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Editorial
Wer das Christentum hervorbringt
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«Was ist in Rimini passiert?» Viele stellen sich diese Frage seit den jüngsten Exerzitien der Fraternität und der jungen Berufstätigen von CL: Freunde, Kollegen, Eheleute. Beeindruckenderweise tun dies nicht nur jene, die nicht dabei waren, sondern auch und gerade die Teilnehmer, die das Gesehene und Gehörte tief bewegt hat. Was ist geschehen? Was passiert gerade in unserem Leben?

Sicher, keine einfache Frage. Es geht um den ersten Schritt von Menschen, die ernst nehmen wollen, womit sie es zu tun haben. Die das Erfahrene nicht auf eine schöne, aber letztlich fruchtlose Erinnerung reduzieren wollen, aus der weder ein Urteil hervorgeht noch ein Erkenntnisprozess entsteht.
Was also ereignet sich? Viele entdecken zurzeit eine menschlichere Art und Weise, auf die Wirklichkeit, die Lebensumstände einzugehen; die einzige Weise, wirklich in sie einzutreten und ihr bis auf den Grund zu gehen! Den Ausgangspunkt hierfür hat Carrón in Rimini und kürzlich auch vor 5000 Lehrern in Mailand am Beispiel der Schülerin Elisa aufgezeigt. Elisa geht mit einem der Jugendlichen zur Schule, die in Verona verhaftet wurden, nachdem sie einen alten Mann erschlagen hatten. Sie verfasste hierzu ein Flugblatt, das ein klares Urteil enthält. «Wovon ging diese Schülerin aus? Wir müssen auf das schauen, was vor unseren Augen passiert. Und was passiert da? Versuchen wir, uns in die junge Frau hineinzuversetzen: Was war ihr Ausgangspunkt? Was trieb sie an, alle herauszufordern und sich mit einem Urteil an sie zu wenden? Weder eine besondere Intelligenz noch ein Wissen, das nur Erwachsenen vorbehalten wäre, oder eine besondere Energie. Nein, es war – schlicht und einfach – die Fähigkeit, dem anzuhängen, was allem vorausgeht.»

«Auf das blicken, was passiert» und «dem anhängen, was allem vorausgeht». Denn «wir sehnen uns nach nichts anderem als nach dem, was Er unter uns wirkt». Das ist die Methode! Sie ist einfach und steht auch den Einfachsten unter uns zur Verfügung. Und sie ist wirksam, sehr wirksam, sie stellt unsere Vorstellungen augenblicklich auf den Kopf: nämlich, dass das Christentum ein Ereignis sei, das wir erst hervorbringen; ein Ereignis, das von unserer Fähigkeit abhängt, seine Wiederholung zu gewährleisten. Ein Christentum, das davon abhängt, ob es uns gelingt, die richtigen Umstände zu schaffen, damit es sich ereignen kann. Kurz ein Christentum, das wir organisieren. «So als wären wir die Schöpfer dessen, woran zu glauben wir bekennen», hieß es bei den Exerzitien.
Doch Christus selbst bringt das Christentum hervor. Ohne Ihn können wir nichts tun. Uns kommt daher die wunderbare Aufgabe zu, nachzufolgen, seinem Wirken Raum zu geben. Und uns an der unerdenklichen Entsprechung zu erfreuen. Wir können entdecken, wie sie sich in unserem Leben entfaltet, und wir können nach und nach lernen, sie beim wahren Namen zu nennen: