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Litauen
Das wahre Licht von Wilna
Davide Perillo

Eine Ausstellung hat die ganze Gemeinschaft von CL in Bewegung gesetzt und ist zu einem Ereignis für das ganze Land geworden. Wir haben sie uns angeschaut und entdeckt wie ein Herz beschaffen sein muss, damit eine Freundschaft entsteht, die in der Lage ist ein Vorschlag für alle zu werden.

Hinter dem Vorhang ist es stockdunkel. Der Saal: Vier Reihen großer Stufen wie in einem Stadion. Auf der einen Seite das Foto eines griechischen Theaters, auf der anderen ein weißer Bildschirm, in der Mitte ein Podium und eine Leselampe, die den ersten Lichtstrahl auf den Darsteller wirft, oder auf den Führer durch die Ausstellung, ganz wie ihr meint. Denn es wird kein Theaterstück aufgeführt, es geht um eine wissenschaftliche Ausstellung mit dem Namen Langas i sviesa (Fenster zum Licht). Sieben Räume und ein Parcours der, um das Licht und die Phänomene des Lichts zu erklären, Regenbögen und Zitate von Dante einbezieht, Reflexe und Bilder Van Goghs, kleine Modelle, die das Sonnensystem wiedergeben und Abschnitte aus dem Film “Il Postino” von Massimo Troisi. Anderthalb Stunden reines Abenteuer, das um zwei Ideen kreist, die mit der Optik wenig zu tun zu haben scheinen: Das Bewusstsein und die Vergebung. «Im Bewusstsein triffst du das Ewige, die Bedeutung, die die scheinbar unverbundenen Einzelteile zum Ganzen zusammenfügt», so erklärt es der Physiker Paolo Di Trapani. «In dem Moment, in dem wir etwas entdecken, ist es so als ob wir das zurückerhielten, was uns gehört. Als ob wir nach Hause kämen. Deswegen rede ich von Vergebung.»
Paolo hat sich die Ausstellung ausgedacht. Jetzt macht er das Licht an für dieses kleine Juwel, das an einem Ort eingerichtet ist, wo man es nicht erwarten würde: im ersten Stock des Bahnhofs von Wilna. Einige von euch kennen ihn vielleicht als Barabbas. Diesen Spitznamen hat er seit den Zeiten der Universität. Ungefähr genauso lange fährt er schon nach Litauen, das in seinem Forschungsgebiet, den verschiedenen Anwendungen der Lasertechnik, immer recht stark war. Er kennt Ort und Thema. Aber er hätte sich nie träumen lassen, was in diesen zwei Monaten der Ausstellung geschehen ist. Schlangen am Ticketschalter, 15.000 Besucher. Wilna hat 550.000 Einwohner, Litauen insgesamt 3,5 Millionen. Ins Verhältnis gesetzt: Soviele Besucher wie beim Meeting.
Und tatsächlich: Das Herz ist dasselbe. Und ebenso das Volk, das diese Tatsache erschaffen hat. Zur Ausstellung ist die ganze Gemeinschaft von CL in dieser Gegend gekommen, und hat im Schlepptau einen Haufen Leute mitgenommen, die nicht zu CL gehören: Angefangen bei den Studenten, die als Führer gewonnen wurden, über die Leute an der Kasse, die Bücher von Don Giussani auf Litauisch verkauften, bis zum italienischen Botschafter, der vier bis fünf Mal in der Ausstellung war und von ihr beeindruckt und berührt wurde. Mit einem Wort: Ein Ereignis. Und auch eine Gelegenheit über das Leben von Comunione e Liberazione in Litauen zu berichten. «Wir sind mehr als hundert Leute, die allermeisten sind jung», erklärt Paolo, ein Mitglied der Memores Domini, der hier seit acht Jahren lebt. «Die Geschichte ist mit der Unabhängigkeit des Landes Anfang der 90er Jahre verwoben.»
Um den Ausgangspunkt zu finden, muss man ins Auto steigen und die Autobahn Richtung Westen fahren, unter pastellfarbenem Himmel über 70 Kilometer vorbei an Birkenwäldern und Seen über Seen. Man sieht sogar einen von der Veranda, des alleinstehendes Haus in einem Ortsteil von Kaisiadorys, in dem Daiva und Mindaugas wohnen. Die Bewegung hat hier ihren Anfang gefunden. Es war das Jahr 1991, als der apostolische Nuntius die Unterstützung durch zwei Memores erbat, die Giussani umgehend gewährte. Die beiden heißen Roberto und Maurizio. Roberto arbeitete in Wilna, in den Büros des Prälaten, Maurizio in einer Druckerei in Kaisiadorys. «Dort habe ich ihn getroffen», erzählt