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Thema-In Erwartung des Meetings
Auf der Suche nach der Freiheit
Paola Bergamini

Eine der Ausstellungen des kommenden Meetings befasst sich mit außergewöhnlichen Geschichten und Berichten: Sie handelt von Menschen hinter Gittern, die erstmals darüber berichten, was sie frei macht.

«Auch wenn jeder von uns das zahlen muss, was er schuldig ist, ist es wichtig, jedem von uns dabei zu helfen, auf eine Perspektive zu schauen. Und denkt daran, wenn man sich des Bösen, das man getan hat, bewusst wird, will man nicht mehr, dass die Strafe endet. Und selbst wenn sie beendet ist, bleibt im Herzen ein großer Schmerz.» Diese Worte eines Inhaftierten gingen mir sofort durch den Kopf, als ich darum gebeten wurde, bei einer der Ausstellungen für das Meeting 2008 mitzuarbeiten.
Der Titel lautet: «Er sucht die Freiheit, die ihm teuer ist – überwachte Buße». Der Titel soll hervorheben, dass derjenige, der einen Fehler begeht, nicht Gefangener seines Irrtums bleiben muss, sondern, dass es eine Erlösung geben muss. Es geht darum hervorzuheben, dass es innerhalb des Irrtums, innerhalb des Bösen, die Möglichkeit einer Veränderung gibt, durch die Begegnung mit Personen, die einfach und konkret eine neue Schönheit zeigen, einen neuen Lebenshorizont, eine Hoffnung, die einen präzisen Namen trägt: Christus. Wir haben versucht zu zeigen, dass man paradoxerweise innerhalb eines Lebensraumes wie dem Gefängnis, das von Natur aus die Negation jeglicher Freiheit darstellt, frei sein kann.
Diese Hypothese hat mich von Anfang an fasziniert. Denn zum einen schließt sie jeden möglichen Moralismus oder guten Willen aus, jeden rhetorischen Diskurs; andererseits eröffnet sie die Möglichkeit, Menschen zu «begegnen», die der schlimmsten Verbrechen schuldig sind, aber bezeugen, dass die einzige Möglichkeit der Würde, also das, wofür es sich zu leben lohnt, das Christentum ist – , selbst wenn man das ganze Leben in einer Zelle verbringt. Die Briefe der Gefangenen oder derjenigen, die auf der anderen Seite der Gitter stehen, wie die Vollzugsbeamten, die Freiwilligen, die ihre Werke einbringen oder eine Arbeitsmöglichkeit innerhalb der Haftanstalt anbieten, haben mir wieder einmal gezeigt, dass es nur innerhalb der Erfahrung der Kirche möglich ist, den Menschen in seiner Gesamtheit zu umarmen ohne etwas auszulassen. Daher haben wir nicht zufällig den Satz des heiligen Augustinus ausgewählt: «Man muss die Sünden verfolgen, nicht die Sünder. Liebt die Menschen und verurteilt die Fehler.»
Das gesamte Material, die ausgewählten Zeugnisse zusammen mit der geschichtlichen, künstlerischen, literarischen und filmischen Dokumentation, wurde in drei Themenbereiche unterteilt.
1. Gegenwart: ein Ich, das neu geboren wird
Die Möglichkeit, sich innerhalb der Mauern des Gefängnisses zu verändern, geschieht durch «zufällige» Begegnungen: ein Zeitungsartikel, die Freundschaft mit einer Person, ein Gestus innerhalb des Gefängnisses. In der Ausstellung gibt es viele Beispiele und Zeugnisse darüber. Die konkrete Situation ändert sich nicht, die Gitter bleiben Gitter, aber die Person «erfährt die Gefängniszelle als eine “Klausur”, als die Art, die Beziehung zu Christus zu leben, wie es in der Einleitung steht».
2. Nächstenliebe: an eine gemeinsame Bestimmung gebunden
«Auf diesem unwegsamen Weg hat unser Bruder Professor Giovanni uns geistig aufgenommen und uns im Namen des Herrn umarmt.» So beschreiben die Gefangenen von Broccoli (Syracus) ihre Beziehung zu Giovanni, der im Rahmen der Caritativa seit einigen Jahren im Gefängnis Geschichte unterrichtet. Gefangene im Gefängnis zu besuchen, ist eines der barmherzigen Werke, die die Kirche vorschlägt. CL ruft auf und erzieht ständig zu Werken der Nächstenliebe, die vor allem unsere Person aufbauen. Gerade aus der Caritativa im Gefängnis erblühen Zeugnisse eines neuen Lebens, einer Gegenwart, die rettet.
3. Arbeit: eine innere Befreiung
«Die Arbeit wird für jeden von uns zum Leben, das selbst einem so tristen und grauen Ort wie diesem Farbe gibt; sie eröffnet uns die Möglichkeit, wie Menschen, die sich danach sehnen, eine Erfahrung zu leben», schreibt ein Häftling aus dem Gefängnis von Como. Die Arbeit ist nicht lediglich eine Gelegenheit, um nicht den ganzen Tag ausgestreckt auf der Pritsche zu liegen und «die Zeit verstreichen zu lassen», sondern auch die Möglichkeit, seine Würde als Person zurückzuerlangen. Es ist ein Akt des Vertrauens, den du erfährst, «unabhängig von dem, was du getan hast».
Mit Hilfe verschiedener Medien – Videos, Bildern, Texten – wird man durch die Ausstellung geleitet. Die Führung übernimmt das Fachpersonal: Häftlinge, Richter, Anwälte, Wachpersonal, Erzieher. Und am Ende kann man die Früchte der Arbeit mit den Händen greifen und kosten, was im Gefängnis auf hohem Niveau hergestellt wird: Süßigkeiten, die die Häftlinge in Padua zubereiten.
Die Ausstellung thematisiert auch die Haft in Italien, ausgehend von der italienischen Verfassung, die die Haft als Weg der Buße ansieht und das Gefängnis als Ort der «beaufsichtigten Buße». Leider wird diese erzieherische Funktion oft nicht mehr erwartet. Aber welcher Weg ist dann notwendig, damit das Gefängnis die Rehabilitation für denjenigen ermöglicht, der «die Freiheit sucht, die ihm so teuer ist»? Eine Gegenwart, die verändert, um Protagonist zu werden, auch im Gefängnis.