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Papst Benedikt XVI.
Der lange Weg zu einer Verständigung
Riccardo Piol

Chronologie der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen.

Pfingsten 1964. Paul VI. verkündet die Einrichtung des Sekretariats für die Nichtchristen, das 1988 den Namen Päpstlicher Rat für den interreligiösen Dialog annimmt.
1965 wird die Konzilserklärung Nostra Aetate, das bedeutendste kirchliche Dokument des vergangenen Jahrhunderts zum interreligiösen Dialog, als Ergebnis der Arbeiten des II. Vatikanischen Konzils veröffentlicht. Als «Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen» behandelt sie besonders das Verhältnis zu Judentum und Islam. In der Einleitung heißt es: «Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, faßt sie (die Kirche) vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt und untersucht, was allen Menschen gemeinsam ist und sie drängt, ihr gemeinsames Schicksal zusammen zu leben.»
1978 Kardinal Pignedoli unterzeichnet die erste Botschaft zum Ende des Ramadan, die der Heilig Stuhl den Muslimen schickt.
19. August 1985. Johannes Paul II. hält auf seiner Afrikareise in Marokko auf Einladung König Hassans II. anlässlich der panarabischen Spiele auf Arabisch eine Rede an die moslemische Jugend. Er wünscht ihr, sie möge zum Aufbau einer Welt beitragen, in der Gott an erster Stelle steht.
Am 7. Dezember 1990 wird die Enzyklika Redemptoris Missio veröffentlicht in der Johannes Paul II. den Missionsauftrag und das Verhältnis des Christentums zu den anderen Religionen thematisiert.
6. Mai 2001. Während seiner Pilgerreise nach Griechenland, Syrien und Malta aus Anlass des Großen Jubiläums besucht Johannes Paul II. die große Moschee der Omajjaden in Damaskus. Erstmals betritt ein Papst das Gebäude, das die von Kaiser Konstantin zu Ehren Johannes des Täufers erbaute Kirche einschließt.
Weltjugendtag Köln 2005. Benedikt XVI. trifft Vertreter einiger islamischer Gemeinden. Er erinnert sie an ihre große Verantwortung für die Erziehung der kommenden Generationen. Dabei betont er: «Nur durch die Anerkennung der zentralen Rolle der Person lässt sich eine gemeinsame Basis für ein Einverständnis…» erreichen.
12. September 2006. Während seines Besuchs in Bayern hält Benedikt XVI. an der Universität Regensburg eine Vorlesung zum Thema Glaube, Vernunft und Universität, Erinnerungen und Reflexionen, die das bekannte Zitat des Dialogs über Christentum und Islam zwischen dem byzantinischen Kaiser Manuel II. Palaeologos und einem gebildeten Perser enthält. Das Zitat führt zu heftigen Reaktionen in der islamischen Welt und am 26. September zur Begegnung des Papstes mit den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern der Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung.
Am 15. Oktober 2006 übergibt Prinz Ghazi, Sonderberater des jordanischen Königs Abdullah II., der vatikanischen Nuntiatur in Amman einen an Benedikt XVI. gerichteten Brief von 38 muslimischen Intellektuellen. Das Schreiben geht auf die in der Regensburger Vorlesung enthaltenen Urteile des Papstes über den Islam ein.
Am 13. Oktober 2007, ein Jahr nach der Regensburger Vorlesung und zeitgleich mit dem Ende des Ramadan richten 138 muslimische Intellektuelle einen offenen Brief an den Papst und andere führende christliche Persönlichkeiten unter dem Titel Ein gemeinsames Wort zwischen Uns und Euch. Die Unterzeichner gehören verschiedenen Strömungen und Denkrichtungen des Islam an: Sunniten, Schiiten, Ismailiten, Jaafariten, Ibaditen.
19. November 2007. Der Papst antwortet Prinz Ghazi, der den Brief der 138 angeregt hatte, mit einem vom Kardinal-Staatssekretär unterzeichneten Schreiben. Darin wird auch die Bereitschaft des Heiligen Vaters erwähnt, den Prinzen und eine Abordnung der Unterzeichner des Briefes zu empfangen und ein Arbeitstreffen mit dem Päpstlichen Rat für den interreligiösen Dialog und spezialisierten päpstlichen Instituten zu veranlassen.