Mindaugas: «Er war der einzige, der die anderen menschlich anschaute, auch als die Krise (welche Krise? – besser \\"eine Krise\\", oder?) in der Luft lag.» Bei einer Dienstreise, bei einem Gespräch auf dem Weg nach Talinn, in Estland begreift Mindaugas, dass der Glaube, der seinen Vater in 50er Jahren im Gulag begleitet hatte – und der ihn für ein Jahr ins Priesterseminar geführt hatte – nicht nur Privatsache war. «Mich hat der Name “Gemeinschaft und Befreiung” sofort beeindruckt, und ich hatte den Wunsch, die Idee zu teilen. Aber vor allem hat mich die Freundschaft beeindruckt.» Eine ansteckende Freundschaft. Als erstes lernt seine Frau Davia die italienischen Freunde kennen. Sie studierte Theologie und hatte begonnen Religion zu unterrichten. Die Provokation, die Maurizio während eines Urlaubs in den Raum gestellt hatte, ob man auch etwas in der Schule machen könnte, nahm sie ernst.
Ja, das konnte man. So entstand eine Schülergruppe von GS. Sie ist gut verwurzelt, was man daran sieht, dass an der Schule etwa 30 Schüler teilnehmen und viele mit der Zeit zum CLU gestoßen sind. Einige haben auch schon eine Familie gegründet. Auch Daiva und Mindaugas haben ein Haus gebaut, er mit den Freunden. Heute ist es ein Dreh- und Angelpunkt der Gemeinschaft, sowie für den ganzen Ort. Mindaugas ist Sekretär eines Abgeordneten. «Ich treffen sehr viele Leute, die in einer Notlage sind. Man könnte darauf formal reagieren, das schnell erledigen. Oder du begreifst, dass es eine Gelegenheit ist, in denen Christus dir entgegenkommt.»
Man versteht, warum CL hier so lebendig istund ein solides Fundament, wie die Schultern von Mindaugas. Wenn man ihn fragt, wer Christus für ihn ist, schaut er dich mit seinen blaugrauen Augen durchbohrend an und sagt mit einem Mal: «Alles». Dazu kommt die Einfachheit des Herzens, wie sie in der Erzählung von Daiva sichtbar wird. «Ich fotografiere gerne. Ich hatte ein Album für die Familienfotos und eins für die Bewegung, die gemeinsamen Ferien, Freunde… Irgendwann, ohne dass ich das bemerkt hätte, sind die beiden eins geworden. Das ist mein Leben.» Die Einheit des Lebens. Viele kommen auf dieses Thema zurück. Sie erzählen wie in Litauen, dem letzten Land, das sich in Europa am Ende des 14. Jahrhunderts zum Christentum bekehrte und dem einzigen römisch-katholischen Land in der ganzen Sowjetunion, dass der Glaube ein wichtiges Element des Widerstandes war, der aber zwangsläufig in individualistischer Weise gelebt wurde. Der KGB war auch hier nicht zu Späßen aufgelegt.
Als ich zum Beispiel Arunas, den 52-jährigen Kollegen von Barrabas an der Universität, frage, warum sie Freunde geworden sind, antwortet er wie folgt: «Paolo hat eine neue Haltung hierher gebracht. Zu jener Zeit lebte ich eine Art von Doppelleben: das offizielle und das private. Auf der einen Seite war die Arbeit, die Veröffentlichungen… Auf der anderen die persönlichen Interessen. Er hingegen war ganz eins. Er hat einen Sinn für Freiheit mitgebracht.» Die Freundschaft wurde durch gemeinsame Ferien in Italien im Jahr darauf zementiert. «Ich erinnere mich an die Wanderungen, die Messe, all die ganzen Leute. Die Schönheit wurde durch die umgebende Landschaft verstärkt. Wenn ich viele Leute auf einem Haufen sehe, bin ich immer etwas skeptisch. Für uns riecht das nach Komsomol und Jungpionieren…. Aber was ich dort gesehen habe, zählt zu den schönsten Erlebnissen meines Lebens.» Wahre Freundschaft, auch über den Glauben hinweg. «Ob ich katholisch bin? Ich gehe nicht zur Messe. Die Priester sagen immer dasselbe. Aber ich bin mit vielem einverstanden.» Das mag so sein. Jedenfalls ist Arunas so jemand, der wenn er von seinem Land vor und nach der Mauer redet, und das Wort «Freiheit» benutzt, auch das Wort «Verantwortung» in den Mund nimmt. «Es geht nicht darum, das zu tun, was dir gefällt. Wenn du eine Begabung hast, hast du eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Du musst zu ihrem Wachstum beitragen.»

