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Editorial
Das Schöne am Sommer


Das Schöne am Sommer ist, dass man im Sommer wirklich arbeitet. Nicht, dass man während des restlichen Jahres Däumchen drehen würde. Doch wenn in der Ferienzeit die Verpflichtungen ein wenig abnehmen und die Umstände weniger stressig zu werden scheinen, dann beginnt die Herausforderung eigentlich erst so richtig: denn dann offenbart sich unmittelbar das Gewicht unserer „freien Zeit“. Die freie Zeit, so hat uns Don Giussani immer wieder ins Bewusstsein gerufen, ist die Zeit, „in der man sich nach Belieben mit dem beschäftigt, was man für das Wertvollste im eigenen Leben hält.“
Das Schöne an den Ferien liegt ganz in diesem Einsatz dafür. Denn es handelt sich um einen Einsatz, der alles betrifft: das Essen und Vergnügen, das Singen mit den Freunden oder das Staunen angesichts eines Sonnenuntergangs in den Bergen. Jeder Moment der freien Zeit trägt die Möglichkeit eines tiefen und vollen Genusses, der uns „durchatmen“ lässt, wie Don Giussani hinsichtlich der Ferien sagte. Es gibt keinen Umstand, der „nicht Teil des Dialogs ist, den jeder von uns mit dem gegenwärtigen Geheimnis führt”. Man muss dem Umstand nur auf den Grund gehen.

Daher sind die Ferien eine Zeit der Arbeit. Und wer sie ernst nimmt, wird sich einiger Arbeitsmittel bedienen. Vor allem der beständigen Lektüre des Texts der Exerzitien der Fraternität von CL (mit dem wir uns sicher noch bis nach September im Seminar der Gemeinschaft auseinandersetzen werden). Und dann der Lektüre der Bücher des Monats und weiterer Bücher, die auf der Homepage unserer internationalen Zeitschrift empfohlen werden. Sie folgen einem roten Faden. Schließlich hat uns Benedikt XVI. in diesen Tagen das Geschenk seiner dritten Enzyklika mit dem Titel Caritas in veritate gemacht. Sie liegt dieser Ausgabe von Spuren bei. Wenn sie Themenfelder wie Arbeit, Wirtschaft und Entwicklung behandelt, dann geht sie von einem festen Grund aus, der allem anderen Halt gibt: „Nur in der Wahrheit erstrahlt die Liebe und kann glaubwürdig gelebt werden. Die Wahrheit ist ein Licht, das der Liebe Sinn und Wert verleiht. Es ist das Licht der Vernunft wie auch des Glaubens (...). Ohne Wahrheit gleitet die Liebe in Sentimentalität ab. Sie wird ein leeres Gehäuse, das man nach Belieben füllen kann.“ Liebe und Wahrheit. Vernunft und Glaube. Ein Parcours der Erkenntnis eben, um ein Wort zu gebrauchen, das wir zurzeit des Öfteren gebrauchen und dessen Bedeutung wir gerade entdecken.

Der Papst greift diesen Begriff zu Beginn auf und vertieft ihn dann. Zum Schluss schreibt er und verweist dabei auf ein weiteres Arbeitsmittel: „Erkennen ist nicht ein nur materieller Akt, weil das Erkannte immer etwas verbirgt, was über die empirische Gegebenheit hinausgeht. Jede Erkenntnis, auch die einfachste, ist immer ein kleines Wunder, weil sie sich mit den materiellen Mitteln, die wir anwenden, nie vollständig erklären lässt.“ Jede Erkenntnis ist ein kleines Wunder. Mit anderen Worten: ein Ereignis, wie es im Titel des diesjährigen Meetings in Rimini heißt.
Jede Menge Anlässe also, um das Schöne am Sommer zu genießen.