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Buch des Monats
Fjodor Dostojewskij, Die Brüder Karamasow
Luigi Giussani

Aus einer Ansprache Don Giussanis bei Einkehrtagen der Memores Domini. Pianazze, 6. Januar 1976 - Spuren 11/2005

Ich möchte euch noch zwei weitere Abschnitte von Dostojewskij vorlesen. (...) Es sind sehr wertvolle Abschnitte, wenn sie mit dem klaren, durchsichtigen und gewissen Blick der christlichen Erfahrung gelesen werden, der katholischen Erfahrung, unserer Erfahrung. Wie groß ist Gott doch, dass er uns durch die Entdeckungen anderer uns selbst verstehen lässt! [Hier der erste:] «Liebet einander [es ist die Rede, die der Starec Zosima den anderen Mönchen hält] ihr Väter, liebet das Volk Gottes. Wir sind ja nicht deshalb heiliger als die in der Welt da draußen, weil wir hierher kamen und uns in diesen Mauern einschlossen; ganz im Gegenteil: jeder der hierher kam, hat ja schon gerade dadurch, dass er hierher kam, für sich erkannt, dass er schlechter sei als alle draußen in der Welt und alles und jenes auf Erden... Und je länger dann weiterhin der Mönch in seinen Mauern leben wird, um so schmerzhafter muss er auch dies erkennen. Andernfalls hätte es ja für ihn gar keinen Zweck gehabt, hierher zu kommen. Wenn er sich aber bewusst wird, dass er nicht nur schlechter ist als alle in der Welt, nein, dass er auch schuldig ist vor allen Menschen, für alle und jedes: schuld an alle Sünden der Menschen, [...] dann wird das Ziel dieses unseres Lebens erreicht sein [Christus am Kreuz: «Ihn, der von Sünde nichts wusste, hat er für uns zur Sünde gemacht»].»

Fjodor Dostojewskij, Die Brüder Karamasow. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M 2006. ISBN: 13: 978-3-596-16358-8.