Sätze, die einem sogleich wieder in den Sinn kommen, wenn man die Büros von Sotas betritt, dem litauischen Ableger der AVSI. Sotas hat in fünf Jahren Dutzende Kinder und Familien betreut. Sicher mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein der Not, in einer Gesellschaft, wo der Alkoholismus ausufert, die Scheidungsrate bei 60 Prozent liegt, drei von zehn Kindern außerhalb der Ehe zur Welt kommen und viele Mütter allein erziehend sind. «Sotas entstand aus dem Kontakt mit der AVSI und aus dem Wunsch, für diese Minderjährigen und ihre Familien einen Ort zu schaffen, wo sie angenommen sind», erzählt Lijana, die Verantwortliche. «Irgendwann haben wir uns gesagt, jetzt müssen wir das Wagnis auf uns nehmen.» Das Wagnis hat sie hierhin geführt, in ein heruntergekommenes Hochhaus am Stadtrand von Kalvariju. Zwei Etagen Treppen aus nacktem Beton zwischen unverputzten Wänden, dann eine Tür, und man betritt eine Oase der Ordnung und Schönheit. Etwa zehn Leute arbeiten hier: in der Hausaufgabenbetreuung für die Kinder des Stadtviertels, in Erziehungsprojekten für die Kinder aus dem Waisenhaus. Man versucht, die Familien einzubeziehen, Kurse für Mütter anzubieten, wo sie eine Arbeit erlernen und die Selbstachtung wiedergewinnen können. «Es ist schwierig, sie einzubeziehen», erklärt Lijana, «sie kommen aus kaputten Verhältnissen und haben nie erlebt, was eine Beziehung ist. Die meist gestellte Frage ist: warum lohnt es sich weiterzumachen? Uns interessiert nicht das Ergebnis, sondern die Person. Wir wollen die Sehnsucht des anderen ernst nehmen und anerkennen, dass er einen Wert hat. Indem ich das tue, erkenne ich auch, wer ich selber bin: Sehnsucht nach dem Unendlichen.»

Die Worte kreuzen sich mit denen von Nijole, die der Bewegung begegnet ist, indem sie zur Arbeit hierher kam: «Dass Gott ein Geheimnis ist, wusste ich schon als Kind. Aber seit ich Don Giussani gelesen habe, weiß ich, dass auch der Mensch eins ist. Jeder Mensch. Das war eine beeindruckende Neuheit, die meine Art zu arbeiten auf den Kopf gestellt hat.» Wie bei jener 15-jährigen Mutter, die ihr Kind im Waisenhaus lassen wollte: «Sie fragte mich, welchen Grund es geben könnte, weiter zu machen. Da verstand ich, dass es hier nicht um ein Hilfsprojekt ging, sondern darum, sie die Schönheit entdecken zu lassen, die ich selber lebe. Wir gingen zusammen ins Theater. Wir leisteten ihr Gesellschaft. Schließlich entschloss sie sich, den Sohn nicht aufzugeben, und fand eine Arbeit.»

