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Gesellschaft
Die Tatsachen antworten
John Waters

Aus dem Wörterbuch von Oxford verschwinden die christlichen Begriffe. Ein Werbegag? Möglicherweise. Aber er offenbart auch anderes.

Manche Leute sind zunehmend beunruhigt über eine angebliche Verdrängung des Christentums aus der westlichen Kultur. Jüngstes Beispiel ist die Debatte über die neue Ausgabe eines Kinderwörterbuchs der Oxford University Press. Ihn ihm fehlt gleich eine Reihe von Worten, die das Christentum betreffen. Dazu gehören etwa die Begriffe Abtei, Altar, Bischof, Kapelle, Taufe, Jünger, Priester, Kloster, Mönch, Nonne, Pfarrei, Kirchenbank, Psalm, Kanzel, Heiliger, Sünde, Teufel und Vikar.
Christen reagierten bestürzt über diese »erneute Beleidigung« Christi.
Aber nicht nur christliche Begriffe fehlten in dem Wörterbuch. Die Autoren beseitigen auch eine Reihe von Worten, die die Natur beschreiben, etwa »Moos« und »Farn«. Könnte es aber nicht sein, dass Christus deswegen viel tiefer beleidigt ist als wegen der Löschung von »Konvent« aus dem Wortschatz?
Vineeta Gupta, der Verantwortliche der Oxford University Press für Kinderwörterbücher, bemühte sich im Interview mit dem Daily Telegraph, diese Entwicklung zu rechtfertigen. »Wenn Sie auf ältere Ausgaben des Wörterbuches zurückblicken, finden Sie dort zum Beispiel viele Namen von Blumen«, erklärte Gupta. »Das war sinnvoll, weil viele Kinder in halb ländlichen Verhältnissen lebten und die Jahreszeiten eine große Rolle spielten. Heutzutage hat die Umwelt sich verändert. Wir sind außerdem viel multikultureller. Die Leute gehen nicht mehr so oft zur Kirche wie früher. Unsere Auffassung von Religion ist multikulturell, und deshalb hätten Sie einige Worte wie „Pfingsten“ oder „Weißer Sonntag“ vor 20 Jahren noch in dem Werk gefunden, heute aber nicht mehr.«
Üblicherweise erwecken derartige Debatten den Eindruck einer wohl durchdachten Werbestrategie. Nichtsdestotrotz stellen solche Absonderlichkeiten für viele, die Christus folgen, eine äußerste Provokation dar. Sie haben Angst. Möglicherweise fürchten sie, dass ihren Kindern die Kenntnis Christi und der Natur nach und nach vorenthalten wird.
Zweifellos hegen die Verantwortlichen für solche Entwicklungen eine gewisse Feindseligkeit gegenüber dem Christentum. Aber vielleicht signalisiert das Auf und Ab dieser Debatten etwas ganz anderes, als viele Christen denken.
Denn letztlich geht der Klang des Namens Christi in unserer Kultur dem Dasein der Oxford University Press um eine nicht unbeträchtliche Zeitspanne voraus, und das gilt erst recht für die Natur.
Wer solche Veränderungen verteidigt, legt zur Rechtfertigung seines Handelns eine bestimmte Art von Vernunft vor. Aber Don Giussanis Charisma lehrt uns, dass Vernunft weiter reicht als ihre Definition im modernen Wortschatz.
Vielleicht teilen solche Provokationen einfach die Angst einer Generation mit, die mit einem falschen Vernunftbegriff aufgewachsen ist und nun kurz vor ihrem Ende ihren lebenslangen Anti-Glauben zu rechtfertigen sucht – angesichts des unendlichen Geheimnisses, das sie erwartet.
Wir erleben ein Tauziehen in unseren Kulturen.
Aber müssen Christen solche Absonderlichkeiten bekämpfen? Wird die Natur verschwinden, weil sie in den Wörterbüchern nicht mehr erwähnt wird? Christus lächelt über diese Vorstellung und lacht laut darüber, dass britische Kinder das Wort »Bischof« möglicherweise nicht mehr kennen dürfen.