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CL - Don Giussani
Predigten


BOLOGNA
Für Ihn leben oder für sich selbst
Ausschnitte aus der Predigt von Kardinal Carlo Caffarra, Erzbischof von Bologna, in der Sankt-Peters-Kathedrale

Liebe Freunde, Monsignore Luigi Giussani hatte als Geschenk des Heiligen Geistes das besondere Charisma empfangen, den Blick der Menschen, die ihm begegneten, auf die Tatsache zu richten, durch die alles, was existiert, sein Dasein hat: «Das Wort ist Fleisch geworden und hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen.» Sein Charisma war, andere auf den blicken zu lassen, den die Menschen durchbohrt haben, um von Ihm das Leben zu empfangen: «Blickt auf Ihn und Ihr werdet Leuchtende sein», schien Don Giussani jedem zu sagen, der ihm begegnete. «Das ist die christliche Botschaft: Die Schönheit ist Fleisch geworden und empfand "in vergänglichen Hüllen / ? den Kummer des Lebens"», - «Dies ist der natürliche Schrei des Menschen, es ist der Schrei des Menschen, den die Natur eingibt, es ist der Schrei, das Gebet des Menschen, auf dass Gott ihm zum Freund und zur Erfahrung werde» (L. Giussani, Le mie letture, Bur, S. 30). Der erzieherische Geist von Giussani bestand in seiner Fähigkeit, jeden Menschen, der ihm begegnete, diesen Schrei hören zu lassen. Er macht sich im Herzen eines jeden Einzelnen bemerkbar. Es ist die Bitte, dass Gott ihm zum Freund und zur Erfahrung wird. [?] Ja, meine lieben Freunde, die wahre Frage, auf die sich jede kulturelle Errungenschaft zurückführen lässt, lautet: Für wen lebt der Mensch? Wenn wir antworten: «Für sich selbst», dann wird der Begriff und die Erfahrung von einer illusorischen und zerstörerischen Autonomie einer kleinmütigen und armseligen Menschlichkeit zum letzten Horizont einer jeden kulturellen Errungenschaft. [?] Wenn der Mensch hingegen für jene Gegenwart lebt, die Frucht der Selbstübereignung Gottes an den Menschen ist, dann helfen uns alle kulturellen Errungenschaften jedes Bruchstück unserer Menschlichkeit in ein Ganzes einzufügen. Liebe Freunde, hier entdecken wir die andere Dimension des Charismas Giussanis: Seine Fähigkeit, freie Persönlichkeiten hervorzubringen, ja, Freiheit zu erzeugen. Indem der Mensch seine Blick auf Christus richtet, findet er die volle Freiheit, denn er wird fähig, sich zu verschenken. [?] Giussani hat vom zentralen Ereignis der Geschichte und des Kosmos Zeugnis gegeben. Er zeigte dem Menschen, dass in der täglichen Erfahrung der Beziehung zu Christus «alles, was geschieht, zu einem Ereignis in Seinem Umfeld wird: leben und sterben, wachen und schlafen, essen und trinken, würde der heilige Paulus sagen» (L. Giussani, Un caffè in compagnia, Rizzoli, S. 149).

WIEN
Ihr dürft wirklich seine geistigen Kinder sein
Kardinal Christoph Schönborn hat die Heilige Messe zum ersten Jahrestag des Todes von Msgr. Luigi Giussani in der Andreaskapelle, Erzbischöflichen Palais, zelebriert