Auch Andrius ist über die Arbeit zu Sotas gekommen. Er ist Psychologe und war vorher nicht einmal Christ. «Mein Großvater war Christ, er war jahrelang nach Sibirien verbannt. Mein Vater erzählte mir immer, dass er, wenn er aus der Messe kam, ganz anders aussah: glücklich. Ich dachte immer, Gott wäre was für Dumme. Aber der Gedanke an meinen Großvater stellte das immer in Frage: Er war ein intelligenter Mann. Ich verstand nicht, was das mit dem Glauben zu tun haben konnte.» Um das richtig zu verstehen, musste er Lijana begegnen, Roberta und Nijole, und dann den “Familie per l‘accoglienza”, dem Verein “La Cometa”, den Menschen, auf die er in Italien getroffen war… «Irgendwann habe ich mich gefragt: was haben diese Leute hier? Ich habe Lijana danach gefragt, während wir nach Vilnius zurückfuhren. Sie lächelte und sagte zu mir: “Andrius, du bist Christus begegnet.”» So hat sich sein Zugang zur Arbeit verändert: «Ich begriff, dass es nicht um eine Technik ging, sondern um einen Blick. Jetzt ist meine Professionalität als Psychologe von diesem Blick erfüllt. Die Erfahrung ist ein Ganzes, nicht mehr in Zellen eingeteilt. Es ist eine authentischere Art und Weise zu leben; wo es nicht etwas dummes, sondern durchaus vernünftiges ist, für andere umsonst zu arbeiten oder meiner Frau zu sagen, dass ich sie liebe.»

Ein Beispiel dafür, was es heißt, «die Vernunft ausweiten». Ein weiteres liefern die Studenten der Bewegung, oder vielmehr – mehrheitlich – die Studentinnen. Gesichter voller Leben, die den Eindruck einer Frische vermitteln, die gute Gründe hat. So gingen sie auch voriges Jahr, nach der Vorlesung Benedikt XVI. in Regensburg, in die Offensive: mit öffentlichen Veranstaltungen, einer Ausstellung, schließlich einem Brief an den Papst. Woher kommt diese lebhafte Leidenschaft? «Von Christus, dem Sinn aller Dinge», sagt Rimgaile mit entwaffnender Einfachheit. «Mit 13 bin ich der Bewegung begegnet. Anfangs verstand ich gar nichts, hielt den Religiösen Sinn für einen Roman. Jetzt ist mir sonnenklar, dass alles ein Weg auf meine Bestimmung hin wird.» Andere berichten so von der Begegnung, die ihr Leben verändert hat: «Bei mir war es ein Zufall», meint Inga, «mein Vater wollte, dass ich noch eine Fremdsprache lerne, und mir gefiel Italienisch. Ich bin im Kulturinstitut gelandet und dort Paola begegnet… alles ganz einfach, aber es lässt dich nie in Ruhe. Eine fortwährende Herausforderung.» Sie erzählen, was sie beeindruckt hat: «Die Art und Weise, wie Cristina mich in der Schule anschaute», sagt Rûta, «eine vollkommene Achtung vor meiner Freiheit und ein Blick, der einem jeden zu sagen weiß: Du bist wichtig. Ich wollte auch so einen Blick haben.» Sie berichten vom Angelusgebet vor der Vorlesung, von der Studienwoche («hierzulande unvorstellbar», sagt Inga lächelnd, «sich mit den Freunden zu treffen, um zusammen zu lernen anstatt sich zu betrinken…»), von den derzeit sechs Erasmusstudenten aus Italien. Und vom Gesang, der für Rûta auch zum Studienfach geworden ist und für Rimgaile schon immer eine Leidenschaft war; ob sie nun zweistimmig Luntane,\\'cchiu luntane singen oder die wunderbaren Lieder der litauischen Tradition… ein echtes Schauspiel. «Und es wird immer schöner», sagt Inga: «na klar, man kann so leben!»

So kann man leben, indem man beurteilt, was man lebt. Etwa die Ausstellung, die eine Menge Mühe gekostet hat. Nach der letzten Vorführung gab es eine Versammlung mit etwa vierzig von den Leuten, die mitgeholfen hatten. Inga: «Das war eine Gelegenheit, ein Urteil zu lernen, um eine Methode zu gebrauchen. Alles ist für mich.» Rûta: «Die Entdeckung von Dingen, die ich lebe, ohne es zu merken: die Vergebung.» Und die Beiträge der vielen, die kaum wussten, was CL war, und plötzlich Schulklassen durch die Ausstellung führten oder die Schlangen an der Kasse ordneten. Heute sprechen sie von miracle month (Sonata) oder erzählen wie Petrus von «einem Jungen, der am Eingang sagte: “Diese Ausstellung ist Quatsch, was hat die Physik mit der Religion zu tun?” Ich antwortete: “Ich wünsche dir, dass du das da drin entdeckst.” Am Ausgang fragte ich ihn: “Hast du eine Antwort gefunden?” Er senkte den Blick. Aber die Augen seines Freundes neben ihm leuchteten. Sie haben eine gefunden. Ich finde, allein für diesen Jungen hätte die Ausstellung sich gelohnt.» Oder für das 13-jährige Mädchen, das in der Ausstellung davon hörte, wie Dante die Sonne durch ihren Widerschein in Beatrices Augen sehen konnte, und in das Gästebuch schrieb: «Ich habe verstanden: wenn du nicht die Sonne in den Augen deiner Freundin sehen kannst, heißt das, sie ist nicht für dich.» Sie mögen keine Wissenschaftler werden, aber jetzt wissen sie etwas über die Erfahrung, was sie vorher nicht wussten. Am Ende der Versammlung ist Barabba gerührt: «Ich brauche Hilfe, um dem, was ich liebe, auf den Grund zu gehen. Und sie sind diese Hilfe.»

Noch eine Autofahrt, und wir besuchen weitere Häuser, wo man sich zu Hause fühlt. Etwa das von Barabba, wo seine Frau Maria den vier Kindern Zeit und Kraft widmet: Sie vermittelt eine Vorstellung, was den Blick Christi auf den Menschen ausmacht: Hingabe, Geduld, vollkommene Leidenschaft… wer behauptet da, die Erledigung des Haushalts trage nichts zum Aufbau des Reiches Gottes bei? 300 Meter weiter steht noch so ein Haus, das der Memores Domini. Dort lebt Lijana mit drei weiteren Frauen. Darunter Cristina, die entschieden feststellt: «Die drei schönsten Dinge meines Lebens: Die Begegnung, die Berufung und die Ankunft hier». Wann? «Vor fünf Jahren. Ich sprach kein Englisch, von Litauisch ganz zu schweigen. Und doch lebe ich die Erfahrung einer tiefen Entsprechung. Einer totalen. Denn Christus spricht durch die Tatsachen.» Beispiele? «Am 24. März waren auch wir auf dem Petersplatz. Der Papst forderte uns auf, in alle Welt zu gehen. Ich fragte mich sofort: was heißt das für mich? Dann drehte ich mich um und sah die beiden Studentinnen aus Kaisiadorys. Klar, oder?» Klar wie Paolas Blick, die im Sommer 2006 hierher kam und sich noch an den Tag erinnert, als sie darum gebeten wurde: «Es war der 19. März. In Pesaro ging es mir bestens. Aber das war die Möglichkeit, Christus alles zu geben. Ich wollte alles, und so ist es gekommen. Die Beziehung zu Ihm ist alles geworden, so sehr, dass ich ihn selbst um die einfachsten Dinge bitte: dass es möglichst nicht zu kalt werden sollte, oder dass die Leute mich besser verstehen sollten, wenn ich Litauisch spreche. Ich schäme mich nicht festzustellen: So wie jetzt habe ich die Bewegung noch nie verstanden. Alles ist gegeben, damit ich “ich” sagen kann.»

«Und alles entsteht aus einem Ja», fügt die andere Paola hinzu. «Ich bin seit längerer Zeit hier. Die Bewegung war klein. Man kann in Versuchung kommen zu sagen: jetzt machen wir CL. In Wirklichkeit ist alles viel einfacher. Es genügt, aufrichtig zu sein in der Beziehung zu Christus. Ich habe immer jenen Abschnitt des Evangeliums im Kopf, der gleich nach dem Ja des Petrus kommt, als Christus ihn zu sich ruft, und er fragt: “und was ist mit Johannes?” Worauf Jesus antwortet: “mach dir darüber keine Sorgen, komm einfach mit mir. Das ist das Entscheidende”. Und dies ist das wirkliche Licht von Vilnius.