenken: auf dem Gebiet der Pflege fehlte jegliche institutionelle und rechtliche Grundlage, so dass in den ersten Jahren die Personen, die sich hier vollzeitmäßig einsetzten, nach einem Vertrag bezahlt wurden, ... demjenigen von Haushaltshilfen!

Das Werk der Freiwilligen
Heute hat die Zahl der 58 Angestellten die Größe eines mittelständischen Unternehmens erreicht, doch das Herzstück des Werkes bleiben die Freiwilligen: die Frauen aus Mezzolombardo, die sich in der Küche abwechseln, der Franziskanerpater, die Pfadfinder oder die Wehrdienstverweigerer, die auch nach der Zeit ihres Zivildienstes Kontakt halten. Das Werk wird von Cristina Fuoli geleitet. Francesco Betalli betreut die Verwaltung und die Beziehungen zu den Institutionen: «Der neue Sitz hat 2,3 Millionen Euro gekostet, die zu 90 Prozent aus Zuschüssen der autonomen Provinz gedeckt wurden. Zur Einweihung haben wir auch persönlich die ehemaligen Referenten der Provinz, die zuständig waren für die Sozialdienste und die Beamten, auch die bereits pensionierten, eingeladen, mit denen wir in all diesen Jahren des Bestehens Kontakt hatten,» erzählt Francesco. «Und das hat sie erstaunt. Sie hatten nichts mehr, was sie uns hätten geben können und so haben sie verstanden, auf was für Grundlagen dieses Werk gründete, das heißt die großen Worte, die uns die Bewegung gelehrt hat: die Zentralität der Person, das Leben als Geschenk, der Primat der Nächstenliebe, der Vorrang der Freiheit aller, die Auffassung von Arbeit als Verwirklichung des Menschen und der zentrale Wert der Erziehung.» Den Weg bestimmen noch immer die Worte einer Grußbotschaft, die Don Giussani 1992 aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Genossenschaft schrieb: «Danke für das Leben: Wer das zu körperlich Behinderten sagen kann, ist wie jemand, der sagen würde: Gott ist groß und gut, und durch allen Anschein hindurch wird ein Tag entstehen, hell wie die Sonne, mit einem schönen Morgenrot. Diejenigen, die den körperlich Behinderten helfen, hin zur Bestimmung des großen und guten Herrn zu gehen, bis dass Sein Licht in aller Fülle scheine, sind ,selig' - wie Jesus im Evangelium sagt und sie werden ihn sagen hören: Kommt, ihr von meinem Vater Gesegneten, in das Reich, das für Euch bereitet ist. Danke für Euer Leben!»

Ein Teil der Ortschaft
Der Ort Mezzolombardo empfindet "Danke für das Leben" immer mehr als ein Teil seiner eigenen Geschichte. Der Sitz wurde als ein wirkliches Zuhause, als sehr einladend und mit großer Sorgfalt auf alle Einzelheiten konzipiert. "Wir tun dies, weil wir jeden als Person auffassen, und nicht wegen des jeweiligen körperlichen oder geistigen Defizits", unterstreicht Cristina, die alle auf diesem Weg hin zu einem Gemeinwohl führt, das dasselbe ist für die Aufnehmenden wie für die aufgenommenen Personen. "Das Ziel ist, die Person in ihrem jeweils eigenen Wachstum zu begleiten, damit sie durch eine echte Umarmung eines freundschaftlichen Du Vertrauen in die Realität fasst."

Eine angemessene Arbeit
Die Genossenschaft bietet vier verschiedene Dienste an: Unterbringung im Tageszentrum, betreutes Wohnen in der Nachbargemeinde von San Michele, Nachhilfe mit Hilfe von Erziehungsassistenten gemeinsam mit 15 Schulen und schließlich ein Kurs zur Arbeitsintegration für weniger schwere Fälle. Wer dazu fähig ist, kann im Tageszentrum bereits kleinen Arbeiten nachgehen. Es sind Arbeiten, die auch kleinere Einkünfte erlauben und die es ermöglichen, die Kosten für die öffentliche Hand zu senken. Auf diese Weise gewinnen die Gäste an Zuneigung, so dass sie die Wohnanlage der Genossenschaft anderen Verwandten vorziehen, wenn die Eltern fehlen.