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Buch des Monats
«Gott geht nicht nach Utopia! Aber auf diese tränenfeuchte Erde kommt er - immer wieder! Denn hier ist unendliche Armut, unendlicher Hunger ...»


So antwortet Pater Damiano der Beichtvater von Pater Consalves, der gerade dabei ist, sein Versprechen vor Gott zurückzunehmen und den Orden zu verlassen.

Pater Consalves (Paco) hatte sich während seines Aufenthaltes im Kloster angesichts der Unvollkommenheit der Christen ein Utopia erträumt, ein Zusammenleben ohne Sünde, ohne Geld, ohne große Unterschiede.
Pater Damiano, sein Beichtvater, konfrontiert ihn mit der entscheidenden Frage: «Ja, aber haben diese Menschen, Leute … eigentlich einen freien Willen?»
Paco kommt in der Zeit des spanischen Bürgerkrieges als Gefangener zurück in sein ehemaliges Kloster. Hier erinnert er sich an die Gespräche mit seinem Beichtvater und wird selbst vor die Entscheidung gestellt: einem feindlichen Leutnant und den Gefangenen die Absolution erteilen oder fliehen.
Wir sind Utopia, eine spannende Novelle von Stefan Andres, die mehrfach verfilmt wurde und in Düsseldorf unter Gustav Gründgens Regie im September 1950 die Uraufführung erlebte, der eine Vielzahl weiterer Aufführungen folgten. Das Kirchenlexikon bezeichnet das Werk als sein bestes.
Stefan Andres vertritt in seinen Werken eine Form christlichen Existenzialismus, in der er sich mit der Lebensgestaltung des Menschen zwischen Freiheit und Schuld auseinandersetzt.

Stefan Andres: Wir sind Utopia. El Greco malt den Großinquisitor. Zwei Novellen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006. 143 S., br., 8,50 €.