Logo Tracce


Don Giussani
“Wir spüren die Gemeinschaft mit seiner Gegenwart”
-

Mehr als 250 Messen wurden in aller Welt von Kardinälen und Bischöfen in Erinnerung an den dritten Todestag des Gründers von CL gefeiert. Wir veröffentlichen Auszüge aus einigen Predigten, in der Dankbarkeit von Kindern gegenüber den Vätern, die sie ausgedrückt haben.

Kardinal Christoph Schönborn
Erzbischof von Wien
In der heutigen Messintention ist eine eigenartige Formulierung, die leichter verständlich ist, wenn ich sie auf Griechisch sage: Wir bitten den Herrn, dass er uns helfe, jener „Form der Lehre“ treu zu sein, der wir anvertraut wurden. Dahinter steht ein Wort des Apostels Paulus, wo er sagt, ihr seid durch die Taufe dem Typos didaches anvertraut worden (Röm 6,17). Der Form der Lehre – Typos didaches. Wörtlich heißt es sogar in der Zeit, dem übergeben worden, nicht nur anvertraut. Das heißt, übergeben worden an den Typos didaches. Was meint Paulus damit? Die christliche Lehre und den christlichen Glauben, dem seid Ihr übergeben worden. Das ist unser Gesetz und unser Lebensprinzip. In der heutigen Intention heißt es: Dieses Lebensgesetz, dem wir anvertraut und übergeben worden sind. Es ist uns zur Lebensform geworden oder sollte es werden. Heute wird uns das konkret gegenwärtig durch das Charisma von Don Giussani. Die konkrete Ausformung der Lehre der Kirche, der Lehre Christi durch sein Charisma. Es gibt viele Charismen in der Kirche, aber sie sind uns gegeben worden, damit wir eine konkrete Gestalt der Lehre, des Gesetzes und des Weges haben und auch eine konkrete Gestalt. Das ist nicht immer nur einfach eine Lehre, sondern das sind Menschen, das sind konkrete Gestalten und Personen.
Das Gesetz Gottes begegnet uns nicht nur in der Form von Sätzen, sondern vor allem in der Form von Menschen, an denen man ablesen kann, wie das funktioniert, denen man glauben kann, dass es funktioniert, bei denen man sehen kann: ja, genauso ist es; das passt; das stimmt. Dann gibt es dieses Phänomen, das uns hilft, das Gesetz anzunehmen, wenn man es konkret im Menschen verwirklicht sieht und sagen kann, ja, so möchte ich auch leben – nach diesem Muster, nach diesem Modell, nach diesem Vorbild, dieser Form kann ich mich anvertrauen, dieser Gestalt kann ich folgen.
Natürlich ist diese Gestalt zuerst Jesus selber. Ihm kann ich mich völlig anvertrauen. An Ihm ist das Gesetz sichtbar, lebbar und greifbar geworden. Aber Jesus wollte, dass das auch in anderen sichtbar ist, in Heiligen und in großen Gestalten. Ich denke, eine solche Gestalt ist auch Luigi Giussani, nicht nur für die Gemeinschaft, sondern auch für die gesamte Kirche. Einer, bei dem man sehen kann, dass es gut ist. Jesus ist nicht gekommen, das Gesetz und die Propheten aufzuheben, sondern um sie zu leben und zu verwirklichen. Auf solche Menschen kann man schauen, denen kann man vertrauen und deren Vorbild kann man sich anvertrauen.