Im seinem Brief sagt Jakobus: «Wenn einer bei euch von der Wahrheit abirrt und jemand ihn zur Umkehr bewegt, dann so120llt ihr wissen: Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist, zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden zu, auch eigene Sünden zu.» Don Giussani war dies für das Leben von vielen, die von der Wahrheit abgeirrt waren. Er hat nicht nur gesehen, dass viele junge Menschen durch die Ideologie, die Ideologien an der Universität, in den Schulen von der Wahrheit abgeirrt waren, sondern er hat sie zur Umkehr bewegt. Aus dieser Umkehrbewegung sind viele vom Tod gerettet, vom Tod der Seele, viele auch vom Tod der Sinnlosigkeit, Zerstörung. (?) Ich glaube Don Giussani hat viele gerettet, indem er vielen den Weg der Wahrheit gezeigt hat. Ein solcher deckt viele Sünden zu. Papst Benedikt nennt euch die geistigen Kinder von don Giussani. Für mich als Alt-Achtundsechziger, der die 68-er Generation selber gelebt hat, wäre das unmöglich gewesen, damals so d'accord zu sein. Wir haben Vaterschaft, wir haben Autorität, wir haben Jüngerschaft abgelehnt, weil wir geglaubt haben, dass das unvereinbar ist mit der Würde des aufrechten Menschen. Wir wollten Brüder sein, und haben vergessen, dass es keine Brüder und Schwestern ohne Eltern gibt. Gott sei Dank hat der Herr in der Kirche Menschen erweckt, die uns gezeigt haben, dass wir Brüder sein können und Schwester sein können, wenn wir Väter haben. (?)Ich denke, don Giussani hat euch, hat uns in der Kirche gezeigt, was Vaterschaft bedeutet. Ihr seid seine geistigen Kinder. Es gibt kein Wachstum ohne Vaterschaft, es gibt kein gemeinsam sein - das ist so wichtig in Gemeinschaft und Befreiung - das gibt es nicht ohne die Dimension der Vaterschaft, ohne die Dimension der Jüngerschaft, des Lernens, des sich in die Position des Empfangenden begeben, des sich prägen lassen. (?)Als junger Student in den 60-er Jahren war für mich das, was der Geist der Ideologie uns eingeimpft hat, das Misstrauen gegen jede Autorität. (?)Aber es hat mich bis zu dem Punkt geführt, wo ich gemerkt habe, wenn ich nicht geistige Vaterschaft annehme, dann kann ich selber nicht erwachsen werden, kann ich selber nicht Vaterschaft lernen. Und es waren Menschen, für mich nicht don Giussani, den ich erst später kennen gelernt habe, aber es waren Menschen wie Hans Urs von Balthasar, Kardinal Ratzinger, Dominikaner, mit denen ich entdeckt habe, was es Wunderbares ist, sich einem Meister, einem Vater anzuvertrauen und diese innere Resistenz aufzugeben, nicht um unmündig zu sein, nicht um naiv zu sein. Das war immer unsere Angst. In Wirklichkeit würde ich sagen, dieses Vertrauen zu haben, jemanden gegenüber von dem ich weiß, dass er vor Gott selber ein Kind ist, dass er selber in der Position des Empfangenden ist und dass er bereit ist weiter zu geben, was die eigentliche Bedeutung der Vaterschaft und Mutterschaft ist, Leben weiter zu geben. Und es war auch ideologisch für mich eine Wende, wie ich gelernt habe: ich kann vertrauen. Ich kann wirklich vertrauen. Ich kann mich hingeben. Ich kann mich von jemandem prägen lassen und ich verliere dadurch nicht meine Freiheit, sondern ich werde selber sehen lernen, verstehen lernen, bereichert. (?)Und ich denke, dass das das Vertrauen ist, das ihr dem gegenüber habt, der diesen Weg in der Kirche eröffnet hat, der dieses Volk gesammelt hat. Ihr dürft wirklich seine geistigen Kinder sein, auf seinen Spuren weitergehen, seiner Lehre folgen. (...) So bitten wir heute, dass don Giussani ein wenig das macht, was Jesus gemacht hat, im heutigen Evangelium, was ein Priester macht - das darf man sagen, weil es jeder Vater macht -  er nahm die Kinder in seine Arme und legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Ich glaube, das darf man auch von don Giussani heute erbitten, dass er euch wie ein Vater die Hände auflegt, dass er euch segnet, und umarmt.

UTRECHT (Holland)
Freunde in Christus
In der Kathedrale St. Katharina hat der Primas von Holland, Kardinal Adrianus Simonis, das Seelenamt gefeiert

Andere zu Christus führen, so wie die Freunde des Gelähmten, alles getan haben, um ihn zu Jesus zu bringen! Freunde, die dich zu Christus führen. Ein solcher Freund war Don Giussani für viele Menschen, besonders für die Jugendlichen. Er hatte ein großes Herz für sie, und er war angetrieben von der Sorge über die geistliche Leere, in der viele von ihnen erwachsen werden mussten. Er sah die jungen Menschen, die oft verzweifelt nach dem Sinn des Lebens suchen. In einzigartig überzeugender Weise stellte er ihnen die Person Christi als den großen Sinngeber unserer menschlichen Existenz vor Augen. Er zeigte Christus als die endgültige Erfüllung unserer Bedürfnisse und der tiefsten Wünsche unseres Herzens. Und Giussani tat dies mit einer soliden Erziehungsmethode: Er lehrte die Jugendlichen, über die Wirklichkeit nachzudenken, in der wir leben. Er lud aber auch dazu ein, nachzudenken über die Wirklichkeit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und über deren Folgen in unserem konkreten Leben. Er hat den Jugendlichen beigebracht, dass das Christentum nicht in erster Linie ein Lehrsystem und eine Heilsregel ist, sondern vor allem das Ereignis einer menschlichen Beziehung, einer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Giussani war ein Freund, der uns, die Gelähmten, zu Christus brachte! Aus seinem Apostolat entstand eine weltweite Bewegung, in der tausende von Menschen eine geistliche und religiöse Heimat und den wahren Sinn ihres Lebens finden. Jetzt bitten wir Don Giussani, dass er vom Himmel aus für unsere oft so gelähmte und träge Welt mit seiner Fürbitte eintritt. Wünschen wir uns, die wir die Gnade des Glaubens an Jesus Christus empfangen haben, dass wir als wahre Freunde andere, die den Herrn noch nicht kennen, zu Ihm führen, damit sie in Ihm das wahre Glück des Lebens finden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Bogotà
Befreiung von der Sünde
Der Erzbischof von Bogotà, Kard. Pedro Rubiano Sáenz, feierte am 23. Februar 2006 die heilige Messe in der Kapelle der Sagrario.

Aus Don Giussani ging Comunione e Liberazione hervor. Die communio unter uns, die wir Brüder sind, hat ihren Ursprung in der Taufe. Als ich in Kanada studierte, ist mir ein Gemälde aufgefallen: Das Bild eines Jungen, der auf den Schultern ein Kind trug. Darunter war der Satz: «Er ist nicht schwer, weil er mein Bruder ist.» Der andere kann nie schwer sein. Das Opfer Christi öffnet uns immer auf die Begegnung mit Christus und mit den Brüdern hin. Don Giussani lebte in diesem Glauben zusammen mit Gott und den Brüdern, vor allem mit den Jugendlichen. Die Befreiung - das Wort hat viele Bedeutungen - heißt für uns, die wir glauben, unsere Befreiung von der Sünde zu erleben. Comunione e Liberazione baut die Kirche auf, weil gerade diese communio uns von jeder Sünde befreit. Dank dieser communio ist Don Giussani eine Gegenwart und nicht bloß ein Impuls (...). Stellen wir uns jeden Tag dieses Ziel vor Augen: Wie können wir heilig werden? Und auf welche Weise hat sich Don Giussani geheiligt? Indem er den Willen Gottes getan hat, das heißt auf sein Dasein als Getaufter geantwortet hat (..) wie wenn wir uns vor jeder Handlung fragen würden: Was möchte der Herr von mir? Don Giussani hat in seiner Einfachheit und durch seine Auffassung von Gott und der Welt den Willen Gottes erfüllt. Mögen wir durch die Fürbitte dieses großartigen Apostels, Don Giussani, den Willen Gottes tun. In der Eucharistie bietet sich uns der Herr als Speise an. Möge sich durch die Fürbitte der Jungfrau Maria das Zeugnis Don Giussanis unter den Jugendlichen verbreiten und somit die Gemeinschaft und die Befreiung in der Kirche fördern.

KARAGANDA (Kasachstan)
Folgt ihm und legt Zeugnis ab
Der Erzbischof von Karaganda, Monsignore Jan Pawel Lenga, feierte die heilige Messe in der Kathedrale der Stadt, die dem heiligen Joseph geweiht ist.

Die Jugendlichen sind Don Giussani gefolgt, um die reale Gegenwart Christi auf dem eigenen Lebensweg zu erfahren. Man muss auf diesem Weg in der Nachfolge Christi fortschreiten, wie Don Giussani bezeugt hat. Die fortwährende Hingabe des eigenen Lebens an Gott hat ihm einen Platz im Himmel gewährt. Bittet ihn, der nun im Himmel ist, darum, dass das Werk der Treue zu Gott durch seine Kinder fortgesetzt wird, damit die Früchte der geistigen Betrachtung sichtbar werden. Seid Zeugen für die Werte des Lebens, die er euch gezeigt hat. Wir loben heute nicht seine Person, sondern sein Leben, damit auch wir diese Werte erlangen. Das ewige Leben ist höher als alles Irdische. Das Leben muss auf Christus gründen, damit das Fundament dauerhaft ist. Folgt ihm, habt keine Angst, lebt seine Erfahrung. Das vom Menschen errichtete Gebäude fällt zusammen. Wer aber auf Christus baut, wird das Hundertfache hier auf Erden erhalten. Papst Benedikt XVI. erinnert euch in seinem Brief, wie man alles im Geiste mit demjenigen teilen und leben soll, der sein Leben in Erfüllung gelebt hat. Die Menschen, die uns nahe stehen, schauen auf unseren Glauben. Man muss so leben, dass Christus uns keine Angst einflößt, son-dern unsere Herzen entzündet. Man muss das eigene Leben für den von Christus erlösten Menschen hingeben. Wer ihn aufgenommen hat, legt Zeugnis mit der Kraft Christi ab. Don Giussani ist weit entfernt von Kasachstan, in Mailand, geboren und hat uns durch einige Priester die Botschaft Christi gebracht, hat anderen Menschen ermöglicht, Ihm anzuhängen. Und nun gibt es keine Grenzen mehr, nur die Gnade besteht.