Kardinal Donigi Tettamanzi
Erzbischof von Mailand
In der Eucharistiefeier heute Abend kommt überaus deutlich und tief gleichsam das in einer gemeinschaftlichen Weise zum Ausdruck, was unser tägliches Leben ausmacht. Wir spüren die Gemeinschaft mit Don Giussani: seine Gegenwart. Die Eucharistie, die wir gerade feiern, bringt diese Gemeinschaft zur Vollendung, denn in Christus, der gestorben und auferstanden ist, wird die ganze Kirche real gegenwärtig. Es ist eine Gemeinschaft, die geprägt ist von der Dankbarkeit für die Gnadengaben, die Gott Don Giussani gegeben hat und die Gott uns durch ihn – durch seine Lehre, sein Zeugnis und seine Art, Priester zu sein – gegeben hat: Es sind Gaben, die uns, unserer Kirche und der ganzen Kirche weiterhin angeboten werden. Darüber hinaus ist es zugleich eine Gemeinschaft, die von Verantwortung geprägt ist, denn die Gaben, die Monsignore Giussani verliehen wurden – kurz gesagt sein „erzieherisches Charisma“ – verlangen danach, von uns heute bewahrt und gelebt zu werden. Die zweite Lesung ist der Weisheitsliteratur entnommen. Ich möchte gerade im Blick auf eure konkrete kirchliche Erfahrung den ersten Vers dieses Abschnitts noch einmal vorlesen: «Mein Sohn, beachte die Weisung deines Vaters, verachte die Lehre deiner Mutter nicht» (V20). Wir werden so auf die große Bedeutung der „Tradition“ hingewiesen, auf die anspruchsvolle Aufgabe der Weitergabe der Werte, und insbesondere auf die Lehre und auf das erzieherische Werk Don Giussanis in seinem ganzen Leben.

Kardinal Angelo Bagnasco
Erzbischof von Genua, Präsident der Italienischen Bischofskonferenz
Die erste Botschaft lautet: Unser Leben ist im tiefsten Sinn ein Pilgerweg. Und da unsere Heimat der Himmel ist, können wir die Erde mit Leidenschaft und Liebe anschauen und umarmen. Wir können uns, indem wir den Himmel anschauen, der Verantwortung der Zeit hingeben entsprechend unserer jeweiligen besonderen Berufung, mit Entschiedenheit, mit einem großen Sinn für Verantwortung und Engagement. Es ist jener Himmel, den Don Giussani, an den wir uns erinnern und für den wir beten, nunmehr erreicht hat. Dabei wissen wir, dass er uns am Thron Gottes mit seiner Liebe, seinem Gebet, seinem Beistand und seiner Führung nahe ist, die noch größer sind als vorher, in jener Wirklichkeit tiefer Communio und gegenseitiger Liebe, die Christus umgibt und von ihm ausgeht und die zugleich die Seele der Kirche ist. Wir beten für ihn und mit ihm in einem besonders schönen und dichten Moment unserer Geschichte, auf die wir mit Sympathie und mit der großen Leidenschaft und Intelligenz des Glaubens blicken; – in einer Zeit, die dicht, schön und herausfordernd ist. Denn, trotz der Widersprüchlichkeiten, der Ungereimtheiten und der Provokationen, die wir alle kennen, birgt diese Zeit für das Evangelium und für die Kirche außergewöhnliche Möglichkeiten, Verheißungen, „Samenkörner“, Chancen und Anregungen in sich. Auf zwei von ihnen möchte ich besonders hinweisen: Zum einen: Um uns herum können wir eine wohl ganz unerhörte Fähigkeit und eine Lust zu denken beobachten; eine Fähigkeit und Lust, sich der Vorgänge bewusst zu werden, der Geschichte, des Glaubens, der Herausforderungen, der Erfordernisse, der eigenen Identität, der eigenen Stellung in der Zeit, in der Welt und in der Kirche. Es gibt ein Erwachen des Bewusstseins, jenes Bewusstseins, das eine gewisse Weise des Denkens und Handelns lieber schlafend sehen würde. Es gibt eine zweite große Forderung, die sicher auch ihr seht und die Don Giussani lange vorhergesehen hat: Es ist der Notstand in der Erziehung. Es gibt ein große erzieherische Not, die wir gerade als Glaubende mit Demut, aber mit der Intelligenz des Glaubens entschlüsseln und übersetzen wollen, weil wir sehr gut wissen, dass vor allem in der Welt der Jugendlichen jeder Schatten, jede Dunkelheit, auch die schrecklichste, auch die gewalttätigste und die verwerflichste, immer auch ein Hilferuf vor allem nach Erziehung ist: Nach jemandem, der helfen kann zu unterscheiden, der autoritativ, klärend und zugleich wahrhaftig und einfühlsam auf den Sinn der Dinge verweisen kann, – jemand, der in der Lage ist, in allem Erscheinenden das Wesentliche zu entdecken. Wenn dies die grundlegende Herausforderung ist, aber auch die Erwartung, die von zahllosen Seiten an das Herz der Kirche drängt und an unser Herz klopft, begegnen wir auf der anderen Seite Dem, der uns als Einziger in der Geschichte das wahre und vollständige Antlitz des Menschen gezeigt hat – ecce homo –: Jesus.

Kardinal Pedro Rubiano Sáenz
Erzbischof von Bogotá
Danken wir Gott für diesen Weg, denn sehr viele Menschen konnten durch Don Giussani dem Herrn begegnen. Er gab mit seinem Leben und mit seiner Liebe davon Zeugnis. Er ist ein Beispiel, dem alle folgen können, weil er uns dazu anregt, die Nachfolge des Herrn zu leben und seinen Willen zu tun. Auch wir sollen wie Don Giussani Ihn mit dem Leben bezeugen, indem wir Seinen Willen in den verschiedenen Situationen – zu Hause, bei der Arbeit – erfüllen, wenn wir alles redlich und opferwillig tun. Die Kirche erkennt jene an, die wie er wahre Zeugen des Herrn, der Liebe zu den Menschen und wahrer Tugend gewesen sind. Versuchen auch wir, ihn nachzuahmen. Die Heiligen in der Kirche sind diejenigen, die den Willen Gottes erfüllen. Bitten wir, dass jene, die sein Leben und sein Zeugnis kennen gelernt haben, denselben Einsatz für die Kirche auf sich nehmen. Bitten wir, dass wir an derselben Liebe und der Barmherzigkeit Gottes teilhaben können, die jetzt Don Giussani im Hause des Vaters erfährt. Don Giussani ist der Weg gewesen, der uns gegeben worden ist, um Jesus kennen zu lernen. Bitten wir darum, diesem treu zu sein.

Monsignore Giuseppe Misue Atsumi
Bischof von Hiroshima
Wir sind hier, um das dritte Jahrgedächtnis für Don Giussani und den 26. Jahrestag der Anerkennung der Fraternität von Comunione e Liberazione durch den Papst zu feiern. Don Giussani hat seine Kraft gegeben, um die Menschen, besonders die Jugendlichen, zum wahren Glauben zu führen. Jetzt ist die Bewegung in mehr als 70 Ländern der Erde verbreitet. Ich glaube, dass er nicht seine eigene Ehre gesucht hat, Macht oder Güter, sondern dass er sein ganzes Leben einzig für Christus gegeben hat. Von seinem Leben können wir eine Vorstellung davon gewinnen, wer ein Heiliger ist. Eines Tages wird er heiliggesprochen werden. Wenn wir leben wie er, haben auch wir eine Möglichkeit, heilig zu werden. Versetzen wir uns in seine Person und bitten wir um seine Hilfe, auf dass wir auf diesem Weg voranschreiten können.

Pater John Finlayson
Generalvikar von Johannesburg
Ja, Don Giussani, wir hören auf das, was du sagst. Wir hören es und verstehen, was du sagst, in welche Richtung du gehst und was du in der Kirche und in der Welt vollbringen möchtest, und wir schätzen es. Wir danken Gott für diesen Menschen, wir danken Gott, dass er Menschen wie ihn wachsen lässt. Männer und Frauen wie ihn, die das Evangelium weiterhin ernst nehmen und neue Wege suchen, um das Evangelium in das Leben der Menschen zu tragen. Auf diese Weise sind die Antwort auf die Worte Jesu, das Glaubensverständnis, der Glaube, die Hoffnung und die Liebe nicht bloß etwas Äußerliches. Sie sind nicht nur etwas, das wir aus Liebe zum äußeren Anschein zur Schau stellen, sondern etwas, was uns tatsächlich durchdringt. Sie durchdringen unser Sein und unsere ganze Energie. Dies hat Don Giussani verfolgt und auszudrücken versucht.

Monsignore Celestino Migliore
Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in New York
Don Giussani war ein Priester, der eine besondere Gnade des Lichts, der Weisheit und des Einsatzes erhalten hat, um sie in den Dienst der Kirche zu stellen. Die Lesungen regen uns an, über unsere Zugehörigkeit zur Kirche und über unsere Treue zum Charisma nachzudenken. Die Botschaft, die uns von der Angst vor dem Tod befreit, die die Feinde versöhnt und die Gefangenen befreit, erzeugt auch Neid, Hass und Ungerechtigkeit. «...die Liebe bei vielen [wird] erkalten» (Mt 24,12). Warum sollten wir, die wir zur Jahrgedächtnisfeier für Don Giussani zusammengekommen sind, an diese Worte denken? Weil Comunione e Liberazione ein Teil der Kirche ist. Die Worte Jesu wollten die Kirche darauf vorbereiten, die Zeit nach seiner Rückkehr zum Vater gut zu leben. Diese Bestimmung hatte die Kirche damals und sie hat sie noch heute und sie betrifft auch Comunione e Liberazione. Möge das Jahrgedächtnis von Don Giussani euch dazu aufrufen, sein Charisma in euren Gemeinschaften und in der Kirche zu beleben. Die Worte von einer Liebe, die erkaltet, sind überwunden, wenn man bejaht, dass die Frohe Botschaft Jesu und das Zeugnis von Don Giussani uns angesichts dieser Prüfung bestärkt. In dieser Messe danken wir dem Herrn, dass Er uns Don Giussani geschenkt hat: Für das Charisma, welches ihm und durch ihn uns allen geschenkt wurde. Bitten wir darum, dass uns Licht und Freude geschenkt werden mögen, damit das Charisma von Don Giussani Frucht tragen kann.

Monsignore Maroun Lahham
Bischof von Tunis
Heute Abend feiern wir die Messe für Don Giussani, den Gründer der Bruderschaft von Comunione e Liberazione und der Memores Domini, die seit vielen Jahren im Dienst unserer Kirche stehen. Bei dieser Gelegenheit kann man auch an das Pastorale Jahr erinnern, das wir leben, das Jahr der Laien. Denn die Fraternität ist eine Laienbewegung. Don Giussani schreibt an einer Stelle, dass „Laien“ alle Menschen sind, die in der Welt arbeiten und dass sie dazu berufen sind, sich der eigenen Bestimmung bewusst zu werden. Aber für einen christlichen Laien hat sich diese Bestimmung in Jesus Christus geoffenbart. Ein christlicher Laie, der Christus folgen möchte, muss sein ganzes Leben in den Dienst des Lobes und der Ehre Christi stellen, den er als letzten Sinn des Daseins und der Geschichte anerkennt. Dieser Laie, so fährt Don Giussani fort, kann ein Heiliger sein, das heißt ein Sünder, der die Begrenztheit der eigenen Menschlichkeit gegenüber Gott und den Menschen anerkennt, oder autonomes Subjekt, das sich als Herr seiner selbst und Maß aller Dinge fühlt. Für uns ist die erste Lösung die vernünftige: Das Leben auf dem aufbauen, was wahr, gut und schön ist.

Kardinal Serafim Fernandes de Araújo
Em. Erzbischof von Belo Horizonte, Brasil
Heute feiern wir das dritte Jahrgedächtnis des Todes – ich müsste sagen der Himmelfahrt – des geliebten Gründers von Comunione e Liberazione. Wie hat dieser Mensch die Kirche geprägt! Nachdem ich diese Feier organisiert habe, bin ich sehr glücklich, eine innere Beziehung herstellen zu können, wie jemand, der deutlich ein Volk sieht und hört, der sieht, was heute in der Welt und vor allem was in eurer Fraternität wächst: ernste, verfügbare, christliche Personen. Dies wird im Laufe der Zeit bestätigt. Jeder von euch ist ein Plan des Vaters. Herausforderungen inbegriffen. Daher kann ich garantieren, dass heute ein Tag ist, um Freude auszudrücken, ein Tag des Lobes, an dem man Gott sagen kann: «Ich danke dir, dass du mir Comunione e Liberazione auf den Weg gestellt